Schüler vom Unterricht ausgeschlossen

Nach Applaus für Holocaust im Kino in Wiesbaden ermittelt Staatsanwaltschaft

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Corinna Lutz
Corinna Lutz ist Reporterin im SWR Studio Mainz
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Alexander Dietz
Alexander Dietz ist Reporter im SWR Studio Mainz.
Tjada Huchtkötter
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Nach einem antisemitischen Vorfall in einem Kino in Wiesbaden ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung. Mehrere Jugendliche sollen während eines Films den Holocaust beklatscht haben.

Etwa 60 Schülerinnen und Schüler einer Berufsschule waren im Rahmen des Unterrichts mit drei Lehrkräften in Wiesbaden im Kino. Nach Angaben des hessischen Kultusministeriums haben sie sich gemeinsam den Film "Die Wannseekonferenz" angeschaut. Als am Ende ein Hinweis auf die Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden eingeblendet wurde, sollen laut Ministerium einige wenige Schülerinnen und Schüler geklatscht haben.

Schüler sollen noch keine 18 Jahre alt sein

Die Staatsanwaltschaft in Wiesbaden weiß noch nicht genau, wer applaudiert hat, geht aber momentan davon aus, dass diejenigen noch minderjährig sind. Das könnte bei einer Verurteilung dazu führen, dass die Personen lediglich nach dem Jugendstrafrecht verurteilt werden und beispielsweise Arbeitsstunden ableisten müssen. Wer in Deutschland die Taten während des Nationalsozialismus billigt, kann wegen Volksverhetzung verurteilt werden. Und genau damit müssen die Schülerinnen und Schüler nun rechnen.

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Schule will den Vorfall aufarbeiten

Der hessische Kultusminister Armin Schwarz (CDU) hatte vergangene Woche nach dem antisemitischen Vorfall Konsequenzen angekündigt. Die Lehrkräfte hätten die Schüler direkt auf ihr Fehlverhalten hingewiesen. Der Schulleiter habe außerdem eine intensive Aufarbeitung des Vorfalls in die Wege geleitet. Die betroffenen Jugendlichen seien für zwei Wochen vom Unterricht ausgeschlossen und ihre Eltern sofort informiert worden. Der Wiesbadener Kurier hatte zuerst über den Vorfall berichtet.

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