Laut Anklage wäre Baby fast gestorben

Mutter soll eigenem Baby Morphium gegeben haben - Prozess in Frankenthal

Stand
Autor/in
Heiko Wirtz-Walter
Porträt von Autor Heiko Wirtz-Walter auf einem Dreh
Nicoletta Prevete
Nancy Lau
SWR-Autorin Nancy Lau

Eine 42-Jährige aus dem Rhein-Pfalz-Kreis muss sich seit Donnerstag vor dem Landgericht in Frankenthal verantworten, weil sie ihrer neugeborenen Tochter das starke Schmerzmittel Morphium gegeben haben soll. Laut Anklage wäre das Baby fast gestorben.

Zum Tatzeitpunkt vor sechs Jahren war das vier Wochen alte Baby zur Behandlung in einem Krankenhaus in Speyer, so die Anklage.

Wie die Mutter am ersten Prozesstag berichtete, litt sie damals an Nierenkrebs und anderen Erkrankungen und hatte dadurch starke Schmerzen. Sie bekam deshalb Schmerztabletten verabreicht und auch Pflaster, die Morphium enthielten. Laut der Anklage soll sie morphinhaltige Tabletten in Wasser aufgelöst und dem Baby dann verabreicht haben. Warum, ist noch unklar.

Ärzte als Zeugen vor Gericht

Neben der Angeklagten sagten am ersten Prozesstag am Donnerstag auch zwei Ärzte des Krankenhauses, in dem das Baby zur Tatzeit lag, aus. Sie sagten, dass das Baby unter Entzugserscheinungen litt, weil die morphinhaltigen Schmerzmittel möglicherweise über die Muttermilch an das Kleinkind übertragen worden seien. Die Ärzte hatten deshalb der Mutter geraten, sie solle das Kind nicht mehr stillen.

Das Ärzte-Team des Diakonissenkrankenhauses in Speyer hatte vor sechs Jahren Anzeige gegen Unbekannt erstattet, weil das Baby nach mehreren Atemstillständen fast gestorben wäre.

Prozess gegen Mutter aus dem Rhein-Pfalz-Kreis sechs Jahre später

Der Vorfall habe sich bereits Ende Februar 2019 ereignet und wird jetzt erst verhandelt. Die zuständige Oberstaatsanwältin sagte dem SWR, es habe zahlreiche andere große Verfahren gegeben. Deshalb habe sich die Anklage verzögert.

Ein Gerichtssprecher sagte, dass es schwer gewesen sei, der Frau die Tat nachzuweisen. Neue Recherchen von Polizei und Staatsanwaltschaft, auch in Kooperation mit dem Jugendamt, hätten die Anklage möglich gemacht. Laut Anklageschrift muss sich die Frau wegen versuchten Totschlags und schwerer Körperverletzung verantworten.

Baby erlitt in Speyer durch Morphium Atemstillstände

Laut Anklage erlitt das Baby durch das Morphium Krampfanfälle und mehrere Atemstillstände. Die Mutter habe das vorhergesehen und billigend in Kauf genommen. Ein Oberarzt habe den Zustand des Babys bemerkt und gerade rechtzeitig eingegriffen. Dank sofortiger Notfallmaßnahmen hat das Baby überlebt, heißt es. Die Morphium-Konzentration sei tödlich gewesen.

Krankenhaus in Speyer äußert sich nicht

Das Krankenhaus war vor Prozessbeginn nicht bereit, sich zu dem Vorfall zu äußern. Denn es handle sich um ein schwebendes Verfahren.

Ein Neugeborenes in einem Inkubator. Symbolbild. Mutter soll vor sechs Jahren ihrem vier Wochen alten Baby Morphium verabreicht haben.
Ein Neugeborenes in einem Inkubator. Symbolbild. Mutter soll vor sechs Jahren ihrem vier Wochen alten Baby Morphium verabreicht haben.

Urteil in Frankenthal Ende März erwartet

Die Frau selbst leugnet die Tat. Das heute sechsjährige Mädchen, die Tochter der 42-Jährigen, wohnt seit ihrer Geburt bei der Mutter. Wie die Angeklagte während des Prozesses mitteilte, hat sie insgesamt neun Kinder. Mit dem Prozessauftakt am Donnerstag sind sieben Prozesstage angesetzt. Das Urteil wird Ende März erwartet.

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