Amtsgericht in Speyer, Mittwoch, 9 Uhr: Der 60-jährige Angeklagte macht zu Beginn der Verhandlung einen eher ungewöhnlichen Eindruck: Er wird in Handschellen vorgeführt, in der Hand hält er ein Paar Pantoffeln.
Die Verhandlung startet holprig und wird immer wieder vom Angeklagten durch Kommentare unterbrochen. Der Mann aus der Pfalz stellt mehrfach die Legitimation der Vorsitzenden Richterin in Frage. "Legen Sie Ihren Eid ab!", ruft er immer wieder.
Wegen seiner vielen Kommentare beantragt die Staatsanwaltschaft ein Ordnungsgeld von 300 Euro. "Ihr reimt euch da was zusammen, ihr seid nicht legitimiert", so der Angeklagte.
Angeklagter sei kein Reichsbürger
Erst als der Staatsanwalt nach zwei Stunden Verhandlung in seinem Plädoyer zwei Jahre Haft ohne Bewährung fordert, lenkt der Mann ein.
Er bereut sein Verhalten, entschuldigt sich und verspricht, Arbeit zu suchen. Er habe damals selbst nicht verstanden, warum er so ausgerastet sei, sagte er. Ein Reichsbürger sei er nicht.
Angeklagter soll Beamten im Auto eingeklemmt haben
Es geht um einen Vorfall im Januar 2023, weshalb der 60-Jährige vor Gericht steht. Er war damals mit seinem Motorroller unterwegs und wollte einer Polizeikontrolle entkommen. Der TÜV an seinem Roller war abgelaufen. Um der Kontrolle zu entkommen, lieferte sich der Mann aus Lingenfeld eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Dabei raste er auch in Polizeiwagen, wodurch sich ein Polizist leicht verletzte, weil er sich in der Autotür einklemmte.
Außerdem trat er nach einer Polizeibeamtin und soll die Beamten als "Volksverhetzer" beleidigt haben. Der Sachschaden wurde auf 8.000 Euro geschätzt.
Urteil: Bewährung und Arbeitsstunden
Nach dem Urteil des Amtsgerichts Speyer ist der Mann aus Lingenfeld nun drei Jahre auf Bewährung frei. In dieser Zeit muss er 300 Arbeitsstunden leisten. Für den Angeklagten sprach laut der Vorsitzenden Richterin, dass er die Taten eingeräumt hat, es ihm leid tat und die Polizisten keine schweren Verletzungen erlitten haben. Er sei nicht vorbestraft und würde deshalb die Chance bekommen, weiter in Freiheit zu bleiben.