Wand mit Tontafeln, auf denen sich die Baumpaten verewigen konnten

Rund 10.000 Bäume gepflanzt

Wie die "Westerwald-Kinder" den Wald in Höhr-Grenzhausen retten

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Christina Nover
Autorin Christina Nover

Im Wald in Höhr-Grenzhausen sind dank einer Spendenaktion rund 10.000 Bäume gepflanzt worden. So konnten laut Forstverwaltung der Großteil der Borkenkäferschäden im Revier behoben werden.

Joachim Türk ist leidenschaftlicher Läufer - seine Laufstrecke führt ihn mitten durch den Wald bei Höhr-Grenzhausen. Doch 2020 erkennt er sein Umfeld kaum mehr wieder. Zahlreiche Bäume sind abgestorben, es klaffen riesige Lücken im Wald. Schuld sind Trockenheit und Borkenkäfer.

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"Mir hat das Herz geblutet und ich war ziemlich sicher, dass die Menschen in der Gegend ähnliche Gefühle haben ihrem Wald gegenüber, und sie auch bereit sind, etwas zu tun", erzählt Türk, der die "Westerwald-Kinder" zusammen mit dem Kinderschutzbund ins Leben gerufen hat. Mittlerweile wird die Aktion vom Verein "Zweite Heimat" betreut.

Baumpatenschaft in Höhr-Grenzhausen

Die Idee: Menschen spenden Geld für das Pflanzen von Bäumen und können sich dafür auf einer Tontafel verewigen lassen. Die Baumpatenschaft stieß auf großes Interesse in der Bevölkerung - in kürzester Zeit hatten die Organisatoren genug Geld zusammen, um im November 2020 ein erstes Areal mit rund 1.000 Eichen und Hainbuchen zu bepflanzen.

Förster Detlev Nauen und Joachim Türk von den Westerwaldkindern schauen sich das bepflanzte Areal an
Förster Detlev Nauen (links) und Joachim Türk schauen sich an, wie sich das bepflanzte Areal entwickelt hat.

Die Setzlinge sind "richtig gut angewachsen", wie der zuständige Forstrevierleiter Detlev Nauen im Gespräch mit dem SWR erzählt. Viele der Bäume seien schon zwei Meter hoch. Er schaut regelmäßig nach den neu bepflanzten Gebieten und freut sich über den Erfolg der Spendenaktion. "Es konnte viel mehr bewegt werden, als ich anfänglich gedacht habe", sagt er.

"Westerwald-Kinder" verbinden durch Bäume Generationen

Joachim Türk betont, dass durch die "Westerwald-Kinder" eine Verbindung zwischen den Menschen und ihrem Wald geschaffen werden konnte - über Generationen hinweg. "Wald ist ja nichts, was man heute macht und morgen da ist. Ich werde selbst nicht mehr im Schatten der Bäume stehen, die wir gepflanzt haben, aber mein Enkel, der wird noch im Wald spielen können", so Türk.

Tontafeln an einer Wand im Wald in Höhr-Grenzhausen
Die Baumpaten konnten sich auf Tontafeln verewigen lassen.

Tontafeln erinnern auch an Verstorbene

So finden sich auf den Tontafeln an einer großen Wand vor dem Areal aus 2020 viele Hinweise darauf, wie sehr der Wald den Spendern am Herzen liegt. Einige spendeten für ihre Kinder oder Enkel, andere auch für Verstorbene, wie Türk weiß: "Am Ende des Lebens schafft man eine Erinnerung und hat für diese Person Bäume gepflanzt und weiß, irgendwie lebt dieser Mensch in Gedanken in diesen Bäumen weiter."

"Wald ist ja nichts, was man heute macht und morgen da ist."

Mittlerweile sind laut Türk schon mehr als 70.000 Euro zusammengekommen - neben Privatleuten beteiligten sich auch Firmen aus der Region und spendeten für den heimischen Wald. Von dem Geld konnten acht Areale mit neuen Bäumen bepflanzt werden und somit die größten Schäden behoben werden. Interessenten für die Baumpatenschaft gibt es aber immer noch. Daher wird eifrig weiter gepflanzt.

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