Der Flugplatz Spangdahlem ist derzeit in Alarmbereitschaft. Am Sonntag hat das europäische Oberkommando des US-Militärs in Stuttgart die Sicherheitsstufe auf allen Stützpunkten in Europa erhöht. Und gegenüber dem SWR teilte das Kommando mit, dass sie zumindest während der Sommermonate weiter gelten sollen. Man werde in dieser Zeit "die Wachsamkeit verdoppeln", heißt es von der Pressestelle.
Auch auf der Air Base in der Eifel gilt demnach weiterhin die Stufe "Charlie". Und das nicht zum ersten Mal, wie dem SWR ein ehemaliger Mitarbeiter der Air Base erzählt, der anonym bleiben möchte. Der Deutsche hat jahrzehntelang für die Amerikaner gearbeitet und dabei mehrmals erlebt, wie die Sicherheitsvorkehrungen erhöht wurden. Zum Beispiel 2011, nachdem ein Islamist einen Busfahrer und zwei US-Soldaten auf dem Frankfurter Flughafen erschossen hatte. "Danach wurde dann beschlossen, dass die Airmen draußen keine Uniformen mehr tragen dürfen", erzählt der frühere Mitarbeiter.
Erhöhte Sicherheitskontrollen an den Toren zur Air Base
2022 wurde dieses Verbot dann wieder aufgehoben, doch jetzt wurde es laut Medienberichten wieder inkraft gesetzt. Dies diene dem Schutz der Soldaten. Denn in Uniform wären sie natürlich identifizierbar. Außerdem sollen die Militärangehörigen verdächtige Aktivitäten melden und Reisehinweise des Außenministeriums beachten, heißt es beim Europäischen Oberkommando: "Aus Gründen der operationellen Sicherheit werden wir zu spezifischen Maßnahmen nichts sagen, aber wir bleiben wachsam."
Zum Beispiel an den Toren zum Flugplatz. Auch das hat der ehemalige Mitarbeiter in seiner Zeit auf der Base schon häufiger erlebt, wie er sagt: "Da werden dann nicht nur die Ausweise kontrolliert, sondern es werden auch mal die Fahrzeuge durchleuchtet. Die Kontrollen werden dann verschärft." Es sei auch vorgekommen, dass Angestellte manche Gebäude auf der Base nicht mehr betreten durften.
Liegt eine konkrete Bedrohung für Spangdahlem vor?
Der Grund für die erhöhte Sicherheitsstufe ist unklar. Das US-Militär gibt dazu keine Auskunft. Allgemein wird die Stufe "Charlie" allerdings ausgerufen, "wenn ein terroristischer Anschlag oder ein Angriff auf Personal wahrscheinlich ist", heißt es etwa bei der Defence Logistics Agency, die ein Teil des US-Verteidigungsministerium ist.
Die "Force Protections Condition Charlie" ist demnach die zweithöchste Sicherheitsstufe. Die höchste heißt "Delta". Sie kommt aber erst zum Tragen, wenn ein Terroranschlag kurz bevorsteht oder schon ausgeführt wurde. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 galt auf den europäischen Stützpunkten die Stufe "Bravo", die schon von einem erhöhten Risiko für die Stützpunkte ausgeht.
Islamisten hatten früher Anschlag in Spangdahlem geplant
Ob es derzeit konkrete Hinweise auf einen Anschlag in Deutschland gibt - diese Frage beantwortet das Europäische Oberkommando nicht. Auch nicht, von welchen Gruppierungen eine Bedrohung ausgehen könnte. Das Kommando teilte lediglich mit, es gehe um "verschiedene Faktoren" und nicht nur um eine vereinzelte Bedrohung.
Auch das Mainzer Innenministerium, das von den Amerikanern informiert wurde, spricht nur vage von einer "permanenten, abstrakten Gefährdung". In der Vergangenheit waren US-Stützpunkte vor allem im Visier von islamistischen Terroristen. So hatten fünf Männer aus Tadschikistan vor einigen Jahren etwa Sprengstoffanschläge auf der Air Base Spangdahlem geplant. Per Drohne oder Gleitschirm wollten sie Bomben über dem Flugplatz abwerfen. Dafür hatte das Oberlandesgericht Düsseldorf sie zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
"Von außen betrachtet, ist alles ruhig, so wie immer"
Lothar Herres glaubt, dass man erst im Nachhinein etwas von der Bedrohungslage erfahren wird. Normalerweise ist der Mann aus Binsfeld gut darüber informiert, was auf dem Flugplatz Spangdahlem vor sich geht. Als Geschäftsführer des Host Nation Council, eines deutsch-amerikanischen Freundschaftsvereins, kennt er viele, die auf dem US-Stützpunkt in der Eifel leben und arbeiten.
Ramstein, Baumholder und Spangdahlem betroffen Wegen Terrorgefahr - US-Militär in RLP in erhöhter Alarmbereitschaft
Das US-Militär hat in Rheinland-Pfalz seine Sicherheitsstufe erhöht. Das berichtet das US-amerikanische Nachrichtenportal für Militärangehörige "Stars and Stripes".
Doch von der erhöhten Sicherheitsstufe in Spangdahlem hat auch er nur aus der Presse erfahren: "Da hört man als Zivilist gar nichts, wenn es um Sicherheitsinteressen geht." Auch Marcus Konrad (CDU), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher, wurde vom Flugplatz nicht informiert: "Von außen betrachtet, ist alles ruhig, so wie immer."