Depressionen sind seit längerem auf dem Vormarsch, insbesondere in städtischen Gebieten. Die aktuelle Pandemie verstärkt dieses Phänomen noch. Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle–Jena–Leipzig hat in einer Studie untersucht, ob die Anzahl von Straßenbäumen in Wohngebieten einen Effekt auf die psychische Gesundheit haben.
Mehr Bäume, weniger Antidepressiva
Der Blick aus dem Fenster auf einen Baum steigert das Wohlbefinden, das kann sicher jeder nachempfinden. Auf dem Land ist es kein Thema in Städten schon. Mehr Bäume bedeuten weniger Depression.
Die faszinierendste Erkenntnis, so die Wissenschaftlerin, ist die Tatsache, dass in Straßenzügen wo mehr Bäume stehen, weniger Medikamente zur Linderung psychischer Krankheiten verschrieben wurden. Das ergab die Auswertung einer großen Gesundheitsstudie, die in Leipzig durchgeführt wurde.
Es gab einen klaren Zusammenhang zwischen der Anzahl der Bäume in einem Wohnviertel und der Menge an Medikamenten oder Antidepressiva, die dort verschrieben wurden.
Das heißt: Je näher ein Baum bei der eigenen Wohnung steht, umso größer der Effekt für die psychische Gesundheit. Anders ausgedrückt: Der nächste Baum sollte maximal 100 Meter vom eigenen Wohnhaus entfernt sein.
Es kommt nicht auf die Baumart an
Prof. Dr. Aletta Bonn betont, dass also nicht nur die kostspieligen und gut gepflegten Grünanlagen für das Wohlbefinden der Menschen in der Stadt wichtig sind. Es kommt auch nicht auf bestimmte Bäume an. Stadtplaner könnten auch Aspekte des Klima- und Naturschutzes mit der Pflanzung von Bäumen beeinflussen und Lebensraum für Vögel und Insekten schaffen und damit die Biodiversität steigern. Für den Mensch ist es laut der Studie egal um was für Bäume es sich handelt.
Im Mittelpunkt der Studie stand aber die psychische Gesundheit der Stadtbewohner. Baumpflanzungen können sogar helfen soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen, so die Wissenschaftlerin. Denn oft leben Menschen mit geringeren Einkommen in Stadtgebieten mit weniger grün und weniger Straßenbäumen.
Stadtplaner und -planerinnen sollten deshalb mehr darauf achten, dass in Wohngegenden mit großen Wohnsilos mehr Bäume gepflanzt werden.
Es muss also nicht gleich ein Naturbiotop oder ein schön angelegter Park sein, auch wenn die natürlich sehr wichtig sind für die Naherholung in den Städten. Aber stadtplanerisch sind sie eben auch schwieriger umzusetzen. Bäume zu pflanzen ist dagegen relativ leicht und kostengünstig. Straßenbäume sind für Prof. Dr. Aletta Bonn ein probates Mittel, mit dem Stadtplaner, schnell Effekte für die Gesundheit der Stadtmenschen erzielen können.
Mit dem Pflanzen von Straßenbäumen würde man nicht nur etwas für die psychische Gesundheit der Menschen in der Stadt tun und soziale Ungerechtigkeiten abmildern. Die Studie belegt zudem, dass man relativ kostengünstig den lokalen Klimawandel und den Verlust biologischer Vielfalt bekämpfen könnte. Stadtplaner sollten also verstärkt in Betracht ziehen Bäume zu pflanzen.