In einem Schreiben der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz heißt es, die Vereinigten Staaten seien der wichtigste Handelspartner von Rheinland-Pfalz außerhalb der Europäischen Union - mit einem Handelsvolumen von knapp sechs Milliarden Euro im Jahr 2023. "Die wirtschaftlichen Verflechtungen mit den USA sind für die rheinland-pfälzische Wirtschaft von zentraler strategischer Bedeutung", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel aus Koblenz.
Zollstreitigkeiten werden wieder wahrscheinlicher
In den vergangenen Jahren hat das US-Geschäft vieler Unternehmen im Land jedoch stark gelitten. Nach Einschätzung der IHK ist das vor allem auf Zölle und andere protektionistische Maßnahmen, die während der ersten Amtszeit von Trump entstanden sind, zurückzuführen. In Rheinland-Pfalz sei besonders die Maschinenbauindustrie von Importzöllen auf Stahl und Aluminium betroffen gewesen.
Deshalb sei die Wiederwahl von Donald Trump für den internationalen Handel kein gutes Vorzeichen, sagt auch der Hauptgeschäftsführer der IHK-Trier, Jan Glockauer: "Werden die Androhungen umgesetzt, drohen im Bereich der Handelspolitik umfangreiche Zollerhöhungen." Eskalierende Zollstreitigkeiten würden mit Trump 2.0 wieder wahrscheinlicher, so Glockauer.
Für Winzer an der Mosel zählen USA zu wichtigsten Märkten
Das befürchtet auch Moritz Hoffmann vom Weingut Vollenweider in Traben-Trarbach an der Mittelmosel. Für den Winzer zählt die USA zu den wichtigsten Absatzmärkten. Unter Trump habe sein Unternehmen schon einmal sehr gelitten: "Mittlerweile hat sich das Geschäft wieder stabilisiert. Aber als Trump an der Macht war, wurden hohe Zölle eingeführt." Das Geschäft sei damals um 50 bis 80 Prozent eingebrochen.
Jetzt macht sich Hoffmann Sorgen, dass es wieder so kommt: "Er hat wieder angedroht, dass er Zölle einführen wird. Ob der Wein dazu gehört, muss man mal abwarten. Positiv gestimmt bin ich nicht."
IHK: Weichen für bessere Wirtschaft stellen
Aus Sicht der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern ist deshalb jetzt besonders die Bundesregierung gefordert. Sie müsse die Weichen für eine zukunftsgerichtete Wirtschaft stellen.
Dafür sei es wichtig, in Deutschland und Europa nicht passiv zu bleiben, sagt Jürgen Vogel von der IHK Pfalz: "Wir müssen anfangen, auch an uns zu denken. Wir sollten unseren amerikanischen Freunden selbstbewusst gegenüber treten." Außerdem müsse das Ergebnis der deutschen Politik eine Lehre sein: Die Wirtschaft sei das wahlentscheidende Thema in den USA gewesen, so Vogel.
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Industriestandort Deutschland stärken
Auch die Chemieverbände in Rheinland-Pfalz nutzen die US-Präsidentschaftswahl für einen Appell an die Politiker in Deutschland und Europa. Hauptgeschäftsführer Bernd Vogler sagte, es sei jetzt entscheidend, den eigenen Industriestandort zu stärken, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Die EU solle sich auch darauf konzentrieren, weitere Freihandelsabkommen zu schließen und Partnerschaften auszubauen.
Einen positiven Blick auf den Wahlausgang versucht der Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU), Johannes Heger, zu behalten: Trotz aller Herausforderungen und Unsicherheiten dürfe man nicht vergessen: "Das wird Donald Trumps letzte Amtszeit sein, auch die kommenden vier Jahre werden vorübergehen."
Unternehmen reagieren gelassen auf US-Wahlergebnis
Das Koblenzer Unternehmen Kalzip ist seit 18 Jahren in den USA tätig und hat unter anderem die Gebäudehülle der bekannte Eventhalle "The Sphere" in Las Vegas gefertigt. Vertriebsleiter Christoph Schmidt macht sich auch bei einer zweiten Amtszeit von Donald Trump keine großen Sorgen. Die letzte Präsidentschaft von Trump sei zwar laut gewesen, habe sich aber nicht sonderlich auf die Projekte von Kalzip ausgewirkt, sagt Schmidt. Wenn der Markt insgesamt wachse, sei das positiv für das Unternehmen. Ein stärkerer Protektionismus wirke sich eher negativ aus. "Diese Effekte können und werden sich aufheben."
Auch Alexander Merl, der Geschäftsführer der Firma Skylotec aus Neuwied, sieht den Sieg von Trump relativ gelassen: "Ich glaube, für uns macht das keinen Unterschied." Er habe den Sieg von Trump erwartet und sich entsprechend vorbereitet. Wenn die angedrohten Strafzölle kämen, werde man darauf reagieren. Das Auftreten der Bundesregierung bereite ihm als Geschäftsführer momentan mehr Sorgen.