Es ist ein ungewöhnlicher Anblick: Wo sonst Rennautos über die Fahrbahn flitzen, stehen am frühen Morgen große Baustellenfahrzeugen wie Lkw, Asphaltmischer und -fertiger auf der nebelverhangenen Nordschleife. Die sonst so glatte Straße sieht rau aus und hier und da gibt es scharfe Kanten. Der Fahrbahn fehlt noch die Deckschicht, bevor sie wieder richtig befahrbar ist.
Dafür werde ein spezieller Asphalt angemischt, der wesentlich mehr Halt biete, als es normaler Straßenasphalt könne, erklärt Michael Schöne, der Baustellenleiter. Denn der Asphalt muss ganz andere Beschleunigungs- und Bremskräfte aushalten können als eine Landstraße oder Autobahn. Die Deckschicht ist die letzte von drei Schichten, die aufgetragen wird. Dann ist alles wieder glatt.
Nürburgring ist emotionales Thema bei Motorsportfans
Was auf den ersten Blick erstmal gut aussehe, sorge bei einigen Fans des Motorsports für Sorgen, sagt Alexander Gerhard, Pressesprecher des Nürburgrings. "Immer wieder werden wir gefragt: Was passiert denn mit den Dellen in der Strecke?" Viele Fans, die auch regelmäßig die Strecke bei den Touristenfahrten nutzten, würden den Nürburgring lieben, hätten ihre perfekte Fahrlinie, ihre Lieblingskurven.
"Die Dellen können beim Fahren auch zur Orientierung auf der Strecke dienen. Und daran merkt man einfach, dass das ein sehr emotionales Thema ist. Die Fans lieben jede Unebenheit und Delle am Nürburgring."
Streckenverlauf, Steigungen und Gefälle bleiben. Das werde wieder wie vorher nachgebildet, erklärt Gerhard. Aber die Dellen müssen verschwinden. Damit die Strecke auch verkehrssicher wieder aufgebaut wird.
4.000 Tonnen Asphalt verbaut
Der Streckenabschnitt der sogenannten Fuchsröhre wurde auf einer Länge von rund einem Kilometer erneuert. Verbaut wurden dafür insgesamt 4.000 Tonnen Asphalt, 800 Tonnen davon aus recyceltem Material von der alten Strecke. Auch das Kiesbett in der Arembergkurve wurde erneuert, genauso wie ein Teil der Streckenentwässerung.
Digitalisierung der Nordschleife geht weiter
Außerdem wird parallel noch an der Digitalisierung der Nordschleife gearbeitet. Die Arbeiten sollen bis 2025 abgeschlossen sein. Künftig soll die Rennstrecke von mehr als 100 Kameras und mit künstlicher Intelligenz überwacht werden, so dass Rettungskräfte fast in Echtzeit losgeschickt werden können und auch schnell vor Unfällen auf der Strecke gewarnt werden kann, um Folgeunfälle zu verhindern.
Der Saisonstart am Nürburgring ist für Ende März geplant. Bis dahin müssen alle Arbeiten an der Strecke abgeschlossen sein, damit es pünktlich losgehen kann und nichts verschoben werden muss. Das habe auch in diesem Jahr wieder geklappt, freut sich Gerhard. "Das Damoklesschwert schwebt immer über den Bauarbeiten. Denn Straßenarbeiten stehen bei Winterwetter immer vor besonderen Herausforderungen. Aber bisher haben wir das zum Glück immer geschafft."