Stadt will klimaresilient werden

Wie sich Koblenz vor Hitze schützen will

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Autor/in
Sarah Mauer
Foto von Multimediareporterin Sarah Mauer

Durch den Klimawandel wird es in Koblenz zunehmend heißer. Die Stadt hat das Problem erkannt, doch der Hitzeschutz geht nur langsam voran. Einige interessante Projekte gibt es aber.

Vor dem Hauptgebäude der Hochschule Koblenz steht ein riesiges Gestell, etwa acht Tonnen schwer und überspannt mit einer Kunststoff-Plane. Ungefähr 130 Quadratmeter Fläche können damit überdacht werden. An dem futuristisch anmutenden Gebilde wird zurzeit ein Thema erforscht, das gerade jetzt im Sommer wieder ganz aktuell ist: Hitzeschutz. 

Der mobile Pavillon soll Schatten spenden und damit auch große Flächen in Innenstädten herunterkühlen. Abends kann die Plane auf Knopfdruck wieder eingefahren werden, sodass die Hitze, die sich tagsüber darunter entwickelt hat, wieder entweichen kann. 2025 soll der Pavillon in der Koblenzer Innenstadt aufgebaut und ausprobiert werden. 

Auf dem Campus der Hochschule Koblenz steht ein mobiler Forschungspavillon mit faltbarem Membrandach aus Planen.
Auf dem Campus der Hochschule Koblenz steht ein mobiler Forschungspavillon mit faltbarem Membrandach aus Planen. Damit soll getestet werden, wie Innenstädte vor Überhitzung geschützt werden können.

Koblenz besonders stark von Folgen des Klimawandels bedroht

Der XXL-Sonnenschirm der Hochschule Koblenz ist nur eins von vielen Projekten, die in der Stadt Koblenz derzeit in Sachen Hitzeschutz laufen. Denn der Klimawandel in Koblenz ist bereits angekommen: im Durchschnitt steigende Temperaturen, weniger Niederschläge, verstärkte Trockenheit und mehr Hitze- und Sommertage - all das hat das Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen des Landes Rheinland-Pfalz festgestellt.

Damit sei Koblenz im Bundesvergleich besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels bedroht. Um die Bürger davor zu schützen und sich besser aufzustellen, arbeitet Koblenz an einem Klimaanpassungskonzept. Nach Angaben der städtischen Klimaleitstelle soll das Konzept Anfang September 2025 fertig werden. Darin enthalten sind Pläne, wie Bereiche in der Stadt umgestaltet werden sollen, die bei Extremwettereignissen besonders gefährdet sind.

Forschungsprojekt zum Hitzeschutz im Rauental

Parallel dazu werden aber auch schon verschiedene innovative Lösungen getestet, wie Hotspots in der Stadt heruntergekühlt werden könnten. In Kooperation mit der Hochschule Koblenz und der Universität Koblenz läuft zurzeit beispielsweise ein Pilotprojekt im Rauental.

Messungen haben gezeigt, dass sich die Hitze auf dem Vorplatz der St. Elisabeth Kirche besonders stark staue, sagt Carola Conradi von der Klimaleitstelle Koblenz. Daher sei er besonders geeignet, um zu testen, wie sich verschiedene Anpassungen auf die Umgebungstemperatur auswirken.

Mit Bäumen und Pflanzen die Hitze bekämpfen

Außerdem sollen dort auf dem Platz nach Angaben der Klimaschutzbeauftragten auch mehr Grünflächen entstehen und Bäume gepflanzt werden, die Schatten spenden. Damit die Bäume auch bei großer Hitze nicht vertrocknen, sollen unter ihren Wurzel sogenannte Baumrigolen entstehen. Das sind unterirdische Speicher, in die Regenwasser einsickern kann und aus denen sich die darüber gepflanzten Bäume selbst bewässern können.

Die begleitende Forschung soll auch für zukünftige Projekte in Koblenz wichtige Erkenntnisse liefern: Welche Materialien heizen sich weniger stark auf? Wie wirkt sich Beschattung auf die Oberflächentemperatur aus? Wie können Pflanzen vor Trockenstress geschützt werden? Das sind die Fragen, die sich die Forscher stellen.

"Mobile Vertikale Gärten" sorgen für Erfrischung

Ein anderes Projekt sind "Mobile Vertikale Gärten". Seit Anfang Juni stehen zwei davon im Innenhof des Rathauses. Dabei handelt es sich um Sitzgelegenheiten, die mit einem Rankgitter verbunden sind. Wer sich dort hinsetzt, kann per Knopfdruck einen Sprühnebel auslösen - der bewässert nicht nur die Kletterpflanzen, sondern sorgt zugleich für eine Erfrischung. Die Stadt testet die "Mobilen Vertikalen Gärten" noch bis zum 2. September - Nutzer können sich dafür auch an einer Umfrage beteiligen. 

Im Innenhof des Rathauses in Koblenz stehen zwei Mobile Vertikale Gärten. Auf Knopfdruck kommt aus den daran angebrachten Düsen ein feiner Sprühnebel.
Im Innenhof des Rathauses testet die Stadt Koblenz zwei "Mobile Vertikale Gärten". Auf Knopfdruck kommt aus den daran angebrachten Düsen ein feiner Sprühnebel, der nicht nur die Pflanzen befeuchtet, sondern auch bei den Besuchern für Erfrischung sorgt.

Gute Ansätze gegen Hitze in der Stadt, aber langsame Umsetzung

Keines dieser Projekte kann alleine eine ganze Stadt wie Koblenz herunterkühlen. Und viele Ideen müssen erst noch erprobt werden. Denn da das Thema Hitzeschutz erst seit wenigen Jahren auf der politischen Agenda steht, gibt es bislang nur wenige Maßnahmen, deren Wirkung langfristig erforscht werden konnte.

Carola Conradi von der Klimaleitstelle in Koblenz sieht die Stadt unter diesen Bedingungen schon auf einem guten Weg: "Klar, wir haben noch wahnsinnig viele To-Dos und Ziele vor Augen, aber auch wenn es nur in kleinen Schritten vorangeht, ist das auch schon viel wert." 

Bürokratie und knappe Haushalte bremsen Hitzeschutz

Viele notwendige Maßnahmen seien aufwändig, beispielsweise die Entsiegelung von öffentlichen Plätzen. Da brauche es politische Beschlüsse, Anträge, Gutachten und Genehmigungen. All das dauere lange und sei auch mit hohen Kosten verbunden, sagt die Klimaschutzbeauftrage: "Geld ist bei Kommunen einfach knapp."

Klimaanpassungsmaßnahmen stünden für die Städte oft weiter hinten auf der Prioritätenliste. Eine gesetzliche Verpflichtung, sich darum zu kümmern, gibt es bislang noch nicht. Deshalb sind Städte wie Koblenz auch auf Fördermittel angewiesen und können die einzelnen Projekte, die im Klimaanpassungskonzept vorgesehen sind, nur nach und nach umsetzen.

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