Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will ein Hitzeschutzkonzept für Deutschland erarbeiten, und das soll womöglich nach französischem Vorbild funktionieren. Seit 2004 gibt es dort einen Hitzeplan. Er wurde eingeführt, nachdem im Hitzesommer 2003 rund 15.000 Menschen im Land gestorben waren. In Straßburg tut man noch mehr, als die nationalen Vorgaben verlangen.
Fast 700 Personen stehen in Straßburg in einem Hitzeregister. Das sind Menschen, die über 62 sind, ein Handicap oder eine chronische Erkrankung haben. In der elsässischen Stadt werden sie den ganzen Sommer über bis zu zwei Mal pro Woche kontaktiert. Mitarbeiter der Organisation "SOS – France Aide aux Victims 67" machen das - im Auftrag der Stadt.
"Hitzewache" von Juni bis September
"Die Hitzeregister sind für alle Kommunen verpflichtend. Aber die Stadt Straßburg hat das weiter ausbauen wollen - mit einem Hitzeschutz, der persönlicher, individueller ist", erklärt Marie-Dominique Dreyssé von der Stadt.
SWR-Reportern Christine Veenstra berichtet in SWR4 Baden-Württemberg über das Hitzeschutzkonzept im Nachbarland:
Die Hilfe für Menschen im Hitzeregister muss eigentlich erst anlaufen, wenn eine bestimmte Hitzewarnstufe erreicht ist. In Straßburg werden die Betroffenen von Anfang Juni bis Mitte September kontaktiert. Der Eintrag ist freiwillig, ohne Zustimmung darf also niemand im Hitzeregister landen.
Bis zu zwölf Personen telefonieren zu Spitzenzeiten die Listen ab. Sie befragen die Männer und Frauen nach deren Befinden, ob sie genug trinken, ob sie Kontakt zu Angehörigen oder Pflegediensten haben und wie die Situation in ihren Wohnräumen ist.
Klimatisierte Räume stehen bereit
Wenn jemand nicht erreichbar sei, gebe es ein festes Prozedere, erklärt Janis Sekhi, einer der Helfer. "Wir versuchen es mehrere Male. Wenn niemand ans Telefon geht, nehmen wir Kontakt zu den Angehörigen auf. Wenn wir da niemanden erreichen, versuchen wir es über den Hausarzt. Als nächstes würden wir zu der Person nach Hause fahren, die Nachbarn befragen und das Ganze dokumentieren."
"Ein Phänomen, mit dem man rechnen muss"
Zusätzlich zum Hitzeregister wurde in Straßburg die Zahl der Trinkwasserbrunnen im öffentlichen Raum erhöht. Außerdem gibt es eine Karte mit klimatisierten öffentlichen Gebäuden, die Menschen aufsuchen können, wenn es zu Hause zu heiß wird.
Ein Drama wie im Hitzesommer 2003 soll sich nicht wiederholen. Während Deutschland noch nach einem geeigneten Konzept sucht, hat man sich in Frankreich dafür gewappnet: "Ich glaube, es ist im Bewusstsein angekommen, dass die Hitze ein Phänomen ist, mit dem man rechnen muss", sagt Marie-Dominique Dreyssé von der Stadt Straßburg. Die Politik habe darauf reagiert. Und mit den neuen Instrumenten könnten vor allem die schwächsten Menschen besser geschützt werden.