Klimaanpassungsgesetz in Kraft

So passen sich Worms und Mannheim an den Klimawandel an

Stand
Autor/in
Daniela Engelhardt
Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion
Onlinefassung
Jutta Kaiser
Bild von Jutta Kaiser aus der SWR-Wirtschaftsredaktion.

Ein neues Gesetz verpflichtet ab sofort Bund, Länder und Kommunen, Pläne gegen die Folgen des Klimawandels zu erarbeiten. Die Ausgangslage in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Bund, Länder und Kommunen in Deutschland müssen künftig festlegen, wie sie sich an zunehmende Klimafolgen wie Hitze, Starkregen und Hochwasser anpassen wollen. Das entsprechende Gesetz für Klimaanpassung tritt am 1. Juli 2024 in Kraft. Dazu müssen die Verantwortlichen eine Strategie entwickeln und konkrete Maßnahmen planen und umsetzen - darunter zum Beispiel das Begrünen von Dächern, das Entsiegeln von Flächen und das Schaffen von Frischluftschneisen. Denn es gibt viele klimabedingte Probleme, vor denen die Menschen geschützt werden müssen.

Strategien gegen den Klimawandel: Hitze

Eine Folge des Klimawandels ist Hitze: Der letzte Sommer war der heißeste auf der nördlichen Halbkugel seit 2.000 Jahren - das haben Geografen der Uni Mainz ausgerechnet. Hitzebedingte Todesfälle sind in Europa um neun Prozent gestiegen, die Zahl der Hitzewellentage hat um 41 Prozent zugenommen. Städte müssen handeln - in Rheinland-Pfalz ist Worms vorangegangen.

Beispiel Worms: Hitzeaktionsplan mit Tipps für kühle Orte

Die Stadt Worms liegt in der Oberrheinischen Tiefebene, einer der trockensten und heißesten Regionen Deutschlands. Deshalb hat der Stadtrat schon vor zehn Jahren einen umfangreichen Hitzeaktionsplan entwickelt.

Laut der Stadt waren Karten des Deutschen Wetterdienstes mit Hitzevorhersagen bis ins Jahr 2100 die Grundlage. Diese Karten wurden abgeglichen mit Standorten zum Beispiel von Kitas und Pflegeheimen - um zu sehen, an welchen Stellen Handlungsbedarf besteht.

Auch die Bevölkerung wurde befragt, was sogenannte Hitze-Inseln und kühle Orte angeht. Diese weniger heißen Gebäude oder Stellen in der Stadt mussten für die Bürgerinnen und Bürger zugänglich gemacht werden. Ein Beispiel dafür ist etwa das mittelalterliche Museum Andreasstift, das seinen schattigen Kreuzgang zur Verfügung stellt.

Kombination aus Akutmaßnahmen und städtebaulichen Veränderungen

Kernstück des Wormser Hitzeplans ist ein Alarmsystem mit zwei Stufen: Ab 32 und ab 38 Grad werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, Akteure informiert und besonders gefährdete Gruppen in den Fokus genommen. Außerdem gibt es in Worms ein Hitzetelefon, das unter anderem Senioren und Hochbetagte berät. Das hat auch den sozialen Effekt, dass sich ältere Menschen nicht alleingelassen fühlen.

Neben diesen kurzfristigen Maßnahmen macht Worms langfristig die Stadt hitze-fit: Neue Bäume werden gepflanzt, die alten Bäume bekommen mehr Raum, Flächen werden entsiegelt, Fassaden begrünt, Kaltluftschneisen erhalten - dafür wurde auf ein geplantes Gewerbegebiet verzichtet.

Beispiel Mannheim: Aufklärung und Trinkbrunnen sollen helfen

In Baden-Württemberg gibt es einige Kommunen mit Hitzeaktionsplänen - die Stadt Mannheim sieht sich aber als Vorreiterin. Die Koordinatorin der Stadt für Hitzeschutz, verweist auf eine große Aufklärungskampagne, um auf die Gefahren von Hitze aufmerksam zu machen.

Es gibt Informationsmaterial gedruckt oder digital und in mehreren Sprachen - aber auch Veranstaltungen. Ein Beispiel ist eine Schnitzeljagd rund um die fünf Trinkbrunnen in der Stadt. In Zukunft will Mannheim noch mehr öffentliche Wasserspender bereitstellen. Das hilft auch den Wohnungslosen. Für sie gibt es ein spezielles Schutzkonzept. Zum Beispiel öffnen caritative Einrichtungen oder Kirchen ihre Gebäude, um kühle Orte zugänglich zu machen und verteilen Sonnencreme. Insgesamt gibt es in Mannheim 31 Maßnahmen für Hitzeschutz. Sie werden zum großen Teil möglich, weil es Fördermittel von Bund und Land gibt.

Hitzeschutz in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

Baden-Württemberg hat bereits eine Klimaanpassungsstrategie, umgesetzt wird sie laut Experten vor allem vom Umwelt- und Landwirtschaftsministerium. Für einen größeren Effekt müsste das Thema auch in anderen Ministerien ankommen.

Dazu passt, dass das Thema in Baden-Württemberg noch nicht im ganzen Land Priorität hat: Von mehr als 1.000 Kommunen haben sich bisher nur rund 70 für ein landesweites Förderprogramm für Klimaanpassung beworben. Am meisten passiert dafür in den größeren Städten: Neben Mannheim in Karlsruhe, Stuttgart und Freiburg.

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Rheinland-Pfalz hat bisher noch keine Anpassungsstrategie vorgelegt. Es gibt aber ein sogenanntes "Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen". Dessen Team sammelt Daten und berät Kommunen. Die Landesregierung stellt auch Gelder für Klimaschutz und Klimaanpassung bereit: insgesamt rund 250 Millionen Euro.

Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert, es fehle an zusätzlichem Geld vom Bund, damit die Kommunen Klimaanpassung umsetzen könnten. Bislang seien im Haushalt des Umweltministeriums nur niedrige dreistellige Millionenbeträge dafür eingeplant.

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