Die Zeiten, in denen man Menschen allein mit Kaufhäusern und Geschäften in die Stadt locken konnte, sind vorbei. Das meiste kann sich heute jeder online besorgen. Wer in die Stadt geht, will etwas Schönes erleben, eine gute Zeit verbringen. Die Innenstadt muss sich verändern, aber wie?
"Notwendig sind daher neue Konzepte", sagt der Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebunds, Moritz Petry. "Noch immer ist die Innenstadt das Herz des Gemeinwesens und oft auch die Visitenkarte des Ortes."
Mehr Grünflächen, eine schönere Beleuchtung und weniger Leerstand - das sind zum Beispiel die Pläne für die Schlossstraße in Koblenz. Sie soll bis 2028 wieder zu einer attraktiven und sicheren Einkaufsstraße werden, heißt es von der Stadt. Die Pläne dafür wurden am Dienstag bei der Innenstadtkonferenz in Koblenz vorgestellt.
Stadt Kastellaun hat Zukunftsplan 2035 erstellt
Auch in Kastellaun im Hunsrück macht man sich Gedanken, wie die Innenstadt attraktiver werden kann. Die Stadt hat mit Geldern aus einem Landesförderprogramm einen Zukunftsplan 2035 erstellt, der Dienstagabend im Stadtrat vorgestellt werden sollte. Einer der Vorschläge ist etwa, dass es in Zukunft einen Abend-Wochenmarkt geben könnte. So etwas ähnliches hat die Stadt im Sommer mit dem Mondscheinmarkt schon getestet.
Gleichzeitig soll Kastellaun insgesamt grüner und für Fußgänger und Radfahrer einfacher und sicherer werden. Ziel ist, dass alles in wenigen Minuten erreichbar ist. Außerdem soll es einen Co-Business-Space geben. Das ist eine Gewerbe-Immobilie, die sich kleine Unternehmen teilen können.
Wie Innenstädte wieder attraktiv werden – Grün, vielfältig und lebendig
Es sind Ideen wie diese, über die auf Einladung der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) bei der Konferenz in Koblenz geredet wurde. Denn die Probleme sind überall ähnlich: Die Innenstädte in Rheinland-Pfalz veröden immer mehr.
Leerstand in den Innenstädten ist ein großes Problem
Eine der großen Herausforderungen sei der zunehmende Leerstand, sagt Michael Mießner von der Universität Trier. Er ist Spezialist für Stadtentwicklung. Ein Grund sei sicher der Onlinehandel. Dieser nimmt nach Darstellung der kommunalen Spitzenverbände auch weiter zu. Deshalb würden neue Konzepte gebraucht.
Der Leerstand ist Mießner zufolge aber auch eine Folge von Stadtentwicklungspolitik: Wenn es immer mehr große Einkaufszentren auf der grünen Wiese gebe, in denen "neben dem Nahversorger auch verschiedene Stores sind, dann ziehen wir damit natürlich auch potenzielle Käuferinnen und Käufern aus den zentralen Lagen in den Städten an die Randlagen", so der Experte.
Aber wie könnten die leer stehenden Geschäfte belebt werden? "Orte der Begegnung", schlägt der Trierer Stadtforscher Mießner vor. Cafés und Restaurants seien schon ein guter Ansatz. Das funktioniere auch schon jetzt gut. Es müsse aber auch Angebote in der Innenstadt geben, die nichts kosten. "Sonst haben wir einen großen Teil der Bevölkerung nicht abgedeckt."
Weniger Autos in der Innenstadt
Außerdem müssten die Menschen ihre Innenstadt gut mit Bus und Bahn erreichen können, sagt Mießner. Und es müsse mehr Platz für Fußgänger geben. "Die Kunden müssen lernen, dass sie nicht überall mit dem Auto vorfahren könnten."
Mehr Grün, mehr kostenlose Angebote in der Innenstadt
Die Besucherinnen und Besucher müssen sich in der Innenstadt wohl fühlen, so der Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebunds, Moritz Petry. Da müssten die Innenstädte mehr bieten. Das könnten beispielsweise gute Sitzgelegenheiten unter freiem Himmel sein, die auch überdacht und beschattet sind. In den Innenstädten "treffen die Menschen aufeinander und wollen sich austauschen", sagt Petry. In der Innenstadt der Zukunft müsse es deshalb mehr Raum für Begegnungen geben, mehr Grün, mehr Aufenthaltsqualität, mehr Kultur und Feste, aber auch mehr Wohnraum und unter Umständen auch Handwerk.