Durch die Innenstadt von Trier spazieren jedes Jahr hunderttausende Menschen, darunter viele Touristen. Doch neben beeindruckenden Römerbauten gibt es auch viele unschöne Anblicke. Etwa das seit vier Jahren leerstehende Karstadt-Haus in der Simeonstraße. Und Ende der Woche schließt auch noch die Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof in der Fleischstraße.
Warenhauskonzept hat sich offenbar überlebt
"Das Warenhauskonzept hat seine Zeit überlebt", sagt Patrick Sterzenbach von der Trierer City-Initiative. Das könne mit Luxuswaren, wie etwa im KaDeWe in Berlin, weiterbestehen. "In mittelgroßen Städten wie in Trier ist das schwierig. Wir hatten drei Warenhäuser, zwei sind jetzt geschlossen."
Aus dem alten Karstadt-Gebäude will ein Investor aus Berlin nun eine Markthalle machen, mit einem Angebot regionaler Produkte sowie mit Cafés. In den oberen Stockwerken soll ein Hotel entstehen. Branchenexperten sehen diese Pläne durchaus optimistisch. Allerdings ist das Karstadt-Haus optisch nicht unbedingt ansprechend. Bis daraus etwas entsteht, das Besucherinnen und Besucher anzieht, können noch Jahre vergehen.
Auch grünere Innenstadt soll Gäste anlocken
Ein weiterer Wunsch des Einzelhandels in Trier: Die Innenstadt sollte grüner und gemütlicher werden. Ein Anfang mit neuen Pflanzenkübeln und Sitzgelegenheiten ist bereits gemacht. Diese sollen auch im Sommer die Hitze in der Stadt etwas dämpfen.
"Online-Einkauf ist das entscheidende Problem"
Für Martin Fassnacht, Professor für Strategie und Marketing an der Wissenschaftlichen Hochschule (WHU) in Vallendar, ist der zunehmende Onlinehandel das entscheidende Problem. Viele Ladenbetreiber seien darauf zum Teil zu schlecht eingestellt.
Die Inhaber müssten sowohl stationär ein Einkaufserlebnis bieten und sie müssten stationär und online verbinden. Das hieße zum Beispiel, dass Konsumentinnen und Konsumenten vorher zu Hause schauen könnten, ob ein Produkt, das sie suchen, online verfügbar ist. Dann könnten sie prüfen, ob es sich auch lohnt, in die Stadt zu gehen, um es dort im Laden zu erwerben.
Niedrigere Mieten wären kein "Gamechanger"
Die Ladenmieten machen laut Fassnacht 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten eines Einzelhandelsgeschäfts aus. Das sei nicht der entscheidende Punkt. Die Senkung der Mieten würde den stationären Geschäften zwar helfen, sagt Fassnacht. Aber es wäre kein "Gamechanger", es wäre nicht der entscheidende Punkt des Wechsels.
Um wieder mehr Leben in die Innenstädte zu bekommen, müssten Geschäftsinhaber, Kommunen sowie Tourismus- und Veranstaltungsmarketing ihre Interessen bündeln, sagt Fassnacht. Alle müssten an einem Strang ziehen.
Erfolgreiche Konzepte in Andernach für die Innenstadt
Viele Ideen und Visionen gab es in Andernach am Rhein. Hier geht der Leerstand inzwischen zurück, sagt Citymanager Dustin Heip. "Wir haben zum Glück mehr Ansiedlungen als Abgang." Zwar gebe es auch in Andernach leerstehende Ladenlokale. Aber diese "Problemkinder" müsse man sich dann besonders anschauen.
Zur Wiederbelebung der Fußgängerzone hat die Stadt einiges getan - zum Beispiel die Stadthausgalerie mitten in der Innenstadt gekauft. Fast 70 Prozent der Geschäfte standen damals leer. Heute lockt die Galerie wieder mehr Menschen in die Innenstadt.
Davon profitieren auch die benachbarten Einzelhändler - wie Heike Reiff. Sie hat ihr Modegeschäft erst kürzlich komplett renoviert und schwört auf die besondere Stimmung in Andernach.
Die Kundin bekommt bei ihr die Hose und bei der Kollegin das Oberteil, sagt Heike Reiff. "Das leben wir und das merken die Kunden auch, dass wir uns so gut verstehen und dass wir so viel Spaß bei der Arbeit zusammen haben und da kommen einfach coole Konzepte bei raus."
Ein Konzept ist der "First Friday": An jedem ersten Freitag im Monat öffnen die Läden unter einem bestimmten Motto und laden bis abends um 22 Uhr zum Einkaufen ein. Eine andere Idee, die gerade bei Jüngeren gut ankommt: "Concept Stores" mit einer Mischung aus Café, Weinbar und Klamottenladen.
Die Kunden kommen wieder gern nach Andernach. Gemütlich sei es, nicht so stressig, mit individuellen Geschäften, heißt es von Kundinnen und Kunden in der Andernacher Innenstadt.
Es tut sich also etwas in Andernach - vor allem weil Stadt und Händler eng zusammenarbeiten.