In Deutschland stehen Neuwahlen bevor, Donald Trump kehrt als US-Präsident zurück. Überall auf der Welt gibt es Konflikte. Junge Leute haben immer mehr Fragen, die ihre Zukunft betreffen. Ist es nicht gerade jetzt wichtig, dass sie gehört werden und mehr in gesellschaftliche und politische Entscheidungen einbezogen werden?
Anna Düpre, Schülerin am Gymnasium Hermeskeil, organisierte am Donnerstag einen Workshop für die achte Stufe der Schule zum Thema "Jugend debattiert". Die 18-Jährige, die 2022 den zweiten Platz im Bundesfinale des Wettbewerbs erreichte, teilte ihre Erfahrungen mit den insgesamt 82 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern. Sie sollten lernen, wie sie ihre Meinung klar vertreten und die Ansichten anderer respektieren können.
Konkrete Erwartungen an Politik und Gesellschaft
Wir haben die Jugendlichen am Rande des Workshops gefragt, was ihre Erwartungen an Politik und Gesellschaft sind. Stellvertretend für alle stellen wir hier sieben Schülerinnen und Schüler mit ihren Wünschen und Ideen vor:
Jule Kersten ist der Meinung, dass in der Schule mehr über Rechts- und Linksextremismus gelehrt werden sollte, damit die Schüler lernen, solche gefährlichen Ideen zu erkennen. So könnten Schülerinnen und Schüler schon früh Anzeichen sehen und verhindern, dass jemand in diese Richtung geht.
Anton Kräwer meint, es wäre gut, wenn junge Leute eher wählen dürften, aber es wäre noch besser, wenn sie auch selbst kandidieren könnten. Die Politik sei voll von Menschen über 40 oder 50 Jahren. Es gebe aber kaum jemanden, der jung sei, und unter 18 sowieso nicht. Es wäre wichtig, dass jüngere Menschen auch in die Politik kämen und aufgestellt würden, damit ihre Stimmen gehört würden.
Finn Wilhelmi meint, Sportvereine sollten mehr junge Menschen fördern, auch finanziell. Dann könnten sie mehr erreichen und ihre Ziele besser verfolgen. Er finde auch, dass Schüler ab der 9. Klasse iPads bekommen sollten, damit alle die gleiche Chance hätten und niemand benachteiligt werde.
Leonie Herloch wünscht sich, dass Frauen überall auf der Welt mehr Rechte bekommen sollten. Sie sollten selbst entscheiden können, was sie mit ihrem Leben machen, ein Recht auf Bildung haben und nicht schon früh verheiratet werden. Jeder sollte die Freiheit haben, selbst zu wählen, wie er oder sie sein Leben gestalten möchte.
Lena Martin schlägt vor, dass mehr Kitas und Schulen auch in kleinen Orten gebaut werden sollten, weil viele Kinder weite Strecken fahren müssten und jeden Tag lange mit dem Bus unterwegs seien. Das sei sehr anstrengend, und es wäre viel besser, wenn sie kürzere Wege hätten.
Lena Düpre ist der Meinung, dass die Jugend die Zukunft mitbestimmen dürfen sollte. Ein früheres Wahlrecht wäre ihrer Ansicht nach sinnvoll, aber es wäre auch wichtig, dass Schülerinnen und Schüler besser darauf vorbereitet werden, damit sie in der Lage sind, sich eine eigene politische Meinung zu bilden. Es sollte mehr in der Schule darüber gesprochen werden, damit die Jugendlichen wissen, worüber sie eigentlich abstimmen und welche Themen wichtig sind.
David Nickels wünscht sich, dass mehr Geld in Schulen investiert werden sollte, um smarte Ausstattung zu ermöglichen und sicherzustellen, dass alle Schulen die gleiche technische Ausrüstung haben. Auf diese Weise wäre jeder Schüler gleich gut ausgestattet - unabhängig davon, welche Schule er besucht.
Jugend braucht mehr Unterstützung und Gehör
Jan-Jonathan Bock, Leiter des bundesweiten Programms "Jugend debattiert", war ebenfalls vor Ort in Hermeskeil. Er machte deutlich, wie dringend es ist, die Bedürfnisse und Interessen der Jugend ernst zu nehmen. "Es gibt so wenige junge Menschen wie nie zuvor", sagte er und wies darauf hin, dass die ältere Generation in vielerlei Hinsicht die Oberhand hat - sei es bei Macht, Ressourcen oder erstmals auch in der reinen Anzahl.
Diese demografische Verschiebung habe große Auswirkungen auf die Gesellschaft. Für die Jugend werde es dadurch noch schwieriger, gehört zu werden und ihre Anliegen durchzusetzen. Bock möchte deshalb junge Menschen stärken, indem er ihnen Werkzeuge und Strategien gibt, um ihre Wünsche und Visionen sichtbar zu machen und zu verwirklichen.
"Jugendliche haben oft das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden", erklärt Bock. Dieses Gefühl müsse man unbedingt bekämpfen. "Es ist wichtig, dass wir der Jugend zeigen, wie bedeutend ihre Meinungen und Beiträge sind."