Rund um die Hunsrückhalle waren nach Angaben der Versammlungsbehörde gleich drei Demonstrationen angemeldet. Die größte von ihnen war die "Kundgebung für Toleranz, Menschenrechte und Demokratie". Ein breites Bündnis von Parteien und Vereinen hatte dazu im Vorfeld aufgerufen.
Zahlreiche Menschen folgten dem Aufruf und demonstrierten mit Plakaten und Trillerpfeifen gegen die AfD. Die Polizei schätzte zwischenzeitlich, dass rund 4.000 Menschen nach Simmern gekommen waren. In der Kreisstadt im Hunsrück leben rund 8.000 Menschen.
AfD-Chefin Alice Weidel kam verspätet zum "Bürgerdialog" ihrer Partei in der Hunsrückhalle und blieb circa 40 Minuten vor Ort. Der Einlass zur Veranstaltung verzögerte sich. Laut SWR-Reportern vor Ort waren zwischenzeitlich Wartende wieder gegangen.
Polizei: Demonstranten aus der "bürgerlichen Mitte"
Die Polizei zog am späten Freitagabend eine positive Bilanz. Die Demonstrierenden seien hauptsächlich aus der "bürgerlichen Mitte" gewesen. Nur eine kontrollierte Person sei auffällig geworden. "Im Rahmen der Kontrollmaßnahmen durch die Polizei wurden unter anderem bei einer Person, die den Veranstaltungsbereich noch nicht betreten hatte, ein Messer und eine Eisenstange aufgefunden und sichergestellt." Dem Mann sei ein Platzverweis erteilt worden. Als die AfD-Veranstaltung begann, löste sich die Demonstration "die aus Sicht der Einsatzführung als friedlich bezeichnet werden kann" auf.
Den parteiübergreifenden Aufruf zum Protest gegen den AfD-Bürgerdialog in Simmern unterstützte etwa Tobias Vogt von der CDU Rhein-Hunsrück. Er begründete das damit, dass die Werte, für die demonstriert werde, die Fundamente seien, auf denen das Grundgesetz aufgebaut sei. "Derzeit erkenne ich an verschiedenen Stellen Tendenzen und Gruppierungen, die diese Fundamente der Demokratie unterlaufen", sagte Vogt dem SWR. Die AfD sei nur eine dieser Gruppierungen.
Zahlreiche Unterstützer für Demo in Simmern
Diese Sorge teilten auch die Kreisverbände von SPD und FDP, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und die Freien Wähler. Auch Kirchen, Vereine, Gewerkschaften und andere Gruppen aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis zählten zu den Unterstützern der Demonstration gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie.
Rainer Bos vom Vorstand der Grünen im Rhein-Hunsrück-Kreis hatte die Demo nach eigenen Angaben schon vor längerer Zeit angemeldet. Er erklärte dem SWR im Vorfeld, er sei ursprünglich von ungefähr 300 Teilnehmenden ausgegangen. Kurz vor der Demo rechnete er dann mit etwas mehr als 2.000 Demonstrierenden.
Drei Demos rund um die Hunsrückhalle
Laut der Versammlungsbehörde wurden aber noch zwei weitere Versammlungen für den Freitagnachmittag angemeldet. Auch sie fanden in der Nähe der Hunsrückhalle statt. Neben einer "Demonstration für eine offene Flüchtlingspolitik" war auch eine Protestaktion von Landwirten aus der Region angekündigt worden.
AfD macht Einlasskontrollen bei Bürgerdialog
Nicole Höchst von der AfD-Bundestagsfraktion, die den "Bürgerdialog" in Simmern ausrichtete, sagte dem SWR, der Bürgerdialog sei schon vor längerer Zeit festgelegt worden. Ursprünglich habe die Partei darauf verzichten wollen, dass man sich vorher anmelden muss. Doch wegen der anhaltenden Proteste gegen die AfD habe sie sich doch für eine Gästeliste entschieden.
Weitere Demonstrationen in RLP gegen Rechtsextremismus
In Trier haben am Freitag etwa 1.000 Menschen gegen die AfD und Rechtsextremismus demonstriert. In Trier hatte sich die AfD in Räumen der Volkshochschule (VHS) zu einer Parteiveranstaltung getroffen.
Zweite große Kundgebung innerhalb weniger Tage 1.000 Menschen demonstrieren gegen AfD am Trierer Dom
In Trier haben am Freitagabend rund 1.000 Menschen gegen ein Treffen der AfD protestiert. Die AfD Trier traf sich in Räumen der Volkshochschule zu einer Parteiveranstaltung.
Auch auf dem Domplatz in Speyer und im rheinhessischen Nierstein haben am Abend tausende Menschen gegen Rechtsradikalismus und die AfD demonstriert. In Speyer hieß das Motto "Demokratie und Vielfalt". Dort kamen nach Polizeiangaben etwa 4.000 Bürgerinnen und Bürger; von 300 waren die Veranstalter ausgegangen. In Nierstein kamen 1.500 Menschen zusammen. Beide Veranstaltungen verliefen insgesamt friedlich.