Pionier der Umweltbewegung

Früherer rheinland-pfälzischer Umweltminister Klaus Töpfer ist gestorben

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Im Alter von 85 Jahren ist der CDU-Politiker und ehemalige rheinland-pfälzische Umweltminister Klaus Töpfer gestorben. Er starb bereits am Samstag im Kreise der Familie.

Grund für seinen Tod sei eine kurze schwere Krankheit gewesen, wie eine Sprecherin der Bundes-CDU am Dienstag in Berlin bestätigte.

Töpfer galt als konservativer Pionier der Umweltbewegung, als "grünes Gewissen" der CDU. Nach dem Studium der Volkswirtschaft übernahm der CDU-Politiker zunächst einen Posten in der Staatskanzlei im Saarland. Später wurde er erst Staatssekretär in Rheinland-Pfalz und dann Landesminister für Umwelt und Gesundheit.

Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) holte ihn schließlich 1987 als Bundesumweltminister nach Bonn. Bis ins hohe Alter setzte Töpfer sich für nachhaltige Politik ein. Als zweiter deutscher Umweltminister prägte er das Amt nachhaltig. Sein Vorgänger Walter Wallmann blieb nicht mal ein Jahr Chef des 1986 gegründeten Ressorts.

Umweltthemen und Reaktorsicherheit

Bereits im Jahr 1988 forderte Töpfer eine Zukunft ohne Kernenergie und mit weniger fossilen Energien. Die Atomkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 - also im Jahr vor Töpfers Amtseintritt in das Bundesumweltministerium - hatte die Regierung um den damaligen Bundeskanzler Kohl dazu bewogen, Umweltthemen und den Bereich Reaktorsicherheit in einem Ministerium zu bündeln.

Insgesamt war Töpfer sieben Jahre im Amt: Von 1987 bis 1994 war er Bundesumweltminister. Die spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) löste ihn ab. Ab 1994 übernahm er das Amt des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und bereitete in diesem Amt den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin vor.

Von der Landespolitik bis in die UN

Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Bundesumweltministers blieben Umweltschutz und Nachhaltigkeit seine Themen. Als Vertreter Deutschlands trug er wesentlich zum Erfolg der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 bei. Dort wurde erstmalig das Nachhaltigkeitsprinzip weltweit verankert. Dabei gelang es Töpfer, Umweltschutz mit Armutsbekämpfung zu verknüpfen.

1996 vertrat er Deutschland bei der UN-Habitat-Konferenz in Istanbul. Dort ging es um die Lebensqualität in den Städten - und damit auch um die Themen Armut und Umwelt. Von 1998 bis 2006 war Töpfer Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen in Nairobi und damit ranghöchster Deutscher bei der UNO.

Zurück in die Bundesregierung

2011 verschlug es Töpfer wieder zurück nach Deutschland: Gemeinsam mit dem Physiker Matthias Kleiner übernahm er den Vorsitz der Ethikkommission für sichere Energieversorgung der Bundesregierung. Die damalige Bundeskanzlerin Merkel hatte das Gremium nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima einberufen.

Bis 2020 war er einer der Vorsitzenden des Nationalen Begleitgremiums, das die Suche nach einem Standort für Endlager für hochradioaktive Abfallstoffe unterstützte. Immer wieder wurde der in Höxter an der Weser lebende Politiker als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten ins Spiel gebracht.

Sprung in den Rhein legendär

Eine Sache um Töpfer gilt bis heute als legendär: Im Jahr 1988 wurde Töpfer mit einem Sprung von einem Polizeiboot in den Rhein bekannt. Grund dafür war eine verlorene Wette, wie er selbst immer wieder erzählte.

Landespolitiker würdigen Töpfers Wirken

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) teilte mit, in seinem Wirken sei es Klaus Töpfer immer wieder gelungen, parteiübergreifend Allianzen zu schmieden. Auch seine Berufung an die Spitze der Ethik-Kommission für eine sichere Energieversorgung Deutschlands nach dem Reaktorunglück von Fukushima sei Beleg für seine Fähigkeiten. 

Laut der rheinland-pfälzischen Umweltministerin und Vorsitzenden der Umweltministerkonferenz (UMK), Katrin Eder (Grüne), gehörte Töpfer zu den "profiliertesten Umweltpolitikern" der Republik. "Er war ein Vorkämpfer, aber auch Vordenker einer modernen Umweltpolitik. Er war anerkannt als Umweltschützer mit hoher internationaler Reputation", teilte sie mit. Unvergessen bleibe sein beherzter Sprung in den Rhein. Töpfer sei ein Politiker "mit Herz und Tatkraft" gewesen.

Der im September scheidende rheinland-pfälzische CDU-Landeschef Christian Baldauf würdigte Töpfer als einen Mann, der seine Meinung gesagt habe. Er sei eine "Person mit Ecken und Kanten" gewesen. Töpfer sei seiner Zeit weit voraus und stets das "grüne Gewissen" der CDU gewesen. Es sei durchaus bemerkenswert, so Baldauf weiter, dass mit Töpfer ein CDU-Politiker als der erste "wirkliche Umweltminister“ Deutschlands erinnert werde. Dessen Vermächtnis sei heute aktueller denn je: Klimaschutz als "globale Herausforderung".

Auch Bundespräsident Steinmeier kondoliert zu Töpfers Tod

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) nannte Töpfer einen der beliebtesten Politiker der Bundesrepublik. "Er war von festen Überzeugungen geleitet, aber sein Wirken war von einem Pragmatismus geprägt, der versuchte, nicht das Utopische, sondern das Mögliche zu erreichen", so Steinmeier in seinem Kondolenzschreiben. 

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