Bereits im Frühjahr wurde bekannt, dass das Krankenhaus kurzfristig mehr als 22 Millionen Euro braucht. Die am Klinikum beteiligten Kreise Kusel und Donnersberg, die Stadt Kaiserslautern und Banken hatten beschlossen, dem Klinikum mit Überbrückungskrediten zu helfen. Es wurde zudem beschlossen, ein Zukunftskonzept zu erstellen. Dieses wurde dem Aufsichtsrat und den Gesellschaftern am Mittwochabend vorgestellt.
45 Stellen fallen weg
"Für ein solches Zukunftskonzept ist ein Finanzierungskonzept notwendig", sagt Thorsten Hemmer, der Geschäftsführer des Klinikums. Dafür habe man verschiedenste Varianten durchgerechnet. Am Ende sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass bis zum Jahr 2026 insgesamt 60 Millionen Euro benötigt werden. Zu der Überbrückungsfinanzierung von mehr als 22 Millionen Euro somit noch einmal rund 38 Millionen Euro.
"In den 60 Millionen Euro sind auch unsere Eigenanteile in Höhe von rund 35 Millionen Euro für Investitionskosten enthalten", sagt der Geschäftsführer. Um zu sparen, sollen bis zum Ende des Jahres 2026 insgesamt 45 Stellen wegfallen. Das über eine natürliche Fluktuation.
Investitionen in die Standorte Kaiserslautern, Kusel und Kirchheimbolanden
Natürlich habe man sich auch darüber unterhalten, ob sich manche Investitionen verschieben lassen. Allerdings sei genau das wichtig, um das Klinikum zukunftsfähig aufzustellen. So steht in Kirchheimbolanden ab dem kommenden Jahr eine größere Baumaßnahme an. Hier soll bis Ende 2026 die Innere Medizin und die Geriatrie vom Standort Rockenhausen nach Kirchheimbolanden umziehen. In Kaiserslautern soll ab 2026 ein weiterer Bauabschnitt generalsaniert werden. Und auch in Kusel sei ab 2026 eine "Art Generalsanierung" vorgesehen. Zudem seien Investitionen in IT und medizinische Geräte geplant.
38 Pflegekräfte für Intensivstationen fangen im Westpfalz-Klinikum an
Hemmer spricht beim Zukunftskonzept von "weitreichenden Restrukturierungsmaßnahmen", die gemeinsam mit einer externen Beratungsgesellschaft erarbeitet worden seien. An manchen Themen werde bereits gearbeitet. Als Beispiel nennt der Geschäftsführer die Suche nach Personal in der Intensivpflege. "Es schmerzt uns auch finanziell, dass wir Intensivbetten nicht belegen können, weil uns Personal fehlt. Das haben wir immer wieder betont", so Hemmer.
Nun sei es gelungen, 38 Pflegekräfte für die Intensivstationen zu gewinnen. Das überwiegend aus den Balkanstaaten. Diese müssten allerdings zunächst entsprechend geschult werden. "Dafür nehmen wir uns ein Jahr Zeit, um sie entsprechend vorzubereiten", berichtet der Geschäftsführer.
2027 soll sich die Lage des Krankenhauses wieder entspannen Das Westpfalz-Klinikum braucht weiteres Geld: Was die nächsten Schritte sind
Dem finanziell angeschlagenen Westpfalz-Klinikum stehen weitere schwere Jahre bevor. Das Krankenhaus braucht zusätzliche Millionen. Dafür sollen nun Gespräche geführt werden.
Schwerpunkte spielen mit Blick auf Krankenhausreform eine Rolle
25 Hauptmaßnahmen habe ein Team aus Führungskräften und Mitarbeitenden erstellt, die nun angegangen werden sollen. Ein wesentlicher Bestandteil sei es, Schwerpunkte zu bilden. Das Krankenhaus erhofft sich dadurch auch steigende Erlöse. Als Beispiele nennt Hemmer die weitere Entwicklung des Neurozentrums in Kaiserslautern. Zudem solle dort die Geburtshilfe wie auch die Frauenheilkunde umziehen und wachsen. Geplant sei in Kaiserslautern auch eine internistische Geriatrie. Zudem verweist Hemmer auf das Onkologische Zentrum, in dem Krebspatienten versorgt werden. Darüber hinaus soll ein Lungenkrebszentrum etabliert werden.
Mit Blick auf die geplante Krankenhausreform des Bundes spiele aber auch die Spezialisierung eine wichtige Rolle. Und hier sieht Hemmer in dem Zukunftskonzept die Standorte in Kirchheimbolanden und Kusel gut aufgestellt. In Kirchheimbolanden sei auch das Adipositaszentrum bedeutend - das erste in Rheinland-Pfalz zertifizierte Zentrum, das sich mit Übergewicht und seinen Folgen befasst. In Kusel solle eine Frühreha für Dialyse-Patienten eine wichtige Rolle spielen.
Hemmer geht noch von längerer Durststrecke für die Krankenhäuser aus
Die geplante Krankenhausreform des Bundes bedeute aber auch noch eine längere Durststrecke für die Kliniken in Deutschland. Der Grundgedanke im Eckpunktepapier, die Finanzierung statt über Fallpauschalen nun über Vorhaltepauschalen anzustreben, ist für den Geschäftsführer der richtige Schritt. Denn das würde bedeuten, dass Krankenhäuser künftig nicht nur nach Einsätzen, sondern für die Bereithaltung von Kapazitäten vergütet werden. "Doch dadurch kommt nach derzeitigem Stand nicht mehr Geld ins System. Die grundsätzliche Unterfinanzierung bleibt bestehen", kritisiert Hemmer. Dadurch würden Insolvenzen in Kauf genommen. Einige Fragen blieben noch offen.
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Zudem werde es wohl noch bis 2026 dauern, bis die Vorhaltepauschalen kommen. Zwingend notwendig wären allerdings jetzt schon Mittel wie Inflationshilfen. Eingeplant sind diese in dem Zukunftskonzept nicht. Darin sollen aber rund 50 so genannte begleitende Maßnahmen eine Rolle spielen. Dabei handele es sich um Vorschläge aus der Mitarbeiterschaft.
"Wir sind zuversichtlich, dass wir mit diesem Zukunftskonzept einen Fahrplan entwickelt haben, der uns helfen wird, die Krise zu bewältigen. Allerdings liegt ein sehr weiter Weg vor uns", sagt der Geschäftsführer. Er geht davon aus, dass sich die Lage erst im Jahr 2027 entspannen wird. In den nächsten Wochen sollen nun weitere Gespräche mit den Gesellschaftern und Banken geführt werden - in der Hoffnung, die zusätzlich benötigten Gelder in den nächsten Jahren zu erhalten.