Rund 80 Bürgerinnen und Bürger waren zur Versammlung in die Stadthalle Kirchheimbolanden gekommen. Mit Vertretern des Westpfalz-Klinikums sowie Stadtbürgermeister Marc Muchow (CDU) und Landrat Reiner Guth (parteilos) diskutierten sie angeregt, aber ohne Aufregung, über die Pläne für das Krankenhaus. Ab Februar des kommenden Jahres sollen auf dem Krankenhausgelände die Bagger rollen. In der ersten von vier Bauphasen soll nach Angaben des Westpfalz-Klinikums zunächst die alte Radiologie zurückgebaut werden und anschließend an derselben Stelle ein Neubau entstehen. Auch ein neuer Eingang soll entstehen.
Geriatrie und Innere Medizin ziehen nach Kirchheimbolanden
Der Neubau wird nötig, da bis Ende 2026 die Innere Medizin und die Geriatrie vom Standort Rockenhausen nach Kirchheimbolanden umziehen werden. Den Umzug der geriatrischen Abteilung hatte der Kreistag im Frühjahr beschlossen. Dass auch die Innere Medizin von Rockenhausen nach Kirchheimbolanden umziehen wird, stand schon länger fest. In Rockenhausen wird es dann keinen stationären Klinikbetrieb mehr geben. Allerdings soll dort eine Geriatrie-Tagesklinik entstehen und weiterhin ein Notarztstandort sein.
Kirchheimbolanden verfügt derzeit über eine chirurgische und eine unfallchirurgische Abteilung, eine Klinik für Anästhesie sowie eine Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.
Krankenhaus in Kirchheimbolanden hat großes Einzugsgebiet
Landrath Guth, der auch im Aufsichtsrat des Westpfalz-Klinikums sitzt, hält die Zusammenlegung der Standorte für sinnvoll: "Wir versorgen nicht nur die 80.000 Donnersbergerinnen und Donnersberger, wir grenzen an den Kreis Alzey-Worms und sind auch nahe am Kreis Bad Dürkheim und kriegen auch viele Patienten aus dieser Richtung. Kibo hatte schon immer eine Schlüsselrolle für Gynäkologie und Geburtshilfe, aber auch bei einigen orthopädischen Disziplinen. Rockenhausen hat einen hervorragenden Ruf für seine Innere. Das führen wir jetzt zusammen und ich glaube, das wird gut."
Krankenhaus Kirchheimbolanden bekommt deutlich mehr Betten
Durch den Zusammenschluss der beiden Klinik-Standorte wird das Krankenhaus in Kirchheimbolanden deutlich mehr Betten bekommen. Zurzeit gibt es dort 105 Betten, davon sechs für Intensivpatienten. Nach Abschluss des ersten Bauabschnitts wird es in Kirchheimbolanden insgesamt 65 Betten mehr geben. Die Anzahl der Intensivbetten wird sich verdoppeln. Auch in Sachen Parkplätze wird sich einiges tun. Aktuell gibt es 100, nach dem Umbau werden es 320 sein.
Krankenhaus aber noch nicht über den Berg Positive Signale für angeschlagenes Westpfalz-Klinikum
Das finanziell angeschlagene Westpfalz-Klinikum hat nun auch positive Signale von Banken erhalten, was eine Unterstützung betrifft. Alle Probleme sind damit nicht gelöst.
Auch deshalb sorgen sich einige Anwohner um die Verkehrssituation rund ums Krankenhaus. Das wurde durch mehrere Wortmeldungen bei der Bürgerversammlung deutlich. Schon jetzt sei die Lage angespannt, berichtet Anwohnerin Marion: "Das gibt einen Kraftakt, auch für die Mitarbeiter. Dann kommen ja noch die Baufahrzeuge. Einfach wird das während der Bauphase nicht." Das wissen auch die Verantwortlichen des Bauprojekts. Deshalb wollen sowohl die Klinikleitung als auch die Stadt Konzepte erarbeiten, wie der Verkehr in Zukunft sinnvoll rund um das Klinikum geleitet werden kann.
Kirchheimbolanden will Verkehrskonzept erarbeiten
Stadtbürgermeister Marc Muchow will bei dieser Gelegenheit direkt ein Verkehrskonzept für ganz Kirchheimbolanden erarbeiten lassen. Dieses sei bereits in der Vorbereitung und werde demnächst im Stadtrat behandelt: "Ich bin sehr optimistisch, dass der Stadtrat das Verkehrskonzept in Auftrag gibt. Und dass wir einmal für die ganze Stadt und somit auch für die Klinik eine optimale Verkehrsführung finden werden." In den vergangenen Wochen hätten bereits Kameras den Verkehrsfluss rund um das Krankenhaus dokumentiert.
Anwohner des Westpfalz-Klinikums fürchten um Privatsphäre
Ein weiterer Punkt, den einige der direkten Anwohner kritisch sehen, ist ein möglicher Einschnitt in ihre Privatsphäre. Sie wünschen sich, dass ihnen die Patienten nach dem Umbau des Krankenhauses aus ihren Zimmern nicht einfach ins heimische Wohnzimmer oder den Garten schauen können. Einer dieser Anwohner ist Norbert Jung. Er wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft und hofft zum Beispiel, dass für ausreichend Privatsphäre schnell wachsende Pflanzen gesetzt werden. Dabei haben Stadt und Landkreis ihre Unterstützung in Aussicht gestellt. Der begleitende Architekt sagte, es gebe auch bereits Überlegungen, die Fenster der Patientenzimmer mit einer Art Sichtschutz zu versehen.
Norbert Jung hat kein generelles Problem mit dem Ausbau des Klinik-Standorts Krichheimbolanden, "weil ich einfach sehe, dass Gemeinnutz immer vor Eigennutz steht".
Die Verantwortlichen versicherten an diesem Abend mehrfach, dass sie alle Bedenken der Bürger ernst nehmen. Auch einige von den Bürgern vorgeschlagenen Ideen wie beispielsweise die Einführung von Tempolimits auf bestimmten Straßen sollen geprüft werden.
Seit einem Jahr Gesundheitszentrum am Krankenhaus Kirchheimbolanden
Im Juni des vergangenen Jahres ging das neue Gesundheitszentrum am Krankenhaus in der Donnersberger Kreisstadt an den Start. Dort sind verschiedene Facharztpraxen, wie Radiologie, Urologie, Chirurgie oder Orthopädie, und eine Physiotherapiepraxis unter einem Dach vereint.