"Was ist mit Kaiserslautern los?" - Das war das Erste, woran Susanne Henn-Marker und ihre Schausteller-Kollegen dachten, nachdem sie gehört hat, dass Cannabis auf den Volksfesten der Stadt nicht verboten wurde. Henn-Marker ist die Vorsitzende des Schaustellerverbandes Barbarossa Pfalz-Saar und mit ihrer Familie Teil der Maikerwe auf dem Messeplatz. Den Schock über das ausdrücklich fehlende Verbot fürs Kiffen müssten sie und die anderen etwa 140 Schaustellerinnen und Schausteller erst einmal verdauen, so Henn-Marker.
Denn diese Entscheidung habe sie nicht kommen sehen, sagt die Schaustellerin. Vor allem, weil sie weiß, dass das Kiffen auf vielen anderen Volksfesten in Deutschland oder zum Beispiel auch in Stadien bereits verboten ist.
Schausteller der Kerwe in Kaiserslautern fürchten Umsatzeinbußen
Neben dem Unverständnis könne der Verzicht auf ein Verbot aber auch große Umsatz-Einbußen für die Schausteller bedeuten. Susanne Henn-Marker befürchtet, dass vor allem Familien jetzt wegen des Kiffens nicht mehr auf die Kerwe kommen. Dabei weiß sie: "Wir Schausteller leben vom Familienpublikum".
Ihre Angst ist wohl auch nicht unbegründet. Bei einer Umfrage des SWR gab ein Teil der Befragten an, dass der Verzicht auf ein Cannabis-Verbot ein Grund für sie ist, nicht auf die Kerwe zu gehen.
Die Befragung fand im Whatsapp-Kanal des SWR Studios Kaiserslautern statt. Den Kanal finden Sie hier:
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Schausteller der Maikerwe Kaiserslautern wollen Kiffen selbst verbieten
Susanne Henn-Marker und ihre Familie betreiben auf der Kerwe einen Süßigkeitenstand und ein Kinderkarussell. Gerade um ihre kleinen Kunden sorgt sich die Schaustellerin seit der Cannabis-Erlaubnis. "Man kifft ja passiv mit", erklärt sie.
Deshalb will sie jetzt vor die Kerwestände ihrer Familie Schilder stellen. Die sollen zeigen, dass das Kiffen dort verboten ist. Dabei beruft sie sich auf ihr Hausrecht. Darüber, inwieweit sie das Kiffen auch über ihren Stand hinaus verbieten kann, will sich Henn-Marker noch bis zum Beginn der Kerwe informieren. Sie weiß: Auch andere Schausteller wollen solche Schilder vor ihre Stände stellen. Durch sie sollen sich Familien auf der Kerwe sicherer fühlen, erklärt Susanne Henn-Marker diese Entscheidung. Sie ist überzeugt: "Ein Volksfest ist ein Familienfest".
Stadtrat verzichtet auf explizites Verbot von Cannabis
Der Stadtrat von Kaiserslautern hat sich am Montag dagegen entschieden, den Konsum von Cannabis auf Volksfesten oder dem Wochenmarkt zu verbieten. Allerdings darf laut Gesetz in der unmittelbaren Nähe von Kindern und Jugendlichen nicht gekifft werden. Aber das könne bei den vielen Gästen nicht kontrolliert werden. CDU und FWG sprachen sich für ein generelles Verbot bei Volksfesten aus. Vor allem wegen des Jugendschutzes. Die Grünen, die SPD und die Linke waren gegen ein Cannabis-Verbot und begründeten das unter anderem damit, dass bei Volksfesten beispielsweise auch Alkohol getrunken werden dürfe. Schlussendlich stimmten 23 Stadtratsmitglieder gegen ein Verbot und 19 dafür.
Beschluss gegen Cannabis-Verbot ist noch lange keine Erlaubnis
In einer früheren Version des Artikels schrieb der SWR von einer "Cannabis-Erlaubnis". Das ist aber faktisch falsch. Der Stadtrat hat mit seinem Beschluss nicht den Konsum auf Volksfesten "erlaubt", sondern lediglich kein explizites Verbot ausgesprochen. Auch der Kaiserslauterer SPD-Fraktionsvorsitzende Patrick Schäfer erklärte gegenüber dem SWR, dass der Verzicht auf ein Verbot noch lange keine Erlaubnis darstelle. Seiner Meinung nach ist die geltende Rechtslage auch ohne ein explizites Cannabis-Verbot auf Volksfesten ausreichend deutlich. Da der öffentliche Konsum in unmittelbarer Gegenwart von Minderjährigen verboten ist, ist für den Politiker klar, dass damit auch das Kiffen auf Volksfesten bereits ausgeschlossen ist - weil sich dort eben auch Kinder aufhalten.
Richtigstellung: In einer früheren Version des Artikels war noch von einer "Cannabis-Erlaubnis" die Rede. Das ist aber faktisch falsch. Der Stadtrat hat mit seinem Beschluss nicht den Konsum auf Volksfesten "erlaubt", sondern lediglich kein explizites Verbot ausgesprochen.