Deutscher Lichterglanz, deutscher Glühwein, Bratwurst, Kunsthandwerk. Weihnachtsmärkte haben in Deutschland Tradition. Mitte der 1990er-Jahre kam die damalige Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth auf die Idee, ein ganz besonderes Städtepartnerschaftsereignis zu organisieren.
Frankfurt wollte ein Abbild seines traditionellen Weihnachtsmarktes in die englische Partnerstadt Birmingham bringen. Ihr Mann dafür: Kurt Stroscher.
Der gebürtige Trierer, der heute wieder an der Mosel lebt, war als städtischer Beamter für alle Veranstaltungen der Main-Metropole zuständig. Also auch dafür, deutsches Kulturgut von Frankfurt aus auf die britische Insel zu bringen. 1997 ein Novum.
Stroscher organisierte Schausteller und bestellte rustikale Holzbuden - immer bemüht, keine Disney-Version des Frankfurter Weihnachtsmarktes in Birmingham aufzubauen. Es sollte authentisch sein. Keine blinkenden bunten Lichterketten wie in Großbritannien üblich. Die Briten waren begeistert. "Die haben alles bestaunt, als würden sie das achte Weltwunder betrachten", erzählt Kurt Stroscher.
Eingezäunte Glühweinstände
Doch es gab auch unerwartete Hürden. Bis dato gab es in England überhaupt nicht die Möglichkeit, im öffentlichen Raum - also auf der Straße oder auf Plätzen - Alkohol auszuschenken, erinnert sich Stroscher.
Doch Stroscher wusste sich zu helfen. Er und seine Leute mussten den Glühweinstand abzäunen. "Kinder durften da nicht rein in den Bereich des Glühweinstands", erzählt Stroscher, "aber gleichwohl, die Leute waren fasziniert und das war Anlass und Ansporn weiterzumachen". Und so gibt es den Markt bis heute.
Auch als Pensionär noch "Mr. Christmas Market"
Seit zwei Jahren ist Kurt Stroscher Pensionär und nicht mehr in Diensten der Stadt Frankfurt. Inzwischen lebt er in Trier und organisiert immer noch den Weihnachtsmarkt in Birmingham. "Der Weihnachtsmarkt war so mein ureigenstes Ding, der hat sich so mit mir verbunden, da musste ich mich einfach überzeugen lassen, dass es so sein muss, dass ich noch weiter mache."
Eifeler Schaustellerin ist Rückgrat des Marktes in Birmingham
Das alles stemmt Kurt Stroscher nicht allein. Viele Buden betreibt Nadine Löwenthal vom Eifelpark Gondorf. Sie ist inzwischen das Rückgrat des Marktes.
Ihre Mutter Marlies war schon bei der ersten Auflage in Birmingham mit dabei, erinnert sich Kurt Stroscher. Als er damals versuchte, Schausteller für die Idee zu rekrutieren, meinte Marlies Löwenthal: "Ok. Ich mache bislang keinen Weihnachtsmarkt. Ich bin dabei!" So hat sich im Laufe der Jahrzehnte ein enges Verhältnis zwischen Stroscher und der Familie Löwenthal entwickelt.
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Brexit bringt große Probleme
Heute macht Nadine Löwenthal jede Menge Stände. Das liegt laut Stroscher daran, weil es extrem schwierig geworden sei, neue Standbetreiber gewinnen zu können - manchmal sogar unmöglich wegen des Brexits.
Immer, wenn Schausteller aus Altersgründen aufhörten oder es nicht mehr bewerkstelligen konnten oder wollten, mussten sie ersetzt werden. Das Problem: "Wir haben einen derartigen Aufwand, alleine schon durch Zollformalitäten und Arbeitserlaubnisse, dass es für Neue fast ausgeschlossen ist, teilnehmen zu können", beschreibt Stroscher die schwierige Lage. Immer dann, wenn sich keiner gefunden habe, habe er Nadine Löwenthal eindringlich gebeten, das zu übernehmen.
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"Mr. Christmas" sprüht vor Begeisterung
Trotz all dieser Schwierigkeiten sprüht Kurt Stroscher vor Begeisterung, wenn er vom Weihnachtsmarkt und seinem Team in England erzählt. Der Weihnachtsmarkt in Birmingham lockt Tausende Besucher an und zeigt ihnen die deutsche Kultur. Ganz selten hat Stroscher da Zugeständnisse gemacht.
Frankfurter Würstchen als Hot Dogs
Ein Zugeständnis an die Engländer ist, dass Frankfurter Würstchen in Birmingham als Hot Dogs verkauft werden. Irgendwann hätten ihn die Briten überzeugt, dass man im ganzen Vereinigten Königreich das für typisch deutsch halte - der Würstchen wegen.