Eine Massenschlägerei im Jahr 2023, immer wieder Fälle von Körperverletzungen rund um das Einkaufszentrum. Dazu kommt auch noch eine große Zahl von Leerständen bei den Geschäften in der Mall - das alles hatten sich die Stadt und der Betreiber anders vorgestellt, als das Zentrum im Frühjahr 2015 seine Pforten öffnete.
Die Lage damals: Nachdem der alte Karstadt geschlossen wurde, brauchte die Stadt wieder einen Anziehungspunkt. Menschen aus dem Umfeld sollten in die Stadt zum Einkaufen gelockt werden. Die Mall sollte ein "Magnet" sein, der zur "funktionalen Stärkung der Innenstadt" beitragen sollte. Außerdem sollte das Einkaufszentrum die Innenstadt auch städtebaulich aufwerten.
Reportage spricht mit Menschen an der Mall in Kaiserslautern
Für die 360-Grad-Reportage sind die Macher den Dingen auf den Grund gegangen. Sie haben mit Jugendlichen gesprochen, die rund um die Mall abhängen. Mit Einzelhändlern, die Läden in der Mall betreiben. Und natürlich auch mit Kunden, die dort einkaufen.
Wie zum Beispiel mit Silke aus Grünstadt, die extra wegen der Mall nach Kaiserslautern kommt. Ihr Mann ist Amerikaner - da fühlt er sich in einem solch großen Einkaufszentrum eher wie Zuhause. Sie habe eigentlich einen "ganz guten" Eindruck, sagt sie. "Die Geschäfte sind halt schön." Man hört in der Reportage aber auch andere Stimmen. Wie die von Simone aus Kaiserslautern: "Früher gab es hier super Läden und jetzt ist es eigentlich nur noch Ramsch."
Ladenbetreiber in der Mall in Kaiserslautern sind unzufrieden
Nina Hurmitz betreibt seit 2023 einen Friseurladen in der Mall - und wenn es nach ihr geht, dann nicht mehr lange. Sie will wieder raus aus dem Einkaufszentrum. Am Anfang sei alles noch gut gelaufen, sagt sie. Aber jetzt habe Primark seinen Laden geschlossen - der Ankermieter habe früher immer viele junge Leute angezogen. Und wenn demnächst auch der Aldi schließe, dann "ist meine Ecke so ein bisschen tot", sagt Nina Hurmitz.
Problemfall Mall So lief der SWR Live-Talk zur Sicherheit in der Innenstadt von Kaiserslautern
Wie kann Kaiserslautern sicherer werden und wie können sich die Bürger wieder wohl fühlen? Darüber wurde im SWR Live-Talk diskutiert.
Immer wieder beklagen sich in der 360-Grad-Reportage Ladenbesitzer und Besucher darüber, dass sie sich im Umfeld des Einkaufszentrums nicht wohl fühlen. Viele Jugendliche hängen rund um die Mall ab, immer wieder kommt es zu Streitereien. Von Mai bis November 2023 zählte die Polizei rund um die Mall in Kaiserslautern 159 Straftaten - am meisten Diebstähle, aber auch Körperverletzungen. Obwohl die Polizei sagt, das Gebiet sei kein Schwerpunkt der Kriminalität - viele Menschen sehen das anders.
Jeanette Geßner ist Streetworkerin bei AWO Connect in Kaiserslautern - und ständig mit ihren Kollegen rund um die Mall unterwegs. Sie hat beobachtet, dass das Einkaufszentrum nicht nur Treffpunkt für Jugendliche ist, sondern dass auf den Bänken ein gemischtes Publikum sitzt. "Hier müssen sie nichts kaufen, haben aber freies WLAN." Das sei den Menschen wichtig, sagt sie. Unsicher fühle sie sich aber nicht. Sie habe das Gefühl, dass die Berichte über Streitigkeiten an der Mall von den Medien aufgebauscht würden.
Einer, der sich ständig an der Mall aufhält und auch in der 360-Grad-Reportage zu Wort kommt, ist Justin. Er ist seit vier Jahren obdachlos. Er sagt, er könne nicht verstehen, warum sich viele Menschen rund um das Einkaufszentrum unwohl fühlen würden. Diese Menschen würden nicht sehen, warum viele zur Mall kommen. "Die wollen sich tagsüber hier an den Brunnen setzen und einfach mal abschalten, runterkommen", sagt er. Das sei ein bisschen wie Urlaub.
Mall als Treffpunkt - weil andere Orte in Kaiserslautern fehlen
Auch Malik ist häufig an der Mall - weil alle seine Freunde da sind, sagt er. "Was soll ich an anderen Plätzen, wenn ich da alleine bin?" Das Gebiet um das Einkaufszentrum sei sein zweites Zuhause geworden: "Alle mögen mich. Wir sind eine kleine Gruppe und wir unterstützen uns alle gegenseitig, wo wir können." Aber - auch Malik hat die vielen Einsätze der Polizei rund um die Mall mitbekommen, die Diebstähle oder Streitereien und Körperverletzungen. "Das kann ich schon verstehen, dass die Leute sich unwohl fühlen - so fühle ich mich manchmal auch."