Wer am Wochenende seinen bequemen Sofaplatz räumt und sich stattdessen auf eine Wanderung zu einer Pfälzerwald-Hütte macht, den locken Schoppen und Leberknödel. Aber so leicht ist das mit der Bewirtung heute nicht mehr. Auch die Pfälzerwald-Hütten sind vom Personalmangel geplagt. Viele stecken in der Krise, weil sich zu wenig Menschen am Wochenende in den Hütten engagieren wollen.
Der Pfälzerwald Verein Hohe List hat rund 520 Mitglieder
Ganz anders läuft es da beim Pfälzerwald-Verein Hohe List bei Eppenbrunn im Landkreis Südwestpfalz. Die Mitgliederzahl liegt aktuell auf einem Rekordhoch. Rund 520 Mitglieder zählt der Verein mittlerweile. "Davon sind natürlich nicht alle aktiv", erklärt der Vereinsvorsitzende, Stefan Mika, "aber glücklicherweise finden sich immer genug Freiwillige, die sich am Wochenende um die Hüttenbewirtung kümmern wollen."
Wegen Überalterung stand der alte Pfälzerwald Verein kurz vor dem Aus
Das war nicht immer so. 2016 stand der Verein kurz davor sich aufzulösen. "Der alte Verein war überaltert und der mangelnde Nachwuchs machte eine Aufrechterhaltung des Gaststättenbetriebes unmöglich", erklärt Stefan Mika. Nicht nur der Verein war aber in Gefahr, auch der Verfall des denkmalgeschützten Forstdienstgebäudes drohte. 1832 erbaut, verließ 1972 der Revierförster Otto Kandel als letzter Bewohner das Forsthaus. Im gleichen Jahr bot die Forstbehörde dem Pfälzerwald-Verein das Gebäude zur Miete an. Schon zuvor sei es ein beliebtes Wanderziel gewesen, so Stefan Mika. Nach einem Umbau zum Gasthaus bewirtete von da an der PWV Ludwigswinkel an den Wochenenden die hungrigen und durstigen Wanderer aus nah und fern.
Hohe List stets gut besucht
Noch heute ginge es im Schankraum der Hütte und auf dem großzügigen Außengelände meist trubelig zu, meint Stefan Mika. Auch - oder gerade weil die Hütte nur zu Fuß zu erreichen ist. "Der Förster hat hier ein strenges Auge darauf, dass die Leute nicht mit ihren Autos zu uns rauf kommen", lacht Stefan Mika. Damit sitzt man auf dem Gelände der Hohen List mitten in einem kleinen Idyll, weit weg vom Autolärm und Abgasen.
Auf der Karte steht pfälzische Hausmannskost
In so einer entspannten Atmosphäre schmeckt die pfälzische Hausmannskost natürlich besonders gut. Über den Tresen wandern die obligatorischen Leberknödel mit Kraut und Soße, auch ein deftiger Eintopf darf meist nicht fehlen. Für experimentierfreudige Wandersleute finden sich aber auch neue Kompositionen auf der wechselnden Karte, wie zum Beispiel der Pfälzer Burger, bei dem es anstatt eines Rindfleisch-Patties eine Scheibe Saumagen zwischen den Brötchenscheiben gibt.
Die Besetzung der Hüttendienste klappt immer
Damit die Speisen auf den Tellern der Gäste landen, braucht es natürlich fleißige Hände in der Küche. Die Hüttengruppe, die sich am Wochenende um das leibliche Wohl der Wandersleute kümmert, sei meist sechs Personen stark, genug Freiwillige fänden sich immer. "Ja, das liegt einfach daran, dass die Hüttendienstler meist nur zwei bis viermal pro Jahr eingeteilt werden", erklärt Stefan Mika. Damit ginge der Spaß an der Bewirtung nicht verloren. "Wenn man mich fragt, ist das vielleicht unser Erfolgsgeheimnis." Die gute Laune übertrage sich nämlich auch auf die Gäste und so potenziere sich die Freude aller noch einmal.
Neue Mitglieder sind immer willkommen
Auch wenn sich aktuell immer genug Mitglieder fänden, die am Wochenende mal Lust haben, Hüttenwirt oder Wirtin zu spielen, halten die aktiven Mitglieder auch Ausschau nach potenziellem Nachwuchs. Gerade junge Wandercliquen, die gegenwärtig noch lieber vor dem Tresen stehen, wollen die Vereinsmitglieder der Hohen List auch in die Küche locken. "Kürzlich haben wir die Anfrage erhalten, ob wir auch eine Jugendgruppe gründen möchten, also für ganz Kleine", erwähnt Stefan Mika.
Verein will sich auf junge Erwachsene konzentieren
Das will der Verein aber erstmal nicht, sondern sich weiterhin auf junge Erwachsene konzentrieren. Spätestens mit dem Eintritt in die Pubertät sei es verständlicherweise erstmal vorbei mit der Lust auf die Idylle in der Waldeinsamkeit. Die komme aber ganz schnell wieder, wenn man genug stickige Discoluft geschnuppert habe, davon ist der Vereinsvorsitzende des Pfälzerwald-Vereins Hohe List, Stefan Mika, überzeugt.