So voll haben sie ihre Innenstadt noch nicht erlebt – das berichten am Samstagmorgen viele Teilnehmende der Demonstration gegen Rechtsextremismus im Kaiserslauterer Zentrum. Zeitgleich sind auch in Zweibrücken Menschen auf die Straße gegangen.
Viele demonstrieren in Kaiserslautern gegen Rechtsextremismus
"Lautern ist bunt gegen Nazis" oder "Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf" steht auf den vielen bunten Schildern. Bereits vor Beginn der Demonstration unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt" ab 11 Uhr auf dem Platz vor der Stiftskirche ist die Lauterer Fußgängerzone voll. Dazu aufgerufen hat das Bündnis "Kaiserslautern gegen Rechts".
Teenager mit provokanten Slogans auf ihren Plakaten, "Omas gegen Rechts", radikale Linke und junge Eltern, die ihre Babys vor den Bauch gebunden haben, sind gekommen. Es ist die ganze Breite der Kaiserslauterer Stadtgesellschaft die sich an diesem milden, sonnigen Wintermorgen auf den Weg gemacht hat. Eine von ihnen ist Emily. Ihre Motivation: "Es ist wichtig sich zu positionieren – gegen die AFD."
Auch Mario will sich dem Demozug durch Kaiserslautern anschließen. "Meine Eltern sind Jugoslawen. Die ,Remigration' würde ja auch bedeuten, dass auch ich zurück soll", sagt Mario. Er könne nicht glauben, dass heutzutage, und sei es nur in radikalen Kreisen, so fremdenfeindliche Parolen geäußert werden.
Nach Angaben der Veranstalter hatten vorab mehr als 50 Initiativen, Vereine, Parteien und Institutionen ihre Unterstützung angekündigt. In den Tagen zuvor ist der Demo-Aufruf auf Instagram hunderte Male geteilt worden.
Dass das jetzt Wirkung entfaltet, zeigt sich schon zu Demobeginn. Auch die Plätze rund um die Stiftskirche stehen voll Menschen. Die Polizei zählt rund 6000 Teilnehmende, deutlich mehr als angemeldet.
Demos in Kaiserslautern und Zweibrücken fallen auf Gedenktag
Nach und nach ziehen die Demonstrierenden über die Fischerstraße in Richtung des Messeplatzes, wo die Abschluss-Kundgebung stattfinden soll. Dabei singen sie laute Lieder und skandieren antifaschistische Parolen. Nur an einer Stelle verstummt die Masse – als sie am Synagogenplatz vorbeikommen.
Die Demo in Kaiserslautern wurde nach Angaben der Veranstalter ganz bewusst auf den 27. Januar gelegt, dem Gedenktag für die Opfer des Holocausts. Hintergrund ist die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945. Das Datum wurde 2005 von den Vereinten Nationen als internationaler Gedenktag eingeführt. In Deutschland wurde der Tag bereits 1996 zum gesetzlichen Gedenktag erhoben.
600 Menschen demonstrieren zeitgleich in Zweibrücken
In Zweibrücken ging es Samstagfrüh am Hallplatz gegen 12 Uhr los. Dort stand die Demo unter dem Motto "Demokratie first". Sie wurde von einem Stadtratsmitglied der Partei "Die Partei" angemeldet und ebenfalls von zahlreichen Initiativen, Vereinen und anderen Parteien unterstützt. Wie auch in Lautern zieht die Polizei die Bilanz: "alles friedlich verlaufen".Das gilt auch für die Kundgebung des "Nationalen Widerstands" Zweibrücken, zu der laut Polizei acht Menschen kamen.
Rechten Ideologien Nährboden entziehen
Das Bündnis "Kaiserslautern gegen Rechts" teilt in seinem Aufruf zur Demo mit, dass sich der Rechtsruck in der Gesellschaft verstärke. Das zeige sich in einer steigenden Zahl von Abschiebungen und einer Abschottung Europas. Auslöser für diesen Rechtsruck seien auch die hohe Inflation, niedrige Löhne und eine Verstärkung von Armut.
Proteste gegen Rechtsextremismus in RLP FAQ zu "Demos gegen rechts": Teilnehmer, Motive, Folgen
"Demos gegen rechts" ziehen tausende Teilnehmende an – auch in RLP. Wer genau geht da eigentlich auf die Straße, für was und kann daraus eine größere Bewegung werden?
Um dem Rechtsruck zu begegnen, müsse auf eine inklusive und demokratische Politik gesetzt werden. Diese müsse aber auch das Leben aller Menschen verbessern, damit rechten Ideologien der Nährboden entzogen werde. Rassismus, Antisemitismus und jede andere Form von Menschenfeindlichkeit dürfe keinen Platz haben – nicht hier und nicht anderswo.
Deutschlandweit Massen-Demos gegen Rechtsextreme
Seit Tagen gehen deutschlandweit tausende Menschen gegen die rechte Szene auf die Straßen. Auslöser ist das Bekanntwerden eines Treffens von Rechtsextremen, darunter auch Mitglieder der AfD. Bei diesem Treffen ging es nach Angaben des Rechercheverbunds "Correctiv" um eine massenhafte Vertreibung von Menschen aus Deutschland.
Hunderte Menschen demonstrieren im Westen der Pfalz
Schon am vergangenen Wochenende hat es bundesweit und auch in ganz Rheinland-Pfalz Demos gegen Rechtsextreme gegeben. Dabei gingen beispielsweise in Kusel 250 und in Pirmasens 300 Menschen auf die Straßen.