Ein Blick auf die Großbaustelle in der Kaiserslauterer Adam-Hoffmann-Straße lässt erahnen, was da derzeit auf dem Gelände von Wipotec entsteht. Theo Düppre, der geschäftsführende Gesellschafter und gleichzeitig 1988 auch Mitbegründer des Unternehmens, beschreibt es als Bauabschnitte 14 bis 16. Auf einer Fläche von 15.000 Quadratmetern entsteht ein Neubau.
Wobei, eigentlich werden es vielmehr drei miteinander verbundene Bereiche sein. So soll eine neue Zerspanungsabteilung entstehen. Hier soll hoch automatisiert, rund um die Uhr produziert werden, wie der Firmenchef sagt. Außerdem sei eine so genannte EMV-Halle vorgesehen. EMV steht für elektromagnetische Verträglichkeit. Es geht darum zu testen, dass ein neues Produkt von Wipotec auch fehlerfrei läuft. "Die Halle ist dazu da, dass wir unsere Wägesysteme auch zertifiziert bei der physikalisch-technischen Bundesanstalt zulassen können", erläutert Düppre.
Maschinen aus Kaiserslautern sollen noch schneller werden
Der Firmenchef sagt: "Wir wollen mit einer hohen Geschwindigkeit unsere Systeme weiterentwickeln." Dafür soll auch die Elektronikabteilung wachsen, die ebenfalls in dem Erweiterungsbau einen neuen Platz finden wird. Auch soll ein Rundlauf entstehen, wo Pakete und Verpackungen mit hoher Geschwindigkeit gewogen werden können. "Wir wollen auch weiterhin die Geschwindigkeit und die Genauigkeit unserer Wägesysteme verbessern. Dazu müssen wir hier Fertigungssysteme, die in Fabriken installiert sind, nachstellen", so Düppre.
Ist ein Stück Glas in einer Karotte?
Außerdem soll es auch einen neuen Ort für die "Kernkompetenz" von Wipotec geben, wie es der geschäftsführende Gesellschafter berichtet. Damit meint er die Produktion von so genannten Wägezellen. Mit diesen Zellen ist es möglich, das Gewicht eines Produktes zu messen. "Im Laufe der Jahre wurde die Produktion über die gesamte Fläche hier in Kaiserslautern verteilt, weil Wipotec immer weiter gewachsen ist. Nun wollen wir sie zentral zusammenführen", beschreibt es Düppre im Gespräch mit dem SWR.
In Kaiserslautern arbeiten rund 900 Menschen an der Herstellung der Präzisionswaagen, weltweit sind es etwa 1.200 an rund 20 Standorten. Dabei geht es neben dem Wiegen auch um einen Röntgenblick: Beispielsweise, ob in einer Karotte auf dem Feld ein kleines Glasstück eingewachsen ist. Oder um winzige Fremdkörper in Babybrei, Käse oder Milchpulver zu erkennen.
Auch Lego nutzt Waagen aus Kaiserslautern
Auch Lego nutzt Waagen aus Kaiserslautern. Die erkennen anhand des Gewichts laut Düppre beispielsweise, ob in der Verpackung die Krone des Königs dabei ist.
Der Bau der Hallen war im vergangenen Jahr gestartet. Theo Düppre hofft, dass Ende des kommenden Jahres eingezogen werden kann. Rund 30 Millionen Euro soll die Erweiterung kosten. Auch ein Wertstoffhof wird entstehen, wo beispielsweise Aluspäne oder Kunststoffe gesammelt und recycelt oder vermarktet werden sollen.
Sonnenenrgie kann bei Wipotec gespeichert werden
Auf dem Gelände wurde bereits ein großer Batteriespeicher eingebaut. So könne die Solarenergie auch in der Nacht genutzt werden. Denn die möglichst effiziente Nutzung von Energie ist ein Thema, das Düppre seit geraumer Zeit beschäftigt. Dazu gehören auch Heizen mit Erdwärme, eine gemeinsame Photovoltaikanlage im Hölzengraben mit der WVE GmbH, zudem seien Windräder vorgesehen, um energieautark zu werden, sagt der geschäftsführende Gesellschafter.
Auf dem etwas mehr als 46.000 Quadratmeter großen Firmengelände wird nach der Fertigstellung des Neubaus kein Platz mehr für eine nächste Erweiterung sein. Was also tun, sollte es einmal mehr zu eng in den Räumen werden? Auch da hat Theo Düppre schon eine Idee: Das neue Gewerbegebiet ganz in der Nähe hinter Adient könnte eine Option für eine Erweiterung werden.
Wipotec will am Standort Kaiserslautern festhalten
Am Hauptstandort Kaiserslautern will der Firmenchef jedenfalls nicht rütteln. "Solange ich die Oberhand hier habe, werden wir keine Produktion in andere Länder verlagern. Alles wird hier in Kaiserslautern gefertigt - und weltweit gibt es einen hocheffizienten Service, Vertrieb und eine technische Betreuung", sagt Theo Düppre. Mitarbeiter würden gesucht - derzeit seien es rund 30 offene Stellen.
Allerdings verschweigt der Firmenchef auch nicht, dass ihm die jüngste Entwicklung ein paar Sorgen bereitet. "2023 ist das erste Stagnationsjahr, das wir haben", sagt Düppre. Mit anderen Worten: Der Unternehmensumsatz liege wie im Vorjahr bei 170 Millionen Euro.
Kunden von Wipotec halten sich derzeit zurück
Was sind die Gründe dafür? "Der Markt hat sich massiv verändert", so Düppre. Es sei eine gewisse Zurückhaltung erkennbar, wenn es darum gehe, in neue Maschinen beziehungsweise Anlagen zu investieren. Wipotec habe zwar sehr viele Angebote bei Firmen vorliegen. "Es werden Entscheidungen aber vertagt", sagt der geschäftsführende Gesellschafter. Möglich, dass sich das auch in das Jahr 2024 hinein ziehe. Deswegen plane Wipotec auch im kommenden Jahr mit einem Umsatz von 170 Millionen Euro.
Entwicklung für Coca-Cola als Prestigeobjekt
Gleichwohl geben aber andererseits auch neue Entwicklungen Hoffnung. Beispielsweise das Geschäft mit QR-Codes. Für Coca-Cola in Lateinamerika hat Wipotec so einen System erstellt, mit dem solche Codes auf Kunststoffflaschen gedruckt werden können. Das wiederum sei dort ein wichtiger Baustein bei der Einführung eines Pfandsystems. "Für uns ist das ein Prestigeobjekt", berichtet Düppre.
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