Die BorgWarner Systems Engineering GmbH, so der offizielle Titel, ist ein eigenes Unternehmen unter dem Dach der BorgWarner-Gruppe. "Wir entwickeln hier Produkte für alle weltweiten Standorte", erläutert Hans-Joachim Retzlaff, der Geschäftsführer und Director Human Resources. Der Wandel hin zur Elektromobilität, das weitgehendene Aus von Verbrenner-Motoren ab dem Jahr 2035, stellt auch das Entwicklungszentrum des amerikanischen Automobilzulieferers vor Herausforderungen.
Benachbartes Werk von BorgWarner in Kirchheimbolanden baut Stellen ab
Das benachbarte Werk in der Donnersberger Kreisstadt plant, das Personal von derzeit 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bis zum Jahr 2028 auf 700 zu reduzieren. Im Entwicklungszentrum stellt sich die Situation anders da, wie Retzlaff im Gespräch mit dem SWR betont. "Wir machen alles gleichzeitig, wir bauen gezielt ab und gezielt auf, wir transformieren." Es werde ständig Personal gesucht, insbesondere Elektroingenieure. "In der Zeit der Transformation ist es erforderlich, dass man sich mit Spezialisten verstärkt", beschreibt es der Geschäftsführer.
Bis Oktober soll Strategie erarbeitet werden Wie BorgWarner den nächsten Stellenabbau in Kirchheimbolanden umsetzen will
Bei BorgWarner in Kirchheimbolanden sollen weniger Arbeitsplätze als zunächst befürchtet abgebaut werden. Der Wandel ist für den Automobilzulieferer eine Herausforderung.
Denn genau dieser Wandel bedeute auch neue Aufgaben. So wurde jüngst ein so genanntes E-Fan-System entwickelt. Dieses vereint einen Lüfter, Elektromotor und eine Hochvolt-Leistungselektronik, einen so genannten Inverter. Das System wird in elektrisch angetriebenen Lastwagen eingesetzt, kühlt darin den elektrischen Motor, die Batterie und die Elektronik, wie Ralf Christmann, der Direktor Produktentwicklung, erläutert. Die Produktion soll Ende 2024 beginnen.
BorgWarner plant Produkte zur Stromerzeugung für die Industrie
Hier habe das Know-how aus dem Turboladerbereich geholfen, sagt Christmann. Denn in Kirchheimbolanden werden auch elektrisch unterstützte Turbolader entwickelt. Aktuell wird zudem an einem elektrisch unterstützten Abgasturbolader für Hybridfahrzeuge gearbeitet.
Auch außerhalb des Automobilmarktes ist das Entwicklungszentrum aktiv. "In den nächsten vier bis fünf Jahren werden wir Produkte zur Stromerzeugung für den Industriesektor auf den Markt bringen", kündigt der Direktor an.
Christmann: "Die Elektromobilität wird sich etablieren"
Ralf Christmann ist davon überzeugt: "Die Elektromobilität wird sich etablieren." Doch wie genau? "Es ist eine Zeit der Ungewissheit", beschreibt es Hans-Joachim Retzlaff. Die Herausforderung für die rund 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Entwicklungszentrum ist es, vorauszusehen, was in fünf Jahren produziert wird. Klar ist: Die Elektrotechnik wird eine Hauptrolle spielen.
Mitarbeitende aus 22 verschiedenen Nationen am Donnersberg
Und dafür Fachkräfte zu finden, ist gar nicht so einfach. "Wenn wir heute eine Stelle als Elektroingenieur zu besetzen haben, kommen von zehn Bewerbungen acht aus Indien", erläutert der Geschäftsführer. Im Entwicklungszentrum geht es längst international zu. "Wir haben Teams, die ausschließlich englisch sprechen", sagt Retzlaff. Das sei auch notwendig, weil eben für die weltweiten Standorte von BorgWarner entwickelt werde. 22 verschiedene Nationen arbeiten in Kirchheimbolanden.
Im Entwicklungszentrum wurden in der Vergangenheit auch Stellen abgebaut. Rund 450 Personen waren zu Hochzeiten dort einmal tätig. "Allerdings sind wir jahrelang auch gewachsen. Als ich 2008 anfing, waren es 180 Mitarbeitende", so Retzlaff. Er ist beeindruckt davon, wie gut das Team den Weg des Wandels mitgeht. Denn Ersatzprodukte für den geliebten Turbolader zu finden, sei alles andere als einfach. "Derzeit ist vieles im Fluss. Aber die Kolleginnen und Kollegen nehmen das an, sehen das auch als Chance." Er lobt zudem die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat des Entwicklungszentrums.
In Kirchheimbolanden werden BorgWarner-Produkte auch getestet
Wie entsteht aber eine Entwicklung? Da gibt es zwei Wege, wie Ralf Christmann erläutert. "Oft kommen Automobilhersteller auf uns zu." Das sei verbunden mit Wünschen zu einem neuen Produkt. Dann gehe am Donnersberg die Entwicklung los. Aber BorgWarner sei auch selbst aktiv, stelle Kunden Ideen für neue Produkte vor. Gerade in Zeiten des Wandels, nun, da sich das Unternehmen auch auf die Suche nach Produkten außerhalb der Automobilwelt mache, nehme dies zu.
Ein Vorteil des Standortes Kirchheimbolanden: Er verfügt über einen so genannten Prototypenshop, quasi eine Werkstatt, in der Entwicklungen zu einem ersten Produkt werden. Diese Prototypen können dann direkt nebenan an den Prüfständen allen denkbaren Stresstests unterzogen werden.
Derzeit keine Diskussionen über den Standort Kirchheimbolanden
Überhaupt gibt es nach Angaben von Hans-Joachim Retzlaff in dem international tätigen Konzern derzeit keine Diskussionen, was den Standort des Entwicklungszentrums in Kirchheimbolanden betrifft. Zwar seien in der Westpfalz nicht gerade eine Fülle an Ingenieuren vorhanden, andererseits fühlten sich die Mitarbeitenden aus anderen Ländern hier in der Region schnell sehr wohl.