Dubiose Bauunternehmen

Missstände bei Glasfaser-Ausbau in RLP: Bauarbeiter warten auf Geld

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Daniel Novickij
Daniel Novickij
Verena Lörsch
Verena Lörsch

Bis 2030 soll überall in Rheinland-Pfalz Glasfaser verlegt werden. Viele Unternehmen verdienen am Ausbau mit. Eine SWR-Recherche zeigt: Manche Bauarbeiter scheinen teilweise nicht bezahlt worden zu sein.

"Diese Situation belastet meine Familie": Manuel Perez Galisto ist verzweifelt. Vor rund einem Jahr hat der Spanier monatelang im Südwesten Deutschlands Glasfaser verlegt, unter anderem in Herrenberg in Baden-Württemberg. Dabei war er für die deutsch-spanische Baufirma CG Capital Glasfaser mit Sitz in Hoppstädten-Weiersbach (Kreis Birkenfeld) tätig. Doch ein Großteil seiner Lohnzahlungen blieb laut ihm bisher aus. "Sie schulden mir mehr als 30.000 Euro", sagt Galisto im SWR-Interview.

Bauarbeiter im Glasfaserausbau in RLP klagen über zu wenig Lohn

Homeoffice, Streaming oder Online-Shopping – eine schnelle und stabile Internetverbindung ist heutzutage wichtiger denn je. Deswegen fördert die rheinland-pfälzische Landesregierung mancherorts auch den Glasfaser-Ausbau, der bis 2030 abgeschlossen sein soll. Um den Ausbau kümmern sich Unternehmen wie Telekom, Deutsche Glasfaser oder Unsere Grüne Glasfaser.

An einer Glasfaserbaustelle sind häufig mehrere Unternehmen gleichzeitig am Werk. Ein Auftrag wird meist von einer Firma zur nächsten weitergegeben, also an sogenannte Subunternehmen. Da verlieren nicht nur Außenstehende schnell den Überblick. Kommt es zu Missständen, beginnt für Betroffene auf der Suche nach den Verantwortlichen oft eine kräftezehrende Odyssee.

Firma aus Kreis Birkenfeld bezahlt offenbar Arbeiter nicht

Manuel Perez Galisto sagt, er habe mit der CG Capital Glasfaser keinen schriftlichen Arbeitsvertrag gehabt, sondern sich mit dem Geschäftsführer mündlich über Arbeitsbedingungen und Bezahlung geeinigt.

Natürlich war das riskant, aber meine Arbeitskollegen haben das auch so gemacht.

Galisto sagt, er sei auch nicht versichert gewesen. Der 59-Jährige spreche nur Spanisch und sei in Deutschland auf Hilfe angewiesen. Der Bauarbeiter berichtet, er habe seinen Chef immer wieder nach einem Arbeitspapier und seiner Bezahlung gefragt, sei aber immer wieder vertröstet worden.

Arbeiter aus Spanien klagt vor Gericht in Reutlingen

"Er sagte mir, mach dir keine Sorgen. Du wirst einen schriftlichen Arbeitsvertrag bekommen. Aber die Tage vergingen und vergingen", so Galisto. Der SWR hat den Geschäftsführer von CG Capital Glasfaser über seinen Anwalt angefragt, er hat sich bis zur Veröffentlichung nicht geäußert.

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Der spanische Bauarbeiter klagte gegen CG Capital Glasfaser vor dem Arbeitsgericht Reutlingen in Baden-Württemberg, um sein Geld einzufordern. Er und das Unternehmen einigten sich in einem Vergleich. Die Firma sagte zu, ihm rund 30.000 Euro brutto nachzuzahlen. Dem SWR liegt dazu ein entsprechendes Dokument vor. Galisto habe sein Geld aber bisher nicht bekommen.

Offenbar wartet nicht nur er auf sein Geld. Nachdem CG Capital Glasfaser im August dieses Jahres Insolvenz angemeldet hat, stellte sich im Insolvenzverfahren heraus, dass das Unternehmen weiteren Gläubigern Geld schuldet. Insolvenzverwalterin Annemarie Dhonau aus Idar-Oberstein berichtet, 20 Gläubiger, darunter Lieferanten, eine Bank aus Hoppstädten-Weiersbach und weitere Bauarbeiter seien auch nicht bezahlt worden.

"Wir rechnen hier mit offenen Forderungen von insgesamt 400.000 Euro", berichtet die Insolvenzverwalterin. Das Unternehmen gebe an, es warte selbst noch auf Geld von einem Auftraggeber. Dhonau sei dabei, alle Dokumente zu prüfen, um herauszufinden, wer wem etwas schuldet. Ob die Insolvenz vor Gericht verhandelt wird, ist noch nicht sicher. Denn es sei nicht geklärt, wer das Gerichtsverfahren bezahlen wird. "Ich bezweifle, dass ich mein Geld wiedersehe", sagt Bauarbeiter Manuel Perez Galisto.

Dass Bauarbeiter bei Subunternehmen im Glasfaserausbau auf ihr Geld warten müssen, ist kein Einzelfall. Thomas Breuer von der Gewerkschaft IG BAU sieht darin ein strukturelles und flächendeckendes Problem. Dazu gehöre ein unübersichtliches Firmengeflecht und Geld, das durch die Kette der Subunternehmen immer weniger werde.

Die Leidtragenden seien dann die Bauarbeiter. Diese seien häufig abhängig von ihrem Auftraggeber in Deutschland. "Die Arbeiter haben kaum Rechte", sagt Breuer. Dazu kämen schlechte Arbeitsbedingungen auf den Baustellen und Arbeitszeiten von teilweise mehr als 12 Stunden am Tag.

Bolivianer verlegen Glasfaser im Kreis Kusel und Bad-Kreuznach

Auch Vicente Zurita (62) und sein 30-jähriger Sohn Jaime sind für den Glasfaser-Ausbau nach Deutschland gekommen. "Ich hatte gehofft, dass in Deutschland mehr Geld bezahlt wird als in Spanien. Ich wollte für meine Familie etwas ansparen", sagt Jaime Zurita. Die beiden Bolivianer standen dieses Jahr auf Baustellen in Hinzweiler (Kreis Kusel), Bad Kreuznach, Dörrebach und Stromberg (Kreis Bad Kreuznach). Doch vor einem Monat zahlte das Subunternehmen dann keinen Lohn mehr an die beiden und weitere Bauarbeiter, wie Belege zeigen.

Auf SWR-Anfrage teilt der Auftraggeber, Unsere Grüne Glasfaser, mit: Beschwerden über nicht gezahlten Lohn seien bei ihnen noch nicht vorgekommen. Man sei den Anschuldigungen nachgegangen und habe das "Problem erkannt". Die insgesamt 13 Arbeiter seien bezahlt worden und man habe "ausgeschlossen, dass so etwas erneut vorkommt". Der Fall von Vicente und Jaime Zurita und ihren Kollegen sei allerdings "die sehr seltene Ausnahme und kein generelles Problem".

Die Arbeiter sind bezahlt und es wurde ausgeschlossen, dass so etwas erneut vorkommt.

Künftig wolle man die Bauarbeiter besser über ihre Rechte und Arbeitssicherheit aufklären, teilt das Unternehmen mit. Die Bauarbeiter sollen anonym auf Missstände auf Baustellen aufmerksam machen können. Außerdem will Unsere Grüne Glasfaser von ihnen beauftragten Unternehmen jetzt vorschreiben, noch "maximal zwei Subebenen zu haben".

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