Bund reagiert verhalten auf Missstände

So werden Arbeiter beim Glasfaserausbau ausgebeutet - auch in RLP

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Autor/in
Daniel Hoh
Anna Stradinger

Arbeiter im Glasfaserausbau, die hungern, geschlagen werden und keinen Lohn bekommen - das sind längst keine Einzelfälle mehr. Auch in Rheinland-Pfalz gibt es Beschwerden.

Anwohner im Dorf hatten Marc-Guido Ebert, Ortsbürgermeister in Rittersheim im Donnersbergkreis, auf die ausländischen Arbeiter aufmerksam gemacht. Sie bekämen keinen Lohn und würden hungern, erzählten ihm die Leute. Einer der Arbeiter habe ihm das dann bestätigt, sagt Ebert. "Er hat fast angefangen zu heulen und gesagt, dass er und seine Kollegen drei Monate ohne Lohn gearbeitet haben." Der Ortsbürgermeister ist entsetzt.

"Wenn ich jemandem drei Monate keinen Lohn zahle, der im Ausland ist und keine Möglichkeit hat, sich Hilfe zu suchen, weil er die Sprache nicht kann und keine Kontakte hat, was ist das? Nichts anderes als Ausbeutung der übelsten Art."

Ebert setzte sich für die ausländischen Arbeiter ein und sie erhielten zumindest einen Teil ihres Lohnes. Aber ihm sei klar, räumt er ein, dass er damit auch riskiere, womöglich den einzigen Glasfaseranbieter im Ort zu vertreiben. "Dann ist die Frage, wo kommen dann Arbeiter her, die es weiter machen? Und ich glaube, dass da der eine oder andere Ortsbürgermeister gesagt hat: Ich lass es laufen, Hauptsache mein Ort wird fertig."

Report Mainz berichtet über einen ungarischen Bauarbeiter, der von einem Subunternehmen ausgebeutet wurde.
Bauarbeiter Gyula Molnár aus Ungarn hat Glasfaserkabel in der Nähe von Bielefeld verlegt.

Ungarischer Arbeiter erhebt schwere Vorwürfe

Denn Ausbeutung wie beim Glasfaserausbau in Rittersheim ist anscheinend kein Einzelfall. Report Mainz liegen etliche Fälle vor. Beispielsweise von dem ungarischen Bauarbeiter Gyula Molnár, der zum Glasfaserausbau in der Nähe von Bielefeld eingesetzt war. Sie hätten oft von morgens sieben Uhr bis abends 21:30 Uhr arbeiten müssen. Für knapp zwei Monate seien mehr als 4.000 Euro vereinbart gewesen, bekommen habe er nur 670 Euro netto. Der Subunternehmer, für den er arbeitete, habe ihn weder krankenversichert, noch für Verpflegung bei der Arbeit gesorgt. Als er sich beklagt habe, sei er geschlagen und mit Frau und Kleinkind mitten in der Nacht auf die Straße gesetzt worden. Die Anwohner in dem Ort nahe Bielefeld bestätigen, in welchen prekären Verhältnissen die Arbeiter dort gelebt haben.

REPORT Mainz Hungern trotz Arbeit: Ausgebeutet im Glasfaserausbau

Die Schattenseiten des Glasfaser-Booms in Deutschland: Arbeiter werden um ihren Lohn gebracht, müssen teilweise sogar hungern. Dahinter steckt ein System von Sub-Subunternehmern, das Missbrauch und Arbeitsausbeutung begünstigt.

Wer ist verantwortlich für Arbeitsbedingungen beim Glasfaserausbau?

Doch wer ist verantwortlich dafür, dass die Bauarbeiter so behandelt werden? Der Subunternehmer sorgt für die Unterbringung der ausländischen Arbeiter und bezahlt sie auch. Tut er das nicht, muss der Generalunternehmer einspringen. Doch die Hauptverantwortung tragen letztendlich die Glasfaseranbieter, wie Deutsche Telekom, Vodafone oder Deutsche Glasfaser, die die Unternehmen mit dem Ausbau beauftragen.

Glasfaseranbieter, Generalunternehmen und Subunternehmer: keiner fühlt sich verantwortlich für die Arbeitsbedingungen der ausländischen Arbeiter.
Glasfaseranbieter, Generalunternehmen und Subunternehmer, keiner fühlt sich offenbar verantwortlich für die Arbeitsbedingungen der ausländischen Bauarbeiter.

Benjamin Luig, von "Faire Mobilität", einem Beratungsnetzwerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes, ist aufgefallen, dass sich die Beschwerden häufen. "Wir haben generell viele Fälle im Bau, aber die letzten beiden Jahre sehr viele Fälle speziell in der Glasfaserkabelverlegung", sagt er. Oftmals seien weder die Subunternehmer, noch das Generalunternehmen zu fassen. Diese würden häufig abstreiten, Geschäftsbeziehungen zu dem bestimmten Subunternehmen zu haben.

Bund reagiert verhalten auf Missstände

Bund und Länder fördern den Glasfaserausbau massiv. Um Verstöße gegen Arbeitsbedingungen kümmert sich dort bisher aber offenbar noch niemand. Es lägen keine konkreten Hinweise vor, heißt es aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales auf Anfrage von Report Mainz.

Dabei wäre es ganz einfach, dagegen vorzugehen, meint der langjährige ver.di-Chef Frank Bsirske, der heute für die Grünen im Bundestag sitzt. "Es wäre ohne Weiteres auf dem Verordnungsweg möglich, dass Aufträge an Generalunternehmen und Subunternehmen nur vergeben werden dürfen, wenn sie sich bei der Sozialkasse der Bauwirtschaft registrieren lassen." Die Fälle von organisierter Kriminalität, Ausbeutung und Lohnbetrug würden danach schreien, dass gehandelt werde, sagt Bsirske.

Onlinefassung: Jeanette Schindler

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