IHK sieht noch Potenzial

Trotz Fachkräftemangel: Nur wenige Unternehmen aus RLP suchen im Ausland

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Christina Nover
Autorin Christina Nover
Maren Kaps
Maren Kaps

Auch in Rheinland-Pfalz gibt es in vielen Unternehmen Fachkräftemangel. Trotzdem suchen wenige im Ausland. Warum ist das so?

Nach Angaben der Industrie- und Handelskammern (IHK) Rheinland-Pfalz suchen die meisten Unternehmen in ihrer Region nach neuen Mitarbeitenden. Das haben 75 Prozent der Unternehmen bei einer Umfrage für den aktuellen Fachkräftereport der IHK Rheinland Pfalz aus dem Jahr 2023 angegeben, für den 500 Mitgliedsunternehmen nach ihrer Situation befragt wurden.

Nur 20 Prozent der Unternehmen suchen im Ausland nach Fachkräften

Etwas mehr als ein Drittel der Unternehmen weitet laut IHK die Suche auf ganz Rheinland-Pfalz oder Deutschland insgesamt aus. Nur 20 Prozent der Unternehmen suchen der Befragung nach auch im Ausland nach neuen Mitarbeitenden. Vorreiter sind dabei die IT und Kommunikationsbranche sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe. Internationale Potenziale seien somit noch da, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Bertelsmann-Studie nennt Gründe für Zurückhaltung

Ähnliche Ergebnisse liefert eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung. Bundesweit suchen laut der Befragung weniger als ein Fünftel der Unternehmen im Ausland nach neuen Mitarbeitenden, obwohl nur ein Viertel der Befragten glaubt, dass in Deutschland ausreichend Personal verfügbar ist.

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Die Hauptgründe für die Schwierigkeit, ausländische Fachkräfte zu gewinnen, sind laut Bertelsmann Stiftung sprachliche Barrieren, bürokratische Hürden und Unsicherheiten bei der Einschätzung und Anerkennung ausländischer Qualifikationen.

IHK-Projekt erleichtert Fachkräftesuche im Ausland

Auch eine Sprecherin der IHK bestätigt diesen Eindruck. Dabei gebe es jede Menge Unterstützung für Unternehmen, die im Ausland nach neuen Beschäftigten suchen wollen. Sie verweist etwa auf die sogenannten Welcome Center in Rheinland-Pfalz sowie das Pilotprojekt "Hand in Hand for International Talents".

Ziel des Projekts, bei der die IHK-Organisation mit der Bundesagentur für Arbeit kooperiert, sei es, qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen, sie mit deutschen Unternehmen zusammenzubringen und sie bis zur erfolgreichen Integration in Betrieb und Gesellschaft zu begleiten.

Zentrale Ausländerbehörde Rheinland-Pfalz als Anlaufstelle

Seit drei Jahren gibt es in Rheinland-Pfalz außerdem die Zentrale Ausländerbehörde für Fachkräfteeinwanderung in Kaiserslautern, bei der sich Unternehmen kostenfrei beraten lassen können. Vorrangig ist die Behörde jedoch für beschleunigte Aufnahmeverfahren für Fachkräfte aus dem Ausland zuständig.

Wenn Unternehmen einmal durch ein Aufnahmeverfahren die Angst vor der Bürokratie verloren haben, melden sie sich immer wieder.

Die Anfragen dort haben sich in den vergangenen Jahren laut Behörde weiter erhöht. So wandten sich im letzten Jahr knapp 2.000 Unternehmen wegen eines Verfahrens für potenzielle Mitarbeitende an die Stelle; bis Ende September dieses Jahres waren es den Angaben zufolge bereits mehr als 2.300.

Behörde hilft den Unternehmen bei Bürokratie

"Wenn Unternehmen einmal durch ein Aufnahmeverfahren die Angst vor der Bürokratie verloren haben, melden sie sich immer wieder", sagt Behördenleiter Andreas Adelmann. Deshalb geht er davon aus, dass die Anfragen weiter zunehmen werden.

Beispiele für eine gelungene Suche nach neuen Mitarbeitern im Ausland gibt es in Rheinland-Pfalz reichlich. Im Westerwald setzt die Caritas etwa auf Menschen aus Marokko, die hier zu Pflegefachkräften ausgebildet werden. 2021 hat das Projekt begonnen, vor Kurzem hätten die ersten sieben ihr Examen absolviert und Vollzeitstellen angeboten bekommen. Caritasdirektorin Stefanie Krones spricht vor einem großen Erfolg. Mittlerweile würden die Azubis sogar selbst für Bewerbernachschub sorgen.

In Rheinhessen haben dank einem Projekt der Dehoga sechs junge Menschen aus Ruanda in Hotels eine Ausbildung begonnen, nachdem sie in ihrer Heimat einen Deutschkurs absolviert haben. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, rund 100 junge Menschen aus Ruanda in Hotels und Gaststätten im Land unterbringen. Sie sollen dort eine dreijährige Ausbildung machen und anschließend möglichst noch mehrere Jahre in den Betrieben arbeiten. 

Hilfe bei Sprachbarrieren

Das Problem der Sprachbarriere hat eine IT-Firma aus Winningen (Kreis Mayen-Koblenz) mit einer KI angepackt. Die Firma PSI hat nach eigenen Angaben ein Programm entwickelt, das Menschen aus dem Ausland bei ihrer Arbeit unterstützt. Sie können bei Fragestellungen auf eine vorab mit den notwendigen Informationen trainierten KI zurückgreifen und erhalten die Antworten in ihrer Sprache.

Viele Unternehmer wissen noch gar nicht, was alles möglich ist.

Der Chef der Firma PSI, Karl-Heinz Förderer, erklärte im Gespräch mit dem SWR, dass seiner Erfahrung nach die Sprache immer noch als größtes Hindernis bei der Einstellung von ausländischen Mitarbeitern angesehen wird. "Dabei gibt es da wirklich gute Lösungen, sodass Leute ab Tag eins im Betrieb einsetzbar sind", so Förderer. Bei ihm arbeite etwa ein Inder, der oftmals in Hindi kommuniziert - was für die Kollegen simultan übersetzt wird. "Viele Unternehmer wissen noch gar nicht, was alles möglich ist."

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