Uwe Schmitt arbeitet seit mehr als 40 Jahren als Krankenpfleger im Brüderkrankenhaus in Trier. Doch noch nie hatte der 58-Jährige so viel Freizeit wie heute: "Ich kann endlich reisen, ich kann regelmäßig ins Theater gehen."
Als er noch in der Kardiologie gearbeitet hat, war das für ihn nur selten möglich: "Wenn du da mal frei haben wolltest, musstest du immer Kompromisse eingehen." Jetzt, als Springer im sogenannten "Flexpool", schreibt sich Schmitt seine Dienstpläne selbst: "Ich kann mir die Arbeit so aufteilen, dass sie zu meinem Privatleben passt." Wenn er keine Nachtschicht oder keinen Wochenend-Dienst machen will, muss er das auch nicht.
Mehr Pflegekräfte mit Flex-Modell
Diese Flexibilität ist aber keine Einbahnstraße. Schmitt kann zwar arbeiten, wann es ihm passt. Dafür kann das Krankenhaus ihn aber auch in der Abteilung einsetzen, wo er gerade gebraucht wird. Der Pfleger wechselt also zwischen den Stationen hin- und her. Aber auch das sieht der 58-Jährige als Vorteil: "So lerne ich immer wieder was Neues dazu - zum Beispiel über aktuelle Operationsmethoden."
Im Brüderkrankenhaus arbeiten inzwischen 18 Pfleger im Flexpool. Überwiegend sind es junge Eltern, die das Angebot nutzen. "Im normalen Schichtdienst hätten wir diese Menschen gar nicht einstellen können", sagt Kevin Lehmann aus der Pflegedirektion: "Jetzt können Väter und Mütter zum Beispiel vormittags bei uns arbeiten, wenn die Kinder in der Schule oder in der Kita sind."
Wegen Pflegekräfte-Mangel bleiben Betten in Krankenhäusern leer
Das Krankenhaus geht auf die Fachkräfte zu. Denn die Klinik kann es sich nicht leisten, auf Personal zu verzichten. Zu groß ist der Mangel auf den Stationen. "Früher haben sich auf eine Stelle vier Leute beworben. Heute schreiben wir vier Stellen aus und bekommen höchstens eine Bewerbung", sagt Lehmann: "Wenn jetzt 30 Pfleger vor der Tür stehen würden - dann würden wir die alle nehmen."
Weil sie aber eben nicht vor der Tür stehen, kann auch das Brüderkrankenhaus nicht immer alle Betten belegen. Patienten müssen Wartezeiten auf sich nehmen, zum Beispiel für Operationen. Und dieser Mangel dürfte sich angesichts des demographischen Wandels wohl noch verschärfen - es gibt immer weniger Absolventen an den Pflegeschulen und immer mehr alte Menschen, die gepflegt werden müssen.
Viele Pflegekräfte zieht es nach Luxemburg
Das Problem kennen alle Krankenhäuser in der Region - besonders die an der Grenze zu Luxemburg, wie etwa die Krankenhäuser in Trier, Saarburg oder Bitburg. Denn im Nachbarland sind die Gehälter höher. Es gibt daher viele deutsche Krankenpfleger, die in Luxemburg arbeiten. Selbst als Altenpfleger in Teilzeit verdienen sie dort oft mehr als im Vollzeit-Schichtdienst in einer Klinik.
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In vielen Einrichtungen setzt daher ein Umdenken ein. Ein flexibles Arbeitszeitmodell gibt es zum Beispiel auch am Trierer Mutterhaus. Das Brüderkrankenhaus hat neben dem Flexpool auch noch ein anderes Projekt auf den Weg gebracht, das Pfleger entlasten soll: einen Transportdienst für die Patienten.
Pfleger müssen keine Patienten mehr durch die Klinik schieben
Wenn ein Patient etwa zum Röntgen musste, haben Pfleger wie Uwe Schmitt ihn früher selbst auf die entsprechende Station gebracht. Sie haben dann die schweren Betten durch die halbe Klinik geschoben. Ein Knochenjob, wie der 58-Jährige sagt: "Ich hab deswegen Rücken- und Hüftprobleme und Probleme mit den Knien bekommen."
Seit es den Patiententransportdienst gibt, sind die Schmerzen weg, wie Schmitt sagt. 14 Arbeitskräfte ohne Pflegeausbildung übernehmen das mittlerweile. Dadurch hat der Pfleger auch mehr Zeit für die Behandlung seiner Patienten. Und da kommt einiges zusammen, wie Kevin Lehmann aus der Pflegedirektion vorrechnet: "Das sind 300 bis 400 Patienten am Tag, die von einer Station zur nächsten gebracht werden müssen. In einem Jahr hatten wir 37.000 Transporte, die die Pfleger nicht leisten mussten."
Pflegeberuf gilt nicht als attraktiv
Trotz der Maßnahmen: Offene Stellen gibt es immer noch viele. Denn nicht alles, was Pfleger wollen, können die Kliniken ihnen bieten. Seit Jahren gibt es den Wunsch nach mehr Gehalt, mehr Freizeit, weniger Stress und weniger Bürokratie. Nicht wenige Pfleger schmeißen daher hin und suchen sich andere Jobs, wie Studien belegen.
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Für Uwe Schmitt allerdings ist Krankenpfleger nach wie vor sein Traumjob: "Wenn ich diesen Beruf nicht lieben würde, dann wäre ich schon längst woanders."