Soufiane Chahmat misst bei einer Bewohnerin des Altenzentrums St. Josef in Arzbach den Blutdruck. "130 zu 70, das ist gut. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Nachmittag". Der 22-jährige Marokkaner ist bereits im zweiten Lehrjahr. Blutdruckmessen ist kein Problem für ihn. Und auch der Umgang mit den Bewohnern fällt ihm leicht.
"Ich gehe hier im Alltag mit den Menschen so um, wie ich früher schon mit meinen Großeltern umgegangen bin." Für ihn fühle sich das Zusammenleben im Altenzentrum an wie eine große Familie. "Ich bin glücklich und fröhlich, dass ich hier bin", erzählt Soufiane Chahmat.
Junge Marokkaner begegnen alten Menschen mit Respekt
Silvia Schmitt ist Wohnbereichsleiterin im Altenzentrum St. Josef. Sie ist begeistert vom Engagement und der Herangehensweise der marokkanischen Azubis. "Was mir von Anfang an aufgefallen ist, dass sie sehr respektvoll mit den alten Menschen umgehen." Das sei in Deutschland oft nicht der Fall. Und das sei wirklich ein ganz großer Vorteil, den die jungen marokkanischen Auszubildenden mitbringen.
Marokkaner werden an sieben Standorten ausgebildet
18 Azubis sind mittlerweile bereits im zweiten Lehrjahr, 20 weitere im ersten Lehrjahr. Sie werden an insgesamt sieben Standorten im Westerwaldkreis und im Rhein-Lahn-Kreis ausgebildet. In drei Pflegeheimen und vier Sozialstationen - unter anderem in Arzbach, Hachenburg und Lahnstein.
An jedem Standort gibt es zudem Wohngemeinschaften für die jungen Marokkaner und Marokkanerinnen. Denn sie sind ohne ihre Familien nach Deutschland gekommen. In den Wohngemeinschaften können sie dann etwa zusammen kochen oder Tee trinken. Am Standort in Arzbach stehen den Azubis sogar mehrere Autos zur Verfügung, damit sie auch mal in die nächste Stadt fahren können.
Junge Marokkaner integrieren sich gut
Die jungen Marokkaner und Marokkanerinnen integrieren sich gut. Sie lernen gemeinsam für den Führerschein, spielen Fußball im Verein und erkunden gemeinsam die Region. Und sie erzählen ihren Familien und Freunden in Marokko von ihrem Leben in Deutschland.
So werden bald noch weitere Azubis nach Deutschland kommen, erklärt Stefanie Krones vom Caritasverband: "Wir warten jetzt auf die ersten Geschwisterkinder, die hierherkommen." Denn es habe sich in Marokko schon herumgesprochen, dass man in Deutschland dringend Fachkräfte in der Pflege suche. "Man kann hier beruflich etwas erreichen. Aber es ist kein Selbstläufer, denn die Schule ist anspruchsvoll und die Azubis müssen dafür gut Deutsch sprechen können", so Krones.