Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) hat am Mittwoch den neuen Wolfsmanagementplan für Rheinland-Pfalz vorgestellt. Er ist nach Angaben des Landes "die Bedienungsanleitung für den Umgang mit dem Wolf" und löst den bisherigen Plan aus dem Jahr 2015 ab.
Präventionsgebiete sollen schneller eingerichtet werden
Eine Neuerung ist, dass Präventionsgebiete künftig leichter und schneller ausgewiesen werden können.
Nach dem Nachweis eines Wolfes mussten bislang sechs Monate vergehen, bevor das Land das betroffene Gebiet als sogenanntes Präventionsgebiet einrichten konnte. Dieser Zeitraum wird laut Umweltministerin Eder auf drei Monate verkürzt, angesetzt wird ein Radius von 30 Kilometern um den Wolfsnachweis. Nach Angaben des Landes gibt es bislang sechs Präventionsgebiete: den Westerwald, die Verbandsgemeinden Prüm, Gerolstein und Adenau, die Westeifel inklusive der Verbandsgemeinden Prüm und Gerolstein sowie den Taunus.
Schutz vor Wölfen auch für Weidetierhalter
Der neue Wolfsmanagementplan sieht zudem vor, dass auch Halterinnen und Halter von Rindern, Schafen und Ziegen in vom Land geförderten Naturschutzprojekten künftig eine hundertprozentige Förderung bekommen, um ihre Herden vor Wolfsangriffen zu schützen. Zu den Schutzmaßnahmen zählen beispielsweise elektrische Weidezäune. Der Kaufpreis für einen Herdenschutzhund wird laut Eder nicht mehr erstattet. Stattdessen gibt es eine Pauschale von rund 1.000 Euro pro Jahr für Unterhaltungskosten. Für den Schutz vor dem Wolf sind nach Angaben des Landes bisher rund 1,6 Millionen Euro ausbezahlt worden.
Weniger Wolfsrisse in Rheinland-Pfalz
Umweltministerin Eder betonte bei der Vorstellung des neuen Wolfmanagementplans, dass schon die bisherigen Präventionsmaßnahmen wirkungsvoll seien. So sei die Zahl der Wolfsrisse an Haus- und Nutztieren in Rheinland-Pfalz deutlich zurückgegangen. Der Höchststand wurde 2021 mit 101 erreicht. "Seitdem sind die Zahlen konstant auf lediglich 16 Risse in diesem Jahr gesunken", stellte Eder fest.
Nach Angaben des Landes gibt es aktuell maximal vier erwachsene Tiere und zwei Rudel: in Hachenburg im Westerwald und in Leuscheid, im Grenzgebiet zu Nordrhein-Westfalen. Teils haben die Wölfe Junge bekommen - ihre Zahl sei allerdings unklar, da sie schnell ums Leben kämen oder das Rudel verließen. Zu den sesshaften Wölfen kämen Tiere aus Belgien, den Niederlanden und Mitteldeutschland, die durch Rheinland-Pfalz streiften. Sie können etwa 70 Kilometer am Tag zurücklegen.
Um einen Überblick zu haben, wo die Tiere auftauchen, sammelt das Land alle Wolfsnachweise zentral im Koordinationszentrum Luchs und Wolf. Demnach sind bislang für dieses Jahr 98 Wolfssichtungen nachgewiesen (Stand: 23. August 2023).
Keine neuen Regeln für Abschuss von Wölfen
Im Vorfeld hatte die SPD einfachere Abschussgenehmigungen gefordert, sollte die Zahl der Wölfe perspektivisch ansteigen. Dabei gehe es vor allem um Problemwölfe, also Tiere, die beispielsweise mehrfach Schutzzäune überwinden und deswegen eine große Gefahr für Herden oder Menschen darstellen. Der Koalitionspartner FDP und die oppositionellen Freien Wähler unterstützen diese Forderung.
Droht ein Koalitionsstreit über die Wölfe? SPD-Fraktion für "rechtssichere Regelung" zum Töten von Wölfen
Umweltministerin Eder (Grüne) warnt immer wieder davor, Ängste vor dem Wolf zu schüren. Er sei ein Erfolg für den Artenschutz. Doch in einem Positionspapier setzt sich die SPD-Fraktion nun für eine Regelung ein, die auch die Tötung der Tiere erlaubt.
Nach Angaben des grün geführten Umweltministeriums gibt es in Rheinland-Pfalz - Stand jetzt - keine Problemwölfe. Umweltministerin Katrin Eder warnt auch davor, Ängste vor dem Wolf zu schüren. Die Sorge, dass die derzeit niedrige Zahl der Wolfsrisse schnell steigen könne, kann sie nicht nachvollziehen. Es gebe "keine explodierende Ausbreitung" der Wölfe in Rheinland-Pfalz, stellte die Umweltministerin erst Ende Juni klar.
Zuspruch vom Schafhalter-Verband
Der Vorsitzende des Landesverbands der Schafhalter und Schäfer, Werner Neumann aus Neuwied, begrüßte es, dass das Präventionsgebiet schon nach drei statt wie bisher nach sechs Monaten ausgerufen wird. Je früher man mit den Präventionsmaßnahmen einsetze, desto besser, sagt er. Abgeschossen werden sollten nur übergriffige Wölfe, wenn sie zum Beispiel Zäune überwinden und Schafe reißen. Bisher sei in den Schafsherden im Westerwald, die gut umzäunt sind, noch nichts passiert.
Kritik der Opposition: Wolfsmanagementplan "geht an der Realität vorbei"
Die Freien Wähler kritisierten den neuen Wolfsmanagementplan. "Frau Eder wirft Nebelkerzen anstatt das Problem anzuerkennen", sagte der parlamentarische Geschäftsführer Stephan Wefelscheid. Dabei handele es sich nicht um einen großen Wurf der Umweltministerin, sondern im Wesentlichen nur um eine Beschleunigung der Ausweisung von Präventionsgebieten. Weidetierhaltern sei damit kaum geholfen, moniert Wefelscheid.
Zustimmung von der SPD-Landtagsfraktion
Lob für den neuen Wolfsmanagementplan kommt von der SPD im Landtag. Bereits die bisherigen Präventionsmaßnahmen in Rheinland-Pfalz waren und seien sinnvoll, hieß es. Der Plan zeige aber auch, "dass neben den berechtigten und wichtigen Interessen des Arten- und Naturschutzes auch die Anliegen der Weidetierhalter:innen wahrgenommen und berücksichtigt werden."