Neuer Wolfsmanagementplan

"Man muss lernen, mit dem Wolf zu leben"

Stand
Moderator/in
Deeg Claudia

Naturschützer freuen sich über die Rückkehr des Wolfs, Landwirte sehen die Entwicklung dagegen mit Sorge. Wie soll mit den wild lebenden Tieren künftig umgegangen werden?

Das regelt der neue Wolfsmanagementplan des Umweltministeriums. Wir haben dazu mit Wiebke Pasligh vom NABU in Rheinland-Pfalz gesprochen, der seine Position auch mit in den neuen Wolfsmanagementplan einbringen konnte.

Wolf in Rheinland-Pfalz: Monitoring enorm wichtig

SWR1: Wir reden über ein Wolfsrudel, das im Westerwald lebt. Und dann gibt es noch ein paar Wölfe, die ziehen durch Rheinland-Pfalz. Was muss passieren, um die Weidetiere zu schützen?

Wiebke Pasligh: Zunächst ist es enorm wichtig, dass ein aktuelles Monitoring da ist. Dass immer aktuelle Zahlen da sind, damit man ganz genau weiß, wo sich Tiere aufhalten und wo Tiere sesshaft sind. Und dann muss natürlich geschaut und überwacht werden. Wie verhält sich das Rudel vor Ort? Und am allerwichtigsten ist die Prävention, um Tiere von vornherein durch Herdenschutzzäune ausreichend zu schützen, damit es im Idealfall gar nicht erst zu dem Wolfsriss kommt.

Das allerwichtigste ist die Prävention, das (Weide-)Tiere von vornherein ausreichend geschützt werden.

SWR1: Woher weiß ich denn, wie viele Wölfe im Moment da sind? Es ist doch so ein bisschen ein Welpe in die Fotofalle oder wie kriege ich das raus?

Pasligh: Ja, das ist nicht ganz so einfach. Die Tiere bewegen sich natürlich. Es gibt eine hohe Mortalität bei den Jungtieren. Das heißt, man kann nicht immer sagen, es sind zwar jetzt vielleicht fünf Welpen da, aber da überleben dann maximal zwei Stück davon. Es gibt durchwandernde Tiere, die kann man vielleicht nachweisen. Aber das kann dann gut sein, dass dieses Tier am nächsten Tag schon wieder ganz woanders ist. Und da muss man einfach zwischen sesshaften Wölfen und durchgehenden Tieren unterscheiden.

Ein Wolf streift durch einen Wald (Arcihvbild).
Ein Wolf streift durch den Wald

SWR1: Und was ist, wenn sich mehr Wölfe in Rheinland-Pfalz ansiedeln?

Pasligh: Man muss lernen, mit dem Wolf zu leben. Das hört sich so hart an. Aber es ist wichtig, da eine sachliche Debatte zu führen. Man darf den Wolf weder idealisieren noch verteufeln und daher müssen wir einfach auf Prävention setzen, weil wir das Tier nicht einfach ausrotten können.

Man muss lernen, mit dem Wolf zu leben

Abschuss nur im absoluten Notfall

SWR1: Gehen sie davon aus, dass es Situationen geben wird, in denen der Wolf abgeschossen werden darf?

Pasigh: Ich gehe davon aus, dass es durchaus solche Situationen geben könnte. Der NABU spricht sich allerdings dafür aus, dass es das letzte Mittel ist. Also wirklich nur, wenn sämtliche Herdenschutzmaßnahmen nicht funktionieren und das Tier nachweislich mehrfach den Grundschutz überwunden hat.

SWR1: Das heißt, wenn sich der Wolf nicht an die Regeln hält, die wir setzen — das klingt ja eigentlich auch ein bisschen absurd, oder?

Pasigh: Die Wölfe sind ja in dem Sinne nicht auf Weidetiere spezialisiert. Und wenn der Herdenschutz gegeben ist, kann das funktionieren.

Schutz für Landwirte muss gegeben sein

SWR1: Wir haben eine Schäferin aus der Eifel gehört, die die Ansiedlung des Wolfs als existenzbedrohend ansieht. Wie groß ist Ihr Verständnis für die Angst, die Sorgen der Landwirte, der Züchter?

Pasigh: Das Verständnis ist auf jeden Fall groß. Weidetierhaltung ist definitiv auch von enormer Bedeutung für den Naturschutz, weil Beweidung einfach viele Vorteile bringt für die Artenvielfalt. Deswegen nehmen wir diese Sorgen durchaus ernst.

Das Interview führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.

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