
Nur noch "Bad News" in der Politik: Wie wir Angst und Ohnmacht in den Griff bekommen
Ukraine-Krieg, Neuverschuldung, Klimakrise: die "Bad News" in der Politik überwiegen. Die Neurowissenschaftlerin Katharina Domschke sagt, was hilft, um nicht zu verzweifeln.
"Es gibt zwei Ansätze, die bei Angst sinnvoll sind", erklärt die Psychologin und Psychiaterin vom Universitätsklinikum Freiburg und Autorin des Buchs "Alphabet der Angst" im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Fischer. "Das sind die Kampf- und die Fluchtreaktion." Beide Verhaltensweisen seien entwicklungsgeschichtlich im Verhalten der Menschen vorhanden.
In einer unsicheren Welt sollte man den Fokus auf "Good News" setzen und durchaus auch mal auf Rosamunde Pilcher.
Immer wenn man durch sein Verhalten etwas bewegen oder ändern könne, lohne es sich zu kämpfen. Genauso legitim sei aber auch die Flucht: "das sich Zurückziehen - ins Private, durchaus mal ins Banale. Das tut der Seele gut und kann ein Weg sein, einer Bedrohung zu begegnen."
Wie Angst entsteht: drei Zutaten für den toxischen Cocktail
Ein Grund dafür, dass Menschen stärker als früher mit Angst und Verzweiflung auf die weltweiten Krisen reagieren, ist nach Ansicht der Neurowissenschaftlerin die unmittelbare Präsenz der Ereignisse. "Die Medien servieren uns die Toten und den Terror in der Welt quasi minütlich." Dadurch entstehe ein toxischer Angst-Cocktail, der drei Zutaten beinhalte.
"Das eine ist die Ungewissheit, wenn etwas nicht vorhersagbar ist. Das Zweite, wenn etwas nicht kontrollierbar ist und das Dritte ist, wenn es eine hohe Geschwindigkeit und Parallelität hat." Die vielen schlechten Nachrichten würden diesen toxischen Cocktail zusammenrühren, der vielen Angst mache. "Das ist das, was wir im Moment erfahren", ergänzt Domschke.
Einfach mal abschalten: Medienkonsum einschränken
Die Psychologin und Psychiaterin rät zum bewussten Umgang mit den Medien. Einmal am Tag Nachrichten zu konsumieren, sei ausreichend. Vom Abonnieren emotionalisierter Nachrichten in den sozialen Medien rät sie komplett ab. Sie empfiehlt den Fokus auf das "Hier und Jetzt zu richten - auf das, was ich selbst beeinflussen kann".