„Landesschau“-Moderator Florian Weber hatte dieser Tage einen millionenschweren Gast: Stefanie Bremer, wie ihr Pseudonym lautet, setzt sich als reiche Frau für mehr Steuergerechtigkeit ein - unter anderem im Verein „taxmenow“. Menschen ihres Standes sollen bei der Erbschaftssteuer nicht länger Extrawürste braten. Außerdem sollen sie eine Vermögenssteuer zahlen, die in Deutschland ausgesetzt ist.
„Links und frei“ nannte der verstorbene Sozialdemokrat und Bundeskanzler Willy Brandt eines seiner Bücher. „Links und reich“ wirkt die 34-jährige Stefanie Bremer auf mich. Im „Landesschau“-Beitrag gibt sie Einblicke in ein mutmaßlich normales Leben. Sie trägt normale Klamotten und kocht in einer normalen Küche. Dabei verfügt sie über „nicht schlampig wenig“ (Originalton Florian Weber) Geld: Die 34-Jährige hat Anteile eines schwäbischen Familienunternehmens geerbt im Wert einer zweistelligen Millionensumme.
Wer reich ist, hat Macht
Stefanie Bremers Haltung gehört mein persönlicher Respekt. An einen Erfolg ihrer Initiative glaube ich nicht. Es wird in Deutschland keine Bundeskanzlerin, keinen Bundeskanzler geben, die bzw. der sich mit den Reichen anlegt. Das liegt nicht an ihrer vermeintlichen Feigheit, sondern an einem Dilemma, das auch ein demokratischer Verfassungsstaat nicht knacken kann: Zahlenmäßig wenige, zugleich sehr vermögende Menschen haben in jeder Gesellschaft viel Macht.
Parteien wie die SPD und die Linke halten gern die Fahne der Gerechtigkeit hoch. Gerechter, glaube ich, wird eine Gesellschaft nicht per Gesetze, sondern auf der Basis von Freiwilligkeit. Stefanie Bremer gibt ein Beispiel dafür. Für mich ist sie eine moderne Heldin.