Sonntagmorgen, 7 Uhr, auf der A8 kurz vor Pforzheim. Es regnet leicht. Die Autobahn ist frei, aber nass. Patrick Schnell sitzt in seinem Sportwagen und hat ein Grinsen im Gesicht. Schnell drückt er aufs Gaspedal. Der Motor röhrt laut auf und sofort macht der 555 PS starke Zweisitzer einen Satz nach vorne - pures Glücksgefühl für ihn: "Die Rückmeldung von der Straße auf mein Lenkrad, das Geräusch, wenn der Turbolader anzieht und dazu der Sound vom Auspuff". Der Sportwagen ist sein ganzer Stolz und sein Sonntagsauto, wie er sagt.
Zweidrittel der Deutschen gegen Verbrenner-Aus
Die EU hat im März vergangenen Jahres beschlossen: Ab 2035 dürfen keine Neuwagen mehr verkauft werden, die mit Benzin oder Diesel fahren. Das Auto, das Patrick Schnell gerade fährt, wird dann nicht mehr produziert. Der Autofan gehört zu den 67 Prozent der Deutschen, die den Ausstieg aus dem Verbrennermotor für falsch halten. "Der Verbrenner ist lange erprobt und immer weiterentwickelt worden. Durch den Ottopartikelfilter wurde er auch immer sauberer. Warum soll man sich jetzt plötzlich davon abkehren?", sagt Schnell.
Mit seinem Sportwagen biegt Schnell auf einen Autobahnparkplatz an der A8 ein und trifft dort Freunde aus seinem Automobilclub "Fünf Zylinder Community". Zusammen eröffnen sie heute die Saison der Autoausfahrten und fahren gemeinsam zu einem großen Autoliebhabertreffen nach Böblingen. Sie fahren Auto, weil es ihnen Spaß macht.
Verbrenner-Fans: Längere Strecken mit dem E-Auto kommen nicht in Frage
Eine Waschstraße in Stuttgart. Ein Ort, an dem viele Verbrennermotoren zusammenkommen. Dem Team der Waschstraße ist es egal, welcher Antrieb unter der Haube ist, es befreit alles vom Dreck der Straße. Im Akkord verschwinden die Autos in dem großen Gebäude. Mittendrin zwei Menschen, die aus beruflichen Gründen Verbrenner fahren: Andreas und Thomas Wald. Die Zwillingsbrüder sind im Außendienst tätig und aus Überzeugung Dieselfahrer. "Ich bin Verbrennerfan", sagt Andreas Wald.
Beide sitzen in ihrem Dienstwagen und fahren durch die Waschstraße. Von außen streicheln die Bürsten der Waschanlage am Auto entlang, der Windkanal drückt die Wassertropfen vom Lack. Dann saugen und polieren die beiden Brüder nochmal nach. Auto waschen machen die beiden immer gemeinsam. 1.200 Kilometer fahren sie pro Woche, die soll man dem Auto zumindest äußerlich nicht ansehen.
Dass sie die Strecke mit einem E-Auto fahren, kommt für sie momentan nicht in Frage. Damit wäre alles komplizierter, denn ihre Routenplanung würde völlig anders aussehen, erklären sie: Sie bräuchten mehr Pausen zum Laden und hätten damit weniger Kunden pro Tag. "Mit einem Diesel ist es uns eben möglich, die Strecke in einem Rutsch durchzufahren", sagt Thomas Wald. Einmal in der Woche tanken reiche aus.
Verbrenner als Jobgarant: "Die Arbeitsplätze möchte ich erhalten"
Friedrich Haag verdient Geld mit dem Verbrennerauto. An seiner Tankstelle in Stuttgart-Wangen hat er täglich bis zu 1.200 Kunden, die er mit Kraftstoff, AdBlue, Wischwasser und allem anderen, was das Auto so braucht, versorgt. Den meisten Umsatz macht er mit seinem Laden, der fast einem kleinen Supermarkt gleicht.
Haag hält vom Aus des Verbrennermotors nichts. "Wir haben gerade in Stuttgart viel Automobilindustrie. Das ist doch das, was die Firmen im Land können. Diese Arbeitsplätze möchte ich erhalten", sagt Haag. Er ist nicht nur Tankstellenbesitzer, sondern sitzt auch für die FDP im Landtag. Er ist für einen Mix aus E-Autos, Wasserstoffantrieb und synthetischen Kraftstoffen.
Motorsportbegeisterte: "E-Autos sind einfach tot"
Zurück in Böblingen beim großen Treffen der Autoliebhaber. Immer mehr Autos kommen auf dem ehemaligen Flugfeld in Böblingen an. Wo früher Flugzeugmotoren knatterten, heulen an diesem Sonntag aus verschiedenen Richtungen Verbrennermotoren auf. Leidenschaft und Benzin liegt in der Luft. Kein Wunder, dass man hier für das Verbrenner-Aus keine Befürworter findet.
Auch der Auto-Club "Fünf Zylinder Community" ist inzwischen auf dem Gelände angekommen. Sie parken ihre Autos auf ihrem Clubstand. Patrick Schnell wischt mit dem Poliertuch ein letztes Mal über den blauen Lack seines Autos. Schräg gegenüber hat Birgit Zimmermann ihren komplett schwarzen Pkw geparkt – ihren "Alltagsdaily", wie sie ihn nennt. „Ich glaube heute knacke ich noch die 300.000 Kilometermarke“, sagt Zimmermann.
Birgit Zimmermann ist Friseurin und hat zwischen Ulm und Augsburg mehrere Läden in Kliniken und Altenheimen. Mit ihrem Alltagsauto - einem Verbrenner - ist sie in der Woche bis zu 1.200 Kilometer unterwegs. In der Garage stehen aber noch drei weitere Fahrzeuge, die sie stolz auf ihrem Handy zeigt. Die Leidenschaft für schnelle Autos und am Schrauben habe sie von ihrem Vater mitbekommen, der sei im Motorsport gewesen. Das Aus des Verbrenners sei "traurig". Bei den E-Autos fehlen ihr elementare Dinge: "Der Sound, der Geruch, einfach alles. Es ist einfach tot". Für Birgit Zimmermann ist ein E-Auto keine Option.
Hermann bei "Zur Sache Baden-Württemberg" BW-Verkehrsminister: Streichung der E-Auto-Förderung war ein Fehler
Das Land Baden-Württemberg könne weggefallene Fördermittel des Bundes nicht ausgleichen. Das sagte Verkehrsminister Hermann in der SWR-Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg".