In der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag wurden die Uhren eine Stunde vorgestellt. Die Zeitumstellung auf die Sommerzeit sorgt in Baden-Württemberg teilweise für Unmut. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass nur 19 Prozent der Menschen die Zeitumstellung generell für sinnvoll halten. 80 Prozent finden sie überflüssig und würden sie gerne abschaffen. Damit ist die Ablehnung etwas höher als im Bundesschnitt (74 Prozent).
Die Daten wurden vom Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Krankenkasse DAK gesammelt. Deutschlandweit wurden Anfang März 1.000 Menschen befragt. Demnach haben fast ein Drittel der Menschen in Baden-Württemberg Probleme mit der Umstellung und fühlen sich zum Beispiel leichter reizbar oder müde und können sich nicht so gut konzentrieren.
Keine Einigung: Ende der Zeitumstellung nicht in Sicht
Die Diskussion um die Sommer- und Winterzeit ist ebenso bekannt wie die Argumente dafür und dagegen. Seit 1996 gilt die Zeitumstellung einheitlich in der Europäischen Union. Eigentlich sollte es die Zeitumstellung nicht mehr geben. Denn 2018 hatte sich das EU-Parlament mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, den 1980 erneut eingeführten Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit abzuschaffen. Doch es gibt bis heute keine einheitliche Position, welche Zeit bei einer möglichen Abschaffung gelten soll. Auch die aktuelle belgische EU-Ratspräsidentschaft will das Thema nicht aufgreifen. Und so wird auch weiterhin an der Uhr gedreht werden müssen.
Dabei gibt es ganz aktuelle Beispiele für die Abschaffung. Grönland stellte im Oktober erstmals nicht auf Winterzeit zurück, nachdem sich die dortige Regierung im November 2022 darauf verständigt hatte, den Wechsel von Sommer- auf Winterzeit abzuschaffen. Die Grönländer wollten damit eine Stunde näher an Dänemark und den Rest Europas heranrücken. Mexiko schaffte erst vor wenigen Jahren nach einer langen Diskussion die Sommerzeit ab. Für das lateinamerikanische Land wurde im Herbst 2022 zum vorerst letzten Mal auf die Winterzeit umgestellt.
Die Türkei hat die Umstellung auf Winterzeit beispielsweise schon im Jahr 2016 abgeschafft. Energie wird dadurch nicht gespart, wie Wissenschaftler der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in einer Studie im Jahr 2020 herausfanden. Der Verbrauch habe sich lediglich verlagert. Was nun am Abend gespart werde, werde am Morgen dafür mehr verbraucht, so die Studie.
Trotz mancher Nachteile sei es sinnvoll, zweimal jährlich die Uhrzeit umzustellen, so Nicolas Ziebarth von der Universität Mannheim. Das Umstellen habe positive und negative Effekte auf die Gesundheit. Mit einigen Anpassungen im Alltag könnten die negativen Auswirkungen verringert werden, so der Leiter des Forschungsbereichs "Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen" am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).
Uhren wurden vorgestellt Fünf Tipps, um besser mit der Zeitumstellung klarzukommen
Die Uhren sind in der Nacht zu Sonntag um eine Stunde auf die Sommerzeit vorgestellt worden. Fünf Tipps, wie Sie besser mit der Zeitumstellung zurechtkommen.
Sonnenaufgang bei dauerhafter Sommerzeit im Winter erst nach 9 Uhr
Aus Sicht von Ziebarth sind dabei Arbeitgeber und Bildungseinrichtungen gefragt. "Ein späterer Schul- und Arbeitsbeginn in der ersten Woche nach der Zeitumstellung hilft, negative Effekte zu verringern", so der Ökonom. Vor allem Teenager bräuchten ausreichend Schlaf für ihre Entwicklung. Studien zeigen ihm zufolge auch, dass deren Leistungen generell besser werden, wenn Schule oder Ausbildung später am Tag beginnen - auch ganz unabhängig von der Zeitumstellung. "Deshalb wären dauerhaft andere Schulzeiten für die Ausbildung sinnvoll, auch wenn Deutschland traditionell eher ein Land der Frühaufsteher ist", sagte Ziebarth.
Mit Blick auf die Diskussion um eine mögliche Abschaffung nennt Ziebarth zwei konkrete Auswirkungen: "Bei einer dauerhaften Winterzeit würde die Sonne dieses Jahr in Frankfurt am Main zur Sonnenwende am 21. Juni schon um 4.15 Uhr aufgehen, während sie bei einer dauerhaften Sommerzeit am 21. Dezember erst um 9.22 Uhr aufgehen würde."
Gesundheitspolitiker aus der Ampelkoalition liebäugeln dagegen mit einem Ende der halbjährlichen Zeitumstellung und begründen dies mit gesundheitlichen Aspekten. Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann etwa sagte dem Berliner "Tagesspiegel": "Jede Art von Zeitumstellung lässt die innere Uhr des Menschen aus dem Gleichgewicht geraten." Dies könne zu Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und psychischen Problemen führen.
SWR-Wissenschaftsredakteurin Anja Braun über die Folgen der Zeitumstellung und Tipps zum Umgang damit:
Frühe Gottesdienste in der Osternacht
Weil Ostern kein festes Datum im Kalender hat, sondern sich nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang richtet, kann es auch mit der Zeitumstellung zusammenfallen. Das hat Folgen für alle Christinnen und Christen, die zur traditionell frühen Osterfeier in die Kirche wollen.
In Ulm etwa dürfte sich der Beginn des Gottesdienstes um 5:30 Uhr für viele wie 4:30 Uhr anfühlen. Der Ulmer Pfarrer Peter Schaal-Ahlers berichtete im Vorfeld von Klagen über die Uhrzeit bei den Mitwirkenden. Für ihn selbst sei es aber der Höhepunkt der Woche.
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