Es sollte ein "großer Knall" zum Ende werden, ein europäischer Triumph für den TTC Neu-Ulm. Das wäre "grandios", sagte Klubchef Florian Ebner vorab. Doch daraus wurde nichts. Der TTC mit Tischtennisstar Dimitrij Ovtcharov verlor im Champions-League-Halbfinale am Sonntag mit 2:3 gegen den 1. FC Saarbrücken. Nun löst sich der Neu-Ulmer Club auf. Star Ovtcharov geht zum TTC Fulda Maberzell.
TTC Neu-Ulm war vor fünf Jahren wie "Phönix aus der Asche" erschienen
Aufgestiegen war der Retortenklub vor fünf Jahren tatsächlich völlig unerwartet - wie "Phönix aus der Asche". Während sich Vereine wie der TTC Zugbrücke Grenzau oder TTF Ochsenhausen über Jahrzehnte in der Bundesliga etablierten, bekam Neu-Ulm eine Wildcard geschenkt. Auch der Weg in die Champions League verlangte keine sportliche Qualifikation, dafür aber ein Top-Team, das Medienunternehmer Florian Ebner zusammenstellte.
Tischtennis-Weltstars spielten für Neu-Ulm
Der zweimalige Olympiadritte Dimitrij Ovtcharov, das einstige "Wunderkind" Tomokazu Harimoto, der damalige Vize-Weltmeister Truls Möregårdh und Lin Yun-Ju aus Taiwan heuerten in Neu-Ulm an, allerdings nicht für die Bundesliga, sondern für die Pokalwettbewerbe. Ebners "Weltauswahl" lieferte: 2023 holte Neu-Ulm den deutschen Pokal und erreichte das Halbfinale der Champions League.
Streit mit der Tischtennis-Bundesliga
Für die Saison 2019/2020 hatte Club-Gründer Ebner eine Wildcard für die Bundesliga bekommen, da sich kein Zweitligist zum Aufstieg bereiterklärt hatte und die gewünschte Sollstärke von zwölf Mannschaften in der Bundesliga nicht erreicht wurde. Doch 2023 kam es zum Streit mit der Tischtennis-Bundesliga (TTBL).
Verstoß gegen Lizenzauflagen
Die Neu-Ulmer Spieler Truls Möregårdh und Lin Yun-ju hatten gegen Lizenzbestimmungen verstoßen, indem sie im Januar und Februar Einsätze für andere Vereine im Ausland absolviert hatten. Die TTBL Sport GmbH verhängte wegen vorsätzlicher Verstöße Strafen von jeweils 10.000 Euro und sperrte die Spieler für zehn Spiele in der Folgesaison 2023/24. Durch diese Sperre wurde es Möregårdh und Yun-ju auch unmöglich gemacht, in der Folgesaison die nötige Zahl an Pflichtspielen zu absolvieren, um am Pokalfinale 2024 teilnehmen zu können.
Dies wurde von Florian Ebner stark kritisiert, der in diesem Zusammenhang auch Kritik daran übte, dass Andreas Preuß, Manager des Konkurrenten Borussia Düsseldorf, gleichzeitig Vorsitzender des TTBL-Aufsichtsrats sei. Die TTBL wies den Vorwurf des Interessenkonflikts zurück. Ein Schiedsgericht kassierte schließlich die Sperren.
Keine Lizenz mehr für die Tischtennis-Bundesliga
Wegen des Streits beschloss der TTC Neu-Ulm, keine Lizenz für die folgende Bundesliga-Saison zu beantragen, aber dennoch in der Champions League anzutreten. Im November 2023 änderte der Bundestag des Deutschen Tischtennis-Bunds jedoch die Spielordnung, so dass deutsche Mannschaften nur dann an Champions League, ETTU-Cup oder Europe Trophy teilnehmen dürfen, wenn sie auch in der Bundesliga spielen. Das bedeutete das Aus für den TTC Neu-Ulm.
Aus für den TTC Neu-Ulm, Weltstar Ovtcharov spielt weiter
Nach der Halbfinal-Niederlage in der Champions League am Sonntag in Saarbrücken, löst sich der TTC Neu-Ulm nun wie angekündigt auf. Der in der Ukraine geborene deutsche Tischtennisstar Dimitrij Ovtcharov zieht weiter. Er wird in der kommenden Saison für den TTC Fulda-Maberzell spielen. Er will weiter in Einzel- und Mannschaftswettbewerben um Medaillen kämpfen und peilt sogar schon die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles an.