Tischtennis-Bundesliga

Wegen Streit: TTC Neu-Ulm erwägt Rückzug aus Bundesliga

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Volker Wüst
Volker Wüst

Es brodelt zwischen dem TTC Neu-Ulm und der Tischtennis-Bundesliga: Auslöser des Streits ist die Sperre von zwei Topspielern. Der Verein droht sogar, sich aus der Bundesliga zurückzuziehen.

Der TTC Neu-Ulm überlegt, aus der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) auszusteigen. Hintergrund ist ein Streit zwischen dem Neu-Ulmer Club und der Liga um die Sperre von zwei Topspielern. Bis Donnerstag muss der TTC Neu-Ulm, immerhin amtierender deutscher Pokalsieger, eine Lizenz für die kommende Bundesligasaison beantragen. Ob er dies tatsächlich tut, scheint noch offen.

TTC Neu-Ulm verstieß bewusst gegen Verträge

Man erwäge einen Ausstieg, um dann gegebenenfalls nur noch in der Champions League anzutreten, erklärte der Clubvorstand Florian Ebner zuletzt gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Das wäre mit einer Wildcard unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit möglich. Der Vereinschef und Mäzen hatte zugegeben, bewusst gegen Verträge verstoßen zu haben, als zwei Neu-Ulmer Spieler auch bei ausländischen Vereinen spielten. Man interpretiere jedoch die Konsequenzen anders als die Tischtennis-Bundesliga.

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Konkret geht es dabei um Truls Möregardh und Lin Yun-Ju. Die beiden Neu-Ulmer Spieler sind hauptsächlich für Einsätze außerhalb der Bundesliga vorgesehen. Für weitere Spielpraxis verlieh sie der Klub an andere Vereine in Japan und Schweden, reichte dafür jedoch nicht fristgerecht die vorgeschrieben Anträge bei der TTBL ein. Die Regularien sehen laut Liga vor, dass Spieler in diesem Fall automatisch für den Rest der laufenden Saison gesperrt werden.

Die Liga sperrte Möregardh und Yun-Ju darüber hinaus auch für zehn Spiele in der kommenden Runde und sprach eine Vertragsstrafe von jeweils 10.000 Euro aus. Sollten die Spieler dagegen Einspruch erheben, ginge es vor das ständige Schiedsgericht für Lizenzspieler, das der 257-malige Handball-Nationaltorwart Andreas Thiel leitet. Vereinschef Ebner ärgert sich vor allem über die Sperre auch in der kommenden Saison, weil er befürchtet, sein Verein könnte für die Stars dadurch an Attraktivität verlieren. Beim Pokalfinale 2024 könnten Möregardh und Yun-Ju nicht eingesetzt werden. "Und die Spieler sagen natürlich: Wenn ich nicht davon ausgehen kann, dass ich hier auch spiele, dann muss ich halt woanders spielen", erklärte Ebner.

Tischtennis-Bundesliga reagiert mit deutlichem Statement

Die Liga selbst legte ihre Sicht der Dinge am Dienstagmittag in einem Statement auf ihrer Homepage dar. Darin kritisiert sie den TTC Neu-Ulm, der Verein habe "den bewussten Regelverstoß bereits öffentlich eingeräumt und nach unserer Wahrnehmung die Spieler auch nicht davon abgehalten oder abhalten wollen". TTBL-Geschäftsführer Nico Stehle sprach von einer "notwendigen und angemessenen Sanktion" und "vorsätzlichen Regelbrüchen. Unsere Regeln schützen die Integrität unseres Wettbewerbes und sind nicht willkürlich zu beugen oder gar zu brechen." Dem SWR sagte Stehle außerdem, man habe das Strafmaß gegen die Spieler nicht einmal ausgeschöpft.

In dem Statement heißt es außerdem, dass sich "der TTC Neu-Ulm erst noch im vergangenen November bei einer Versammlung  (...) gegen eine mehrfache Spielberechtigung für TTBL-Akteure während einer laufenden Saison für einen weiteren Verein ausgesprochen hat". 

Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov vom TTC Neu-Ulm. Der Verein überlegt, aus der Tischtennisbundesliga auszusteigen. (Archivbild)
Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov vom TTC Neu-Ulm. Der Verein überlegt, aus der Tischtennisbundesliga auszusteigen. (Archivbild)

"In einer Liga zu spielen, in der der Aufsichtsratsvorsitzende gleichzeitig auch der Verantwortliche von Borussia Düsseldorf ist und alles entscheidet, um einen persönlichen Vorteil zu erzielen, ist für mich und meine Teamkollegen nur schwer vorstellbar."

Topspieler Ovtcharov deutet Abschied aus Bundesliga an

Der Zwist zwischen Verein und Liga rief schon zuvor den Neu-Ulmer Topstar und Olympiadritten Dimitrij Ovtcharov auf den Plan. Ovtcharov deutete im sozialen Netzwerk Instagram am Montag sogar seinen Abschied aus der Bundesliga an und kritisierte zugleich die Strukturen der TTBL scharf. "In einer Liga zu spielen, in der der Aufsichtsratsvorsitzende gleichzeitig auch der Verantwortliche von Borussia Düsseldorf ist und alles entscheidet, um einen persönlichen Vorteil zu erzielen, ist für mich und meine Teamkollegen nur schwer vorstellbar", schrieb Ovtcharov zunächst, löschte den Post aber inzwischen wieder.

Er bezog sich dabei auf Andreas Preuß. Der Manager ist für Neu-Ulms Ligakonkurrenten Borussia Düsseldorf und ebenfalls als Aufsichtsratschef der TTBL tätig. Konkret wurde Ovtcharov in seiner Kritik jedoch nicht. Er schrieb lediglich: "Hoffentlich kann die TTBL in Zukunft einen unabhängigen Vorstand haben!!! Ich bin mir sicher, dass dies besser für den Sport wäre."

Erst im Januar hatte der TTC Neu-Ulm den Deutschen Tischtennis-Pokal gewonnen:

Tischtennis-Bundesliga kritisiert Ovtcharov scharf

Auch auf die Vorwürfe Ovtcharovs nimmt die Bundesliga in ihrem Statement Bezug und kritisiert sie als "befremdlich". Die Behauptungen seien "völlig abwegig" und "ohne jeden Beweis vorgebracht". Ovtcharov habe "in völlig haltloser Weise Dinge in die Welt gesetzt, die auch dem Ansehen unserer Organisation Schaden zufügen" könnten. Weitere Schritte behalte sich die Liga vor.

Neu-Ulm und Düsseldorf sind in der TTBL und auf internationaler Ebene scharfe Konkurrenten, obwohl es den TTC Neu-Ulm erst seit 2019 gibt. Der Unternehmer Florian Ebner hatte den Verein gegründet, für Bundesliga und Champions League eine Wildcard bekommen und zahlreiche Topspieler verpflichtet.

Am Karfreitag 2022 verkündete der Club die Verpflichtung von vier Spielern, die zu den besten zehn der aktuellen Weltrangliste gehörten: neben dem deutschen Nationalspieler Ovtcharov noch den Vizeweltmeister Truls Moregardh (Schweden), den Weltranglisten-Vierten Tomokazu Harimoto (Japan) und den Taiwaner Lin Yun-ju.

Der Plan war von Anfang an, dass die vier Stars in der attraktiven Champions League und im deutschen Pokal-Wettbewerb spielen. In der Bundesliga kamen vor allem drei junge russische Nationalspieler zum Einsatz. Vier Jahre später könnte die Zeit in Deutschlands höchster Spielklasse allerdings bereits wieder zu Ende gehen.

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