Interview mit TTC Neu-Ulm-Chef Florian Ebner

Streit im Tischtennis: "Die Liga hat nicht sauber gearbeitet"

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Peter Köpple
Peter Köpple
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Volker Wüst
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Der Streit zwischen dem TTC Neu-Ulm und der Tischtennis-Bundesliga eskaliert immer weiter. Im SWR-Gespräch wirft der Vereinschef der Liga jetzt "unsauberes Arbeiten" vor.

Der TTC Neu-Ulm gilt als spektakuläres Tischtennis-Team: 2019 gegründet, nahm der Club im vergangenen Jahr überraschend vier der damals zehn besten Spieler der aktuellen Weltrangliste unter Vertrag. Anfang Januar folgte mit dem Pokalsieg der erste Titel. Dank einer Wildcard mischte der Club auch schon in der Champions League mit, wo er kürzlich gegen den großen Rivalen Borussia Düsseldorf ausschied. Aus der Bundesliga will sich der TTC Neu-Ulm wegen des schwelenden Konflikts möglicherweise zurückziehen. Ausgangspunkt war die Sperre von zwei Spielern, die der Verein an andere Clubs in Japan und Schweden auslieh, dafür jedoch nicht die vorgeschriebenen Anträge bei der TTBL einreichte. Der Neu-Ulmer Mäzen und Vereinschef Florian Ebner legte im SWR-Interview noch einmal gegen die Liga nach und gibt offen zu, dass das eigentliche Ziel die Champions League ist, in der sein Verein auch ohne Qualifikation über die Bundesliga antreten könne.

SWR Aktuell: Wie weit sind Ihre Überlegungen, aus der Tischtennis-Bundesliga auszutreten? 

Florian Ebner: Das ist immer noch offen.

SWR Aktuell: Wann fällt die Entscheidung? 

Ebner: Die Entscheidung fällt entweder am Mittwochabend oder am Donnerstagvormittag. 

SWR Aktuell: Ist es denn für Sie denkbar und auch lukrativ, nur in der Champions League und nur im deutschen Pokal anzutreten? 

Ebner: Das geht nicht. Liga und Pokal gehen nur gemeinsam. Die Champions League ist dagegen ein komplett anderer Wettbewerb. Wir kommen in den Pokal und somit in das Final-Four nur rein, wenn wir die komplette Liga absolvieren.

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SWR Aktuell: Aber wäre es für Sie denkbar und lukrativ, nur in der Champions League anzutreten? 

Ebner: Auf jeden Fall. Das wollen wir zwar nicht, aber die Champions League ist sehr lukrativ. Das ist ein Wettbewerb mit deutlich weniger Spielen, was den guten Spielern entgegenkommt, die auf den großen Turnieren spielen müssen. Es sind insgesamt nur acht Spiele, davon vier attraktive Heimspiele und vielleicht künftig sogar ein Final-Four-Turnier. Das wäre sehr attraktiv für uns. 

SWR Aktuell: Was den Lizenzverstoß der beiden Spieler anbelangt, sagt die TTBL, man habe sich an das gehalten, was die Regularien vorsehen. Automatischer Entzug der Spielberechtigung für den Rest der Saison plus eine Sperre für die kommende Saison. Das können Sie demnach eigentlich gar nicht anders interpretieren?

Ebner: Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, warum die Strafe nicht, wie in jeder anderen Sportart auch, sofort gilt. Warum die Liga die Sperre erst ab der nächsten Saison laufen lässt, hat sie nicht begründet. Wir haben mehrfach nachgefragt, ob sie uns das erklären kann, aber sie macht es nicht. 

"Wir sind der festen Überzeugung, dass die Liga nicht sauber gearbeitet hat, dass auch die Verträge nicht sauber und konsistent sind."

SWR Aktuell: Da behauptet die Liga, wenn ich es richtig verstanden habe, dass es ein Automatismus ist. Sprich: Dass die Regularien vorsehen, dass diese Strafe erst ab der nächsten Spielperiode gilt, und das wäre in dem Fall der Beginn der nächsten Saison.

Ebner: Ah okay. Aber die Regularien des Deutschen Tischtennisbundes gelten nicht, weil die Spieler einen Lizenzvertrag mit der Liga unterschrieben haben. Und dort sind Strafen vorgesehen. Aber lassen wir das Schiedsgericht auf uns zukommen. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Liga nicht sauber gearbeitet hat, dass auch die Verträge nicht sauber und konsistent sind.

"Wir haben das bewusst in Kauf genommen, weil unserer Meinung nach die Vertragsverstöße diese Strafen, die sie bekommen haben, nicht zulassen."

SWR Aktuell: Der Vorwurf lautet auch, Sie hätten für die beiden Topspieler Möregardh und Yun-Ju bewusst und vorsätzlich nicht rechtzeitig einen Wechselantrag gestellt, weil sie dann im Pokal Final-Four-Wettbewerb nicht mehr einsetzbar gewesen wären. 

Ebner: Der Vorwurf trifft zu. Aber das ist kein Vorwurf, sondern eine Feststellung. Wir hatten frühzeitig bei der Liga angefragt und gesagt, dass die Spieler vorhaben, nach dem Final-Four in der Bundesliga nicht mehr zu spielen, weil wir dort unsere jungen Russen spielen lassen wollen. Die Liga hat aber abgelehnt, die Verträge aufzulösen. Für uns nicht ganz verständlich, weil es der Liga und dem Deutschen Tischtennis nicht schadet, wenn die Spieler in der Bundesliga sowieso nicht mehr zum Einsatz kommen. Dann können sie auch in Schweden oder Japan spielen. Somit konnten die Spieler dann nur noch gegen die Verträge verstoßen. Wir haben das bewusst in Kauf genommen, weil unserer Meinung nach die Vertragsverstöße diese Strafen, die sie bekommen haben, nicht zulassen.

Der Streit zwischen dem TTC Neu-Ulm und der Tischtennis-Bundesliga eskaliert immer weiter. Im SWR-Gespräch wirft der Vereinschef der Liga jetzt "unsauberes Arbeiten" vor.
"Dimitrij Ovtcharov wird sich vielleicht aus der Bundesliga verabschieden, aber nicht vom TTC Neu-Ulm", so Clubchef Florian Ebner.

SWR Aktuell: Dimitrij Ovtcharov hat in Frage gestellt, ob er weiterhin in der deutschen Bundesliga spielen will. Wird er auf jeden Fall beim TTC Neu-Ulm bleiben?

Ebner: Ja, überhaupt keine Frage. Er wird sich vielleicht aus der Bundesliga verabschieden, aber nicht vom TTC Neu-Ulm. Er wird auf jeden Fall bei uns bleiben. 

"Die Champions League ist sowieso attraktiver."

SWR Aktuell: Sie haben in beispiellos kurzer Zeit aus dem TTC Neu-Ulm einen der besten Tischtennis-Clubs Europas gemacht. Befürchten Sie, dass das Erreichte nun alles zusammenbrechen könnte, wenn die Topstars nach diesen Querelen vielleicht gehen? 

Ebner: Nein, überhaupt nicht. Das Pokalfinale und den Sieg kann uns keiner mehr nehmen. Und für die Champions League haben wir eine mündliche Zusage. Das ist unser großes Ziel. Die Champions League ist sowieso attraktiver.

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