Wer nach einem Abend im Ulmer Nachtleben mit Schwindel, Übelkeit oder auch Bewusstseinsstörungen in einer Notaufnahme einer Klinik in Ulm oder Neu-Ulm eingeliefert wird, der wird seit Januar 2024 auch auf K.o.-Tropfen getestet. Das deutschlandweit einzigartige Pilotprojekt vom Land Baden-Württemberg, der Rechtsmedizin des Ulmer Uniklinikums und der Stadt Ulm im Kampf gegen K.o.-Tropfen ist laut Verantwortlichen erfolgreich. Konkrete Zahlen wollen sie zur Halbzeit jedoch nicht nennen.
Ulm wohl kein K.o.-Tropfen-Hotspot
Es zeige sich vor allem, dass Partygängerinnen und Partygänger in Ulm ohne Angst weggehen könnten. Diese Bilanz zieht Sebastian Kunz, Leiter der Gewaltambulanz, nach einem halben Jahr. Im Vergleich zu anderen Städten sei Ulm wohl kein Hotspot für K.o.-Tropfen.
Konkrete Zahlen wollen die Verantwortlichen erst nach Ende des Projektes nennen. "Es ist eine beträchtliche Anzahl an Fällen", so Kunz, der zugleich auch Chef der Rechtsmedizin in Ulm ist. "Aber ich hätte mit mehr Fällen gerechnet, auch mit mehr positiven Fällen." Positiv bedeutet hier, dass K.o.-Tropfen oder eine der anderen an die 100 Substanzen bei den Tests nachgewiesen werden.
Ein Grund, warum sich die Verantwortlichen so schwer tun, die Zahlen nach einem halben Jahr zu deuten und zu nennen: Viele Opfer würden sich erst Tage später oder gar nicht in der Gewaltambulanz der Uniklinik Ulm oder dem Ulmer Frauenbüro melden. Auch vergleichbare Zahlen aus den Vorjahren gebe es nicht. Die tatsächliche Zahl derer, die in Ulm K.o-Tropfen oder vergleichbare Mittel verabreicht bekommen haben, bleibt daher unklar, so Diana Bayer, Leiterin des Frauenbüros.
"Kampf dem K.O.": Projekt schafft Bewusstsein
Mit dem Pilotprojekt "Kampf dem K.O." soll vor allem das Bewusstsein für die Problematik bei Partygängern, Clubbetreibern und der Bevölkerung allgemein geschärft werden. Das sei gelungen, so Sebastian Kunz, der Leiter der Gewaltambulanz und der Rechtsmedizin an der Universität Ulm. Die Resonanz auf die Kampagne sei hoch, so Kunz.
Laut den Verantwortlichen kann man nicht verhindern, dass Täter im Nachtleben oder bei Festen ihren Opfern K.o.-Tropfen in die Getränke mischen. Daher setzt die Stadt Ulm auf Aufklärung. Im Internet und in den Sozialen Medien ist sie mit der Aufklärungskampagne vertreten, bei der auch Betroffene ihre Geschichte erzählen und sie sucht nach weiteren, die ihre Erlebnisse teilen.
Mit einer schwarzen Kiste, die wie ein Foto-Automat aussieht, will das Frauenbüro auf verschiedenen Veranstaltungen, wie "Stürmt die Burg" auf der Wilhelmsburg im Sommer oder der Kulturnacht im Herbst, an Schulen und Hochschulen präsent sein, um auch dort für die Gefahr von K.o.-Tropfen zu sensibilisieren.
Das Projekt ist auf ein Jahr ausgelegt, die Förderung durch das Land läuft Ende 2024 aus. Laut Diana Bayer vom Frauenbüro möchte die Stadt Ulm das Projekt weiterführen.