Viele Sportvereine im Land haben dasselbe Problem: Die Nachfrage nach ihrem Sportangebot ist nach Corona oft größer als vor der Pandemie. Das schafft Herausforderungen, denn die Vereine wissen oft nicht, wie sie dem Andrang der Neumitglieder gerecht werden sollen. Denn es fehlen Übungsleiterinnen und Übungsleiter, die Kurse anbieten können.
VfB Ulm: Mutter-Kind-Turnen vom Mangel besonders betroffen
So ist es auch beim VfB Ulm: Am schlimmsten sei es beim Eltern-Kind-Turnen, erzählt Vorstand Michael Schmidle. Knapp über 100 Übungsleiterinnen und -leiter stehen zur Verfügung, bei rund 1800 Mitgliedern. Das reiche gerade so aus, manche Kurse müssten aber ausfallen. Schmidle weist aber auch darauf hin, dass es der VfB Ulm schwerer habe, Übungsleiter zu finden, als Vereine in den umliegenden Dörfern.
"Im Gegensatz zu anderen Dorfvereinen sind wir natürlich schlechter dran, weil da die Gemeinschaft von Grund auf eigentlich da ist", so Schmidle. Der VfB Ulm sei ein Stadtteilverein. Da würden viele Menschen den Verein mehr als Dienstleister begreifen, denn als Gemeinschaft.
WLSB: "Zu wenige wollen Verantwortung übernehmen"
Der Mangel an Übungsleiterinnen und Übungsleitern liege nicht nur an den derzeit teils schnell wachsenden Mitgliederzahlen, heißt es dazu beim Württembergischen Landessportbund (WLSB). Vielmehr gebe es auch immer weniger Menschen, die bereit seien, Verantwortung zu übernehmen. WLSB-Präsident Andreas Felchle will gegensteuern: Deswegen sei man eigentlich in den Sportvereinen sehr bewusst dabei, junge Leute heranzuziehen, die sich eben gerade nicht vor der Übernahme von Verantwortung scheuten. "Das ist schwieriger geworden, weil in der Zwischenzeit natürlich auch die Ansprüche so unglaublich gewachsen sind."
Keine Pöstchen im Verein "für die nächsten 20 Jahre"
Vielleicht müsse man da auch wieder ein kleines bisschen zurückrudern. Und vielleicht müsse man sich auch davon verabschieden, dass jemand, der ein Pöstchen übernehme, dieses dann auch gleich für die nächsten 20 Jahre innehabe, so Felchle weiter.
VfB Ulm-Fußball-Übungsleiter Cicerello: "Ohne" gar nicht mehr vorstellbar
Als Davide Cicerello vor sechs Jahren beim VfB Ulm ehrenamtlich das Training der Fußball-E-Jugend übernahm, war das in einer Zeit, als es an Übungsleitern fehlte. Wie genau das damals vor sich ging, dass er Trainer wurde, weiß er schon gar nicht mehr. Er sei da irgendwie "reingerutscht", erzählt er. Aber: Heute kann er es sich "ohne" gar nicht mehr vorstellen. Für ihn ist es selbstverständlich, ehrenamtlicher Trainer zu sein. Und er wünscht sich, dass mehr Sportlerinnen und Sportler den Schritt wagen, Trainer zu werden.