Beim Nabada am Ulmer Schwörmontag hatte die 18-jährige Imke Anger aus Ulm noch Spaß mit ihren Freunden. Eine Wasserschlacht neben und auf dem Gummiboot. Zwei Tage später klagt sie über Erbrechen, Durchfall, Gliederschmerzen, Fieber. Und damit war sie nicht allein: Neun von ihren zehn Freunden, die mit ihr auf dem Wasser waren, klagten über ähnliche Symptome. Ein Zufall, oder hat die Wasserqualität der Donau etwas damit zu tun?
Nabaderin: "Habe unfreiwillig Donauwasser geschluckt"
Tatsächlich häufen sich die Meldungen von kranken Nabadern in den sozialen Netzwerken - und der Verdacht erhärtet sich, es könnte mit dem Wasser in der Donau zusammenhängen. Auf Facebook schreibt ein Betroffener: "Mich hat's am Dienstagabend erwischt, und ich habe keine andere Erklärung, wo es sonst herkommen sollte".
Er fügt an: "Ich war sehr viel im Wasser, habe nichts gegessen oder getrunken, außer versehentlich etwas Donauwasser." Eine andere Nutzerin teilt die Erfahrung: "Ich dachte, ich sei ein Sonderfall, habe unfreiwillig Donauwasser geschluckt".
Landeswasserversorgung: "Donau hat keine Badewasserqualität"
Die Wasserqualität der Donau wird in den Laboren der Landeswasserversorgung in Langenau (Alb-Donau-Kreis) überwacht. Schließlich wird ein nicht unerheblicher Teil des trüben Donauwassers später zu klarem Trinkwasser. "Die Donau führt immer auch Krankheitserreger in unterschiedlicher Konzentration mit sich", bestätigt Juliane Conte, Sprechern der Landeswasserversorgung. In welcher Konzentration diese beim Nabada im Fluss waren, könne sie aber noch nicht sagen.
Das Trinkwasser wird in Langenau täglich auf Indikatororganismen wie E.-Coli-Bakterien überprüft, so Conte. Diese Bakterien zeigen entsprechende Verunreinigungen, zum Beispiel durch Fäkalien. "Das Donauwasser als Rohwasser weist keine Badewasserqualität auf", sagt Conte. Das aus dem Donauwasser aufbereitete Trinkwasser sei aber einwandfrei.
Gesundheitsamt: Noch keine Meldungen über mehr Magen-Darm-Infekte
Beim Klärwerk Steinhäule am Neu-Ulmer Donauufer werden zwar nicht direkt Proben aus der Donau genommen, allerdings wird das Abwasser auf das Coronavirus und auf Grippeviren getestet. "Wir wissen aus Erfahrung, dass auch in der Donau Keime unterwegs sein können", bestätigt Erwin Schäfer, Leiter des Klärwerks. "Bei unseren Messungen haben wir allerdings nach dem Nabada keine Erhöhung der Werte festgestellt."
Wie viele Nabader tatsächlich an Magen-Darm-Infekten erkrankt sind, lässt sich nicht beziffern. Eine Nachfrage beim Gesundheitsamt des Alb-Donau-Kreises kommt zunächst zu einem scheinbar positiven Ergebnis: "Bei uns sind keine Meldungen eingegangen", sagt eine Sprecherin. Es könne aber mehrere Tage dauern, bis Ergebnisse von Stuhlproben aus den Laboren beim Gesundheitsamt gemeldet werden.
Allerdings hängt es natürlich auch davon ab, wie viele kranke Nabader letztendlich auch eine Stuhlprobe beim Arzt abgegeben haben. Die Meldungen in den sozialen Netzwerken und die Diskussion in der Stadt nimmt das Landratsamt laut der Sprecherin aber sehr wohl ernst.
Stadt Ulm: "Nabada erfolgt auf eigene Gefahr"
Dass das Donauwasser nicht unbedingt zum Baden geeignet ist, hat die Stadt Ulm übrigens für alle lesbar schon vor dem Nabada auf der eigenen Homepage erklärt: "Regel 10: Bitte beachten Sie, dass die Wasserqualität in Fließgewässern grundsätzlich nicht kontrolliert wird. Das Nabada erfolgt daher auf eigene Gefahr."
Ein User auf Facebook nimmt die Magen-Darm-Infekte einiger Nabader mit Humor und schreibt: "Also nächstes mal beachten, 'Nabada' und nicht 'Nasaufa'". Auch die 18-jährige Imke Anger schreckt durch den Magen-Darm-Infekt nicht vor dem Nabada im kommenden Jahr zurück. Auf die Frage, ob sie trotzdem wieder mitmachen will, sagt sie: "Auf jeden Fall, das hat Spaß gemacht!"