"Es muss endlich mal ein Feiertag werden! An unseren Bürgermeister: Lass es einen Feiertag werden!" Eine deutliche Forderung eines wilden Nabaders, kurz nachdem er an Schwörmontag mit samt Kumpels und Schlauchboot-Imperium aus der kalten Donau gestiegen ist. Mit dieser Forderung ist der junge Mann nicht alleine. Schon oft stand zur Debatte, meist in der Zeit um Schwörmontag, Ulms höchsten Stadtfeiertag endlich auch offiziell anzuerkennen.
Das sagt Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher dazu:
"Das ist doch praktisch schon ein richtiger Feiertag für Ulm", sagt Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD) und grinst. "Ja stimmt, das war mal eine Diskussion im Gemeinderat, aber aktuell habe ich nichts dazu auf dem Tisch liegen." Ernüchternd. Die Euphorie des Nabaders direkt ausgebremst. Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Ansbacher persönlich würde den Schritt begrüßen.
Ulm feiert Schwörmontag als wäre es ein Feiertag
Die Vorzüge eines Feiertags sind für das gemeine Bürgertum nicht von der Hand zu weisen: Ein freier Tag, an dem sich alle ohne Zeitstress ab 11 Uhr die Schwörrede des Oberbürgermeisters auf dem Weinhof anhören und sich anschließend auf das Nabada vorbereiten könnten - egal ob auf oder neben dem Wasser. Und das alles, ohne einen Tag Urlaub nehmen zu müssen.
Diese Forderung nennt Ulms Stadtarchivar Michael Wettengel liebevoll "einen Zombie, der immer wieder kommt". In der Nachkriegszeit habe es ein ungeschriebenes Gesetz gegeben, die Geschäfte zumindest während der Schwörrede zuzumachen. Für alle städtischen Beschäftigten gilt das auch heute noch - ab 10:30 Uhr ist dienstfrei.
Auch in vielen Firmen in Ulm und Neu-Ulm müssen an Schwörmontag die Beschäftigten nur ein halben Tag arbeiten, Schülerinnen und Schüler haben meist nach der zweiten oder dritten Stunde frei. Ein Großteil der Geschäfte in der Innenstadt macht bereits um 14 Uhr zu.
Der Weg ins Feiertagsgesetz
Ulm tut also zumindest schon in Teilen so, als ob es ein Feiertag wäre. Da hat der Oberbürgermeister schon recht. Gesetzlich verankert ist es trotzdem nicht. "Ich gebe dem geringe Chancen, die bürokratischen Hürden sind zu hoch, auch wenn es eine schöne Anerkennung wäre", sagt Stadtarchivar Wettengel. Die bürokratische Hürde: Das baden-württembergische Feiertagsgesetz müsste wohl neu verfasst werden. Darin sind die aktuell zwölf gesetzlichen Feiertage im Land festgelegt.
Vor zwei Jahren hatte der Grünen-Landtagsabgeordnete Michael Joukov in einem Schreiben Innenminister Thomas Strobl (CDU) darum gebeten, eine Änderung des Feiertagsgesetzes zu prüfen und den Schwörmontag in Ulm und im Alb-Donau-Kreis zum gesetzlichen Feiertag zu machen.
"Der Herr Minister hatte damals die Verantwortung zurückgestellt - das Parlament müsse das Gesetz ändern", sagt Joukov heute. "Ich habe aber unter der Hand erfahren, dass der Minister nur Angst hat, dass noch andere Städte ankommen." Er als Ulmer werde kämpfen, bis es klappt, sagt er lachend: "Oder ich abgewählt werde."
Augsburg hat es geschafft
Ganz so vehement steht Ulms neuer Oberbürgermeister nicht dahinter: "Da hängt viel dran, viele Betriebe, Handel, Dienstleister, alle, die auf Kundschaft angewiesen sind..." Das müsse erst nochmal mit allen Beteiligten diskutiert werden. Übersetzt: In naher Zukunft wird das erst mal nichts.
Da kann man nur neidisch nach Augsburg blicken: 1948 verankerte der Bayerische Landtag im Feiertagsgesetz des Nachbarbundeslandes das Hohe Friedensfest als einen lokalen Feiertag im Stadtkreis Augsburg. Seitdem ist das Fest ein in Deutschland einmaliger, gesetzlicher Feiertag.
Schwörmontag seit 2021 immatrielles Kulturerbe
Davon kann Ulm nur träumen und sich zumindest damit die Tränen trocknen: Seit 2021 hat die Deutsche UNESCO-Kommission neben den Schwörtagstraditionen in Reutlingen und Esslingen auch den Schwörmontag in Ulm in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.