- Wie ist das Kuttelessen in Heubach entstanden?
- Wie werden Saure Kutteln gemacht?
- Was sind Kutteln überhaupt?
- Kutteln sind beliebt - offenbar
In Heubach auf der Ostalb gibt es zwei Fraktionen von Männern: Zum einen solche, die sich fragen, warum man Kutteln essen sollte. Und zum anderen solche, die es wissen. Einer, der es weiß, ist Jürgen Steck: "Das Besondere an Kutteln: Sie schmecken einfach geil. Und wahrscheinlich sind sie auch gesund."
Das finden auch rund 80 weitere Männer, die an einem Samstag im Januar vor dem Heubacher Gemeindehaus Schlange stehen. Sie alle haben sich angemeldet. Ob ihr Name auch wirklich auf der Liste steht, wird am Eingang penibel kontrolliert.

Wie ist das Kuttelessen in Heubach entstanden?
Das jährliche Event ist aus einer Bierlaune entstanden, erinnert sich Thomas Adam, Pfarrer im Ruhestand und Gründervater des Kuttelessens für Männer in Heubach. Bei einem Hefeweizen sei es darum gegangen, dass man(n) leckeres Essen nur bekomme, wenn Frauen es auch mögen. Da Kutteln aber Männersache seien, war schnell klar: Kochen müssen es die Männer selbst.
Gesagt, gekocht. Schon zum 13. Mal in Folge findet das exklusive Essen statt. 80 Männer sollen satt werden. Also: 30 Kilogramm Bratkartoffeln. Dazu 30 Kilogramm Kutteln. Und das kommt an: "Das ist eine der besten Kuttelküchen, die es überhaupt gibt", lobt Klaus Maier, ehemaliger Bürgermeister von Heubach. Auch er hat es auf die Liste geschafft.
Derweil wird in der Küche geschuftet. Schon seit 12 Uhr mittags steht ein Vier-Mann-Team für ihn und die anderen Gäste unter der Regie von Marc Pitschel in der Küche. Von seinen Küchenkollegen wird er liebevoll "Maître de Kuttel" genannt. Das Rezept? Hat er selbst entwickelt. Allerdings: "Das ist mein Geheimnis, und das bleibt's auch."
Traditionsgericht zum Kalten Markt Saure Kutteln aus Ellwangen: So werden sie gemacht
Der Kalte Markt in Ellwangen und Saure Kutteln gehören zusammen, sagt ein ortsansässiger Metzgermeister. Aber warum eigentlich? Und wie werden Kutteln gemacht? Eine Spurensuche.
Rezept: Wie werden Saure Kutteln gemacht?
Details verrät der Maître also nicht, doch soviel sei gesagt: Die schwäbischen, sauren Kutteln werden in der Regel mit viel Essig oder Rotwein in einer Art Eintopf zubereitet. Dazu kommen Brühe und Tomatenmark. In den meisten Rezepten ist eine lange Garzeit vorgesehen. Je länger sie kochen, desto besser - mindestens eine Stunde. Gewürzt wird die Soße in der Regel mit Lorbeerblättern, Pfeffer und Wacholderbeeren. Regional weichen die Rezepte aber oft stark ab.
Saure Kutteln werden traditionell im Winter gegessen. Beim jährlichen Froschkuttelessen am Fastnachtsdienstag in Riedlingen (Kreis Biberach) zum Beispiel. Für so manchen Narren sind Saure Kutteln zur Fasnet nicht wegzudenken. Auch bei anderen traditionellen Festlichkeiten, wie dem Kalten Markt in Ellwangen, gibt es Kutteln.

Was sind Kutteln überhaupt?
Aber was sind Kutteln eigentlich? Als Kutteln werden in der Regel Teile der vier Mägen eines Rindes bezeichnet. Meist werden Pansen oder Netzmagen dafür in Steifen geschnitten. Die ersten Erwähnungen von Innereien als Nahrungsmittel gehen bis auf Homer in der Antike zurück.
Im Mittelalter gab es den "Kuttler", oder auch "Flecksieder", sogar als Beruf. Die Kuttler waren für die Reinigung und Zubereitung der Gedärme zuständig, um daraus Kutteln herzustellen. Der Beruf galt als unreinlich, und die Kuttler mussten am Stadtrand leben.
Als Fleisch immer günstiger wurde, und die Tiere nicht mehr bis zum letzten Rest verwertet wurden, entwickelten sich die Kutteln über viele Jahre zum "Arme-Leute-Essen".

Kutteln sind beliebt - offenbar
Laut dem Magazin "Schmeck den Süden", einer Marketingkooperation des Landes Baden-Württemberg mit ansässigen Gastronomen, werden Kutteln zunehmend beliebter. Auch in Heubach scheint es so, denn für das Kuttelessen 2026 sind schon einen Tag nach dem Essen in diesem Jahr wieder fast alle 80 Plätze reserviert.