Die Kläranlage Erbach nimmt an einem großen Pilotprojekt teil. Es geht einerseits darum, zu zeigen, dass Kläranlagen umweltfreundlicher betrieben werden können. Andererseits will man wertvollen Dünger für die Biolandwirtschaft aus dem Klärschlamm gewinnen.

Pilotprojekt "RoKKa"

Kläranlage Erbach macht aus Abwasser Dünger und Strom

Stand
Autor/in
Stefanie Schmitz
SWR-Aktuell Redakteurin Steffi Schmitz
Isabella Hafner
Isabella Hafner

Eigentlich reinigt eine Kläranlage das Abwasser, doch die in Erbach soll künftig noch mehr können: Nämlich Strom und Grundstoffe für Dünger erzeugen. Und klimaneutral sein.

In der Kläranlage Erbach (Alb-Donau-Kreis) startet das große Pilotprojekt RoKKa (Rohstoffquelle Klärschlamm und Klimaschutz auf Kläranlagen): Es soll zeigen, dass Kläranlagen in Zukunft klimaneutral werden können und zusätzlich Dünger und Rohstoffe für die Landwirtschaft produzieren.

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An dem Projekt beteiligt sind unter anderem das Fraunhofer Institut, das baden-württembergische Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, verschiedene Universitäten sowie mehrere Firmen. Es wird mit über vier Millionen Euro gefördert.

Kläranlagen verbrauchen viel Strom

Kläranlagen sind Stromfresser. In vielen Kommunen ist die Kläranlage der größte Einzelverbraucher von Strom, heißt es in einer Pressemitteilung des Ministeriums. Eine Kläranlage hat damit einen großen CO2-Abdruck - der meiste Strom wird schließlich immer noch nicht CO2-neutral erzeugt.

Dazu kommen noch die Treibhausgase, die die Kläranlage direkt während ihres Betriebs ausstößt: Methan und Lachgas. Das umweltschädliche Methan steckt im Klärschlamm und kann im eigenen Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt werden.

Das gelbe Gerät extrahiert den Stickstoff rechtzeitig aus dem Abwasser in der Kläranlage Erbach, bevor er zu Lachgas wird.
Das gelbe Gerät extrahiert das Lachgas aus dem Abwasser in der Kläranlage Erbach.

Stickstoff im ökologischen Landbau begehrt

Das schädliche Lachgas fällt an, wenn der Klärschlamm biologisch gereinigt wird. Es entsteht bei der Umwandlung von Stickstoff. Dabei ist Stickstoff eigentlich auch viel zu wertvoll, um ihn zu vergeuden, indem er sich in das sowieso problematische Lachgas verwandelt. Stickstoff ist nämlich ein wertvoller Dünger im ökologischen Landbau.

Zumal er wegen des Krieges in der Ukraine auch nicht mehr so leicht und günstig auf dem Markt zu haben ist. In dem Pilotprojekt soll nun dieser Stickstoff rechtzeitig gesichert werden. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Dünger und eine verbesserte Klimabilanz.

Das Phosphor geht aus

Im ökologischen Landbau wird künftig außerdem immer mehr das Mineral Phosphor fehlen. Denn beim Gemüseanbau wird das dem Boden stark entzogen. Gleichzeitig ist es für die Biobauern wichtig, denn es ist ein biologisches Düngemittel.

Im sogenannten Algenreaktor der Kläranlage Erbach werden während des Pilotversuchs aus Klärschlamm Algen gezüchtet. Der enthaltene Phosphor und Stickstoff dient den Wissenschaftlern dazu, ihre Verfahren auszuprobieren.
Im sogenannten Algenreaktor der Kläranlage Erbach werden während des Pilotversuchs aus Klärschlamm Algen gezüchtet. Das enthaltene Phosphor und der Stickstoff dienen den Wissenschaftlern dazu, ihre Verfahren auszuprobieren.

Es steckt in der Gülle - auch in der menschlichen. Also im Klärschlamm. Das Fraunhofer Institut hat ein elektrochemisches Verfahren entwickelt, bei dem Phosphor nun als Dünger zurück gewonnen werden kann. Was das Projekt zeigen soll.

Es gibt in der Kläranlage Erbach auch einen sogenannten Algenreaktor. Während des Pilotversuchs werden darin Klärschlamm aus Algen gezüchtet. Das enthaltene Phosphor und den Stickstoff nutzen die Wissenschaftler, um ihre ihre neuen Verfahren auszuprobieren. Die Algen selbst eignen sich dann als Düngerzusatz.

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