In der Kläranlage Erbach (Alb-Donau-Kreis) startet das große Pilotprojekt RoKKa (Rohstoffquelle Klärschlamm und Klimaschutz auf Kläranlagen): Es soll zeigen, dass Kläranlagen in Zukunft klimaneutral werden können und zusätzlich Dünger und Rohstoffe für die Landwirtschaft produzieren.
An dem Projekt beteiligt sind unter anderem das Fraunhofer Institut, das baden-württembergische Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, verschiedene Universitäten sowie mehrere Firmen. Es wird mit über vier Millionen Euro gefördert.
Kläranlagen verbrauchen viel Strom
Kläranlagen sind Stromfresser. In vielen Kommunen ist die Kläranlage der größte Einzelverbraucher von Strom, heißt es in einer Pressemitteilung des Ministeriums. Eine Kläranlage hat damit einen großen CO2-Abdruck - der meiste Strom wird schließlich immer noch nicht CO2-neutral erzeugt.
Dazu kommen noch die Treibhausgase, die die Kläranlage direkt während ihres Betriebs ausstößt: Methan und Lachgas. Das umweltschädliche Methan steckt im Klärschlamm und kann im eigenen Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt werden.
Stickstoff im ökologischen Landbau begehrt
Das schädliche Lachgas fällt an, wenn der Klärschlamm biologisch gereinigt wird. Es entsteht bei der Umwandlung von Stickstoff. Dabei ist Stickstoff eigentlich auch viel zu wertvoll, um ihn zu vergeuden, indem er sich in das sowieso problematische Lachgas verwandelt. Stickstoff ist nämlich ein wertvoller Dünger im ökologischen Landbau.
Zumal er wegen des Krieges in der Ukraine auch nicht mehr so leicht und günstig auf dem Markt zu haben ist. In dem Pilotprojekt soll nun dieser Stickstoff rechtzeitig gesichert werden. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Dünger und eine verbesserte Klimabilanz.
Das Phosphor geht aus
Im ökologischen Landbau wird künftig außerdem immer mehr das Mineral Phosphor fehlen. Denn beim Gemüseanbau wird das dem Boden stark entzogen. Gleichzeitig ist es für die Biobauern wichtig, denn es ist ein biologisches Düngemittel.
Es steckt in der Gülle - auch in der menschlichen. Also im Klärschlamm. Das Fraunhofer Institut hat ein elektrochemisches Verfahren entwickelt, bei dem Phosphor nun als Dünger zurück gewonnen werden kann. Was das Projekt zeigen soll.
Es gibt in der Kläranlage Erbach auch einen sogenannten Algenreaktor. Während des Pilotversuchs werden darin Klärschlamm aus Algen gezüchtet. Das enthaltene Phosphor und den Stickstoff nutzen die Wissenschaftler, um ihre ihre neuen Verfahren auszuprobieren. Die Algen selbst eignen sich dann als Düngerzusatz.