Der Nachschub an Lebensmitteln für die Tafeln im Land bleibt immer öfter aus. Das liegt vor allem an den Discountern, die weniger Ware abgeben. Im Ostalbkreis versucht man seit rund zehn Jahren, die schwindenden Spenden der Supermärkte zumindest ein wenig abzufedern - mit Erfolg.
"Die Situation ist in den letzten Jahren schlimmer geworden", sagt Tilmann Haug. Der Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft GEBIB betreibt die Tafelläden in Ellwangen, Schwäbisch Gmünd, Bopfingen und Heubach im Ostalbkreis. Die Spenden aus dem Einzelhandel seien seit Jahren rückläufig. Helfen könne man sich aber zum Teil selbst. Ein Lebensmittellager für Zwischenhändler in Aalen-Ebnat (Ostalbkreis) federt die prekäre Lage der Tafeln zumindest ein wenig ab.
Lager in Aalen-Ebnat dämpft Lebensmittel-Knappheit der Tafeln
Dass die Discounter immer weniger Lebensmittel abgeben, liege vor allem an einer präziseren Planung der Supermärkte, erklärt Tilmann Haug. Dadurch werden auch weniger Lebensmittel verschwendet, was Haug zwar gut findet, allerdings komme deshalb auch weniger bei den Tafeln an. "Das hat natürlich für die Tafeln und Kunden einen bitteren Beigeschmack", sagt er.
So steuern Tafeln im Ostalbkreis gegen
Um die Schwankungen der Lebensmittellieferungen an die Tafeln auszugleichen, betreiben mehrere Tafeln in Aalen-Ebnat das sogenannte "Lager Ostwürttemberg". In der Lagerhalle am Ortsrand werden Lebensmittel gesammelt, die gar nicht erst im Supermarkt landen. Vor allem durch direkte Spenden aus der Lebensmittelindustrie und durch Zwischenhändler wird das Lager gefüllt.
25 Jahre Tafelladen Warum die Tafel in Ulm mehr Zulauf erwartet
Der Tafelladen in Ulm wird 25 Jahre alt. Ein Grund zu feiern ist das aber eigentlich nicht. Denn die Einrichtung kümmert sich seit 1998 um ärmere Menschen. Und es werden immer mehr.
"Wir haben schon länger gemerkt, dass das mit dem Einzelhandel unter Umständen zurückgeht und festgestellt, dass es in der Herstellung immer wieder große Mengen an Lebensmitteln gibt, die aus unterschiedlichen Gründen vernichtet werden", so Tilmann Haug. Vor allem nicht schnell verderbliche Lebensmittel lagern hier, wie Sauerkraut und Rotkohl im Glas. Aber auch Kartoffeln eines regionalen Kartoffelbauern sowie Joghurt, den eine Molkerei gespendet hat.
Weil die Chargen der Händler teilweise sehr groß sind, wird das Lager als eine Art Umschlagplatz benutzt. Kleinere Mengen werden dann an die Tafeln weitergegeben. Mittlerweile kämen rund 20 bis 30 Prozent der Lebensmittel der Tafeln in Ellwangen, Schwäbisch Gmünd, Bopfingen und Heubach aus diesem Lager, sagt Haug. Von den Discountern sei man weiterhin abhängig, vor allem was Grundnahrungsmittel, wie zum Beispiel Nudeln und Mehl, angeht. Es betrifft aber auch frische Ware.
Weniger Lebensmittel aber mehr Bedürftige in den Tafeln
Nicht nur schwindende Nahrungsmittelspenden sind für die Tafeln ein Problem: Immer mehr Menschen seien auf die Versorgung mit Lebensmitteln aus den Tafeln angewiesen, resümiert Tilmann Haug. Die Inflation sei zwar rückläufig, die Lebensmittel aber noch immer teuer. "Das trifft natürlich die Ärmsten der Armen am ehesten", sagt er. "Das sind nicht nur Bürgergeldempfänger, sondern auch Menschen, die ein geringes Einkommen haben und aufstocken müssen." Auch viele Flüchtlinge aus der Ukraine haben laut Haug einen Ausweis für die Tafel.
Zahl der Bedürftigen verdreifacht Aalener Tafel: Großer Andrang seit dem Krieg in der Ukraine
Die Tafelläden darben. Manche mussten schon dicht machen, andere nehmen keine neuen Kunden mehr an. Anders in Aalen: Die Tafel bewältigt den Zuwachs durch die Ukraineflüchtlinge gut.
Froh sei man bei den Tafel auf der Ostalb über jede Spende. Jeder könne zum Beispiel beim Weihnachtseinkauf ein bisschen mehr kaufen und einen Teil der Lebensmittel der Tafel überlassen, so Haug.