Berechtigt oder unberechtigt?

Zwei Meinungen: Aufregung nach Polizeieinsatz in Gottesdienst in Bisingen-Thanheim

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Autor/in
Sandra Müller
Sandra Müller ist Redaktionsleiterin beim SWR im Studio Tübingen.
Julia Klebitz
Julia Klebitz Reporterin SWR Aktuell Studio Tübingen Regionalbüro Albstadt

Ein Pfarrer parkt eine Anwohnerin vor der Kirche zu, feiert Gottesdienst und wird währenddessen von Polizisten gebeten, sein Auto umzuparken. Ein Aufreger im Ort und in der Kirche. Zu Recht?

Der Festgottesdienst in Bisingen-Thanheim (Zollernalbkreis) hat aufgrund des Zwischenfalls zwischen katholischer Kirche und Polizei deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Natürlich auch aufgrund der medialen Berichterstattung darüber und weil die Kirche sich über das Erscheinen der Polizei im Gottesdienst beschwert hat. Dass die Polizisten den Gottesdienst unterbrochen haben, hält die Kirche für einen Verstoß gegen Artikel 4 des Grundgesetzes, also gegen die ungestörte Religionsausübung. Doch ist die Aufregung der Kirche berechtigt? Die Meinungen dazu gehen auseinander, auch in der Redaktion des SWR Studio Tübingen.

Gottesdienst als sensibler Raum - Aufregung der Kirche ist berechtigt

SWR Reporterin und Zollernalbkreis-Korrespondentin Julia Klebitz vertritt diese Meinung:

Ja, man kann die Kirche jetzt wieder einmal als weltfremd hinstellen. Nicht nur Gläubige ärgern sich darüber, dass die Polizei in einen Festgottesdienst platzt und ihn stört. Der Anlass? Um den Pfarrer öffentlich am Altar zur Rede zu stellen, weil der falsch geparkt hat. Ich finde, sie ärgern sich zu Recht.

Denn: Es ging um eine zugeparkte Einfahrt. Es war keine Gefahr in Verzug! Mal angenommen, ein Geschäftsmann hat gerade ein wichtiges Meeting. Weil er im Stress war, hat er aber sein Auto ungünstig abgestellt. Welcher Polizist würde da ohne Anmeldung oder Vorwarnung sofort in den Besprechungsraum preschen?

Der Gottesdienst ist dabei ein viel sensiblerer Raum. Hier feiern Menschen ihren Glauben, sind im innigen Austausch mit ihrem Schöpfer. Die Religionsfreiheit ist in Deutschland ein hohes Gut, darauf können die Gläubigen aller Religionen zählen. Und das ist gut so! Man hätte den Pfarrer auch ein paar Minuten später noch belangen können - für sein sehr irdisches Vergehen. 

Die Kirche und der falsch parkende Pfarrer - Aufregung ist unberechtigt

SWR Reporterin und Redaktionsleiterin Sandra Müller hat diese Meinung:

Kinder Gottes! Echt jetzt?! Die katholische Kirche fühlt sich in ihrem Grundrecht auf ungestörte Religionsausübung verletzt und es braucht einen Runden Tisch, weil die Polizei einen falsch parkenden Pfarrer im Gottesdienst gebeten hat, sein Auto wegzufahren? Jesses! Mir erscheint das reichlich überkandidelt.

Denn: Meine Güte! Natürlich ist ein Gottesdienst ein Gottesdienst. Aber das Leben ist das Leben und das spielt halt auch im Gottesdienst mal eine Rolle. Wer nicht lachen kann darüber, dass auch der Pfarrer mal falsch parkt und von der Polizei Besuch kriegt - meinetwegen auch im Gottesdienst - hat es schwer im Leben. Das jedenfalls glaube ich: als Katholikin. Sorry, liebe Kirche!

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