Gottesdienst in Thanheim von der Polizei unterbrochen

Priester parkte falsch

Nach Polizeieinsatz im Gottesdienst: Beamte bedauern Störung

Stand
Autor/in
Judith Hüwelmeier
Die multimediale Reporterin im SWR Studio Tübingen Judith Hüwelmeier

Weil ein Priester in Bisingen eine Anwohnerin zugeparkt hatte, unterbrach die Polizei einen Gottesdienst. Vertreter von Polizei und Kirche haben sich zur Aufarbeitung getroffen.

Rund eine Woche nach dem Einsatz der Polizei in der katholischen Kirche St. Ulrich in Bisingen-Thanheim (Zollernalbkreis) haben sich Vertreter der Kirchengemeinde, der Polizei und des Erzbischöflichen Ordinariats zu einem Austausch getroffen. Das hat das katholische Pfarramt Bisingen mitgeteilt. Der Leiter des Polizeireviers Hechingen bedauert den Vorfall.

Beamte stoppten Gottesdienst, weil der Priester falsch geparkt hatte

Vor anderthalb Wochen hatten zwei Beamte einen Gottesdienst in dem 942-Seelen-Dorf unterbrochen, weil der Priester und ein weiteres Gemeindemitglied eine Anwohnerin zugeparkt hatten, die dringend zur Arbeit musste.

Die Erzdiözese Freiburg kritisierte daraufhin den Einsatz: Die Unterbrechung des Gottesdienstes stelle einen Verstoß gegen Artikel 4 des Grundgesetzes dar, also gegen die ungestörte Religionsausübung. Dieser sei schwerwiegender zu bewerten als die rechtlich problematische Parksituation.

Die katholische Kirche Sankt Ulrich in Bisingen-Thanheim
Während der Feier zu Ehren des heiligen Ulrich, Schutzpatron der Thanheimer Kirche, kamen die Beamten bis zum Altarraum.

Polizeihauptkommissar bedauert den Vorfall

Jetzt also der Austausch. Bei dem Gespräch hätten die Kirchenvertreter erläutert, warum die ungestörte Religionsausübung für gläubige Menschen ein hohes Gut ist. Der Polizeieinsatz sei "trotz der konstruktiven Intention" problematisch gewesen, heißt es in der Pressemitteilung des Pfarramtes.

"Der Leiter des Polizeireviers Hechingen bedauerte den Vorfall ausdrücklich", so das Pfarramt. Man erarbeite Standards, die solche Situationen zukünftig verhindern sollen.

Polizeieinsatz rechtlich unproblematisch

Lutz Jaksche, Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingens, bestätigte gegenüber dem SWR, dass das Gespräch zwischen der Kirche und den am Einsatz beteiligten Beamten verständnisvoll gewesen sei. Man habe nicht die Absicht gehabt, störend in den Gottesdienst einzugreifen. Den Beamten könne man keinen Vorwurf machen.

Denn rechtlich war der Einsatz in Ordnung: Die Staatsanwaltschaft Hechingen, mit der das Polizeipräsidium Reutlingen in Kontakt war, habe keine Tatbestandsmerkmale für eine Störung der Religionsausübung (§ 167) festgestellt, so Jaksche.

Die katholische Kirche Sankt Ulrich in Bisingen-Thanheim
Sein eigener Parkplatz werde häufig verbotenerweise von anderen Gemeindemitgliedern benutzt, erklärte der Priester die Situation.

Störung eines Gottesdienstes ist strafbar

Nach Paragraf 167 des Strafgesetzbuchs wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bestraft, wer den Gottesdienst "absichtlich und in grober Weise stört" oder an einem Ort, der dem Gottesdienst gewidmet ist, "beschimpfenden Unfug verübt".

Auch für den Priester und ein weiteres falsch parkendes Gemeindemitglied hatte der Tag keine rechtlichen Konsequenzen. Die Beamten hätten es bei dem Einsatz in der Kirche belassen, sagt Jaksche.

Mehr zum Thema Falschparken

Leonberg

Zum Tag der Komplimente Falsch geparkt? In Leonberg gibt es nette Strafzettel

In Leonberg verteilte der städtische Vollzugsdienst am 1. März grüne Karten und lobt Autofahrer für richtiges Parken. Wer an diesem Tag falsch parkte, hatte nochmal Glück.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Aichtal

Kein Freifahrschein für wildes Parken Weihnachtsgrüße statt Strafzettel für Falschparken in Aichtal

Die Stadt Aichtal (Kreis Esslingen) macht Autofahrerinnen und Autofahrern in der Vorweihnachtszeit eine Freude: Wer falsch parkt, bekommt kein Knöllchen - sondern ein Geschenk.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Freiburg

Freiburger zeigt in der Freizeit Falschparker an Meinung: Freiburg – ein Paradies für Hilfssheriffs

Dass Leute in ihrer Freizeit Falschparker aufspüren und anzeigen, kann Martin Rupps nicht gutheißen. Bürgerinnen und Bürger beginnen, sich bespitzelt zu fühlen.

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.