Im Wonnemonat Mai feiert die Bundesrepublik Deutschland ihre Verfassung - in diesem Jahr zum 75. Jubiläum. Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz erlassen, nachdem es der Parlamentarische Rat gut zwei Wochen vorher am 8. Mai 1949 beschlossen hatte. Führendes Mitglied in dem Gremium damals: Carlo Schmid. In Tübingen ist ein Gymnasium nach ihm benannt. Dort beschäftigen sich Jugendliche aktuell intensiv mit seinem Leben und ihrem eigenen Verhältnis zum Grundgesetz.
Ein Abend mit Carlo Schmid in Tübingen
Das Grundgesetz wurde in einer anderen Zeit verfasst. Das zeigen nicht nur die Schwarz-Weiß-Fotos von Carlo Schmid, die zum Jubiläum wieder rausgekramt werden. Der SPD-Politiker ist einer der Väter der deutschen Verfassung. Von den Schülerinnen und Schülern der 10d am Carlo-Schmid-Gymnasium in Tübingen könnte er locker der Ur-Großvater sein. Obwohl keiner der Jugendlichen mit Schmid verwandt ist, beschäftigen sie sich in diesem Schuljahr intensiv mit seinem Erbe.
In fünf Gruppen erwecken die Schülerinnen und Schüler Carlo Schmid für einen Abend zum Leben. So entstehen aktuell ein kurzer Film, Interviews mit Jugendlichen in der Rolle als Vater des Grundgesetzes oder szenische Darstellungen zur Entstehung der deutschen Verfassung. Der Carlo-Schmid-Abend soll Anfang Juli stattfinden, sagt Gemeinschaftskunde-Lehrer Leo Bader. Denn der Tag des Grundgesetzes am 23. Mai fällt im Jubiläumsjahr mitten in die Pfingstferien.
So stehen die Jugendlichen zum Grundgesetz
Ferien hin oder her: Das Grundgesetz gilt jeden Tag, auch wenn heutzutage verfassungsfeindliche Kräfte wie die "Reichsbürger" wieder präsenter sind. "Das Grundgesetz ist die Basis unseres kompletten Alltags. Für mich ist es schön, zu wissen, dass es dieses Grundgesetz gibt und dass es diese Basis ist, auf die man sich verlassen kann", sagt Schülerin Anna Faiß bei einem Besuch am Carlo-Schmid-Gymnasium in der Woche vor den Pfingstferien.
Was das Grundgesetz den Jugendlichen bedeutet? "Sicherheit und Freiheit", antwortet Sophie Börschig. Elisar Ibrahim sagt, es sorge dafür, "dass wir alle hier in Deutschland friedlich und gerecht leben können". Mitschüler Melvin Stingel fordert, dass wieder mehr Menschen bewusst werden sollte, was im Grundgesetz steht.
Jugendliche wollen Grundgesetz verteidigen
Seit Februar bereitet sich die Klasse intensiv auf den geplanten Carlo-Schmid-Abend vor. Dabei setzen sie sich auch mit verfassungsfeindlichen Tendenzen auseinander und holen den Namensgeber ihres Gymnasiums in die heutige Zeit. Für einen Kurzfilm schlüpft Johannes Ebinger in die Rolle des Staatsrechtlers auf einer Demonstration für die AfD. Erst vor kurzem hat das Oberverwaltungsgericht Münster mit einem Urteil bestätigt, dass der Verfassungsschutz die Partei als rechtsextremistischen Verdachtsfall führen darf.
Der Gedanke der wehrhaften Demokratie ist eng mit Carlo Schmid verbunden. Er war es, der vom "Mut zur Intoleranz" sprach und zwar denjenigen gegenüber, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen - gegenüber Verfassungsfeinden also. "Allgemein werden die Menschen immer extremer. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir als Land festhalten am Grundgesetz, das vor 75 Jahren geschrieben wurde", beschreibt Johannes Ebinger, wie er die Situation rund um das Jubiläum der Bundesrepublik Deutschland wahrnimmt.
Carlo Schmid: Mr. Grundgesetz und Mr. X
Das Gymnasium der Jugendlichen trägt den Namen Carlo Schmid. Doch bevor sich die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten intensiv mit seinem Leben befasst haben, war ihnen die Bedeutung des SPD-Politikers für die Bundesrepublik eher unbekannt. Heute sagt Schülerin Anna Faiß, dass Carlo Schmid einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass sie sicher ihren Alltag leben kann. Die Jugendlichen werden seinen Namen auch bei kommenden Jubiläen des Grundgesetzes parat haben.