China verkauft mittlerweile mehr ins Ausland als Deutschland. China ist jetzt Exportweltmeister. Das trifft Baden-Württemberg mit einem Exportanteil von 50 Prozent besonders hart. Der Präsident der IHK Baden-Württemberg, Christian Erbe aus Tübingen, fordert im Interview mit dem SWR Gegenstrategien.
Unternehmen blicken sorgenvoll in die Zukunft
Noch sei man sehr gut und solide aufgestellt, sagte Erbe. Aber die deutsche Wirtschaft verliere an Boden. Andere Nationen holen auf. Weder bei den Energiekosten noch beim Fachkräftemangel oder der Bürokratisierung gebe es in Deutschland Verbesserungen, so der IHK-Präsident aus Tübingen. Im Gegenteil: Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft würden immer schlechter. Unter solchen Bedingungen könne die Wirtschaft nicht wachsen, findet Erbe.
"Politische Aktionen schaden der Wirtschaft"
Die Automobilindustrie ist laut IHK-Präsident ein sehr gutes Beispiel, wie die Rahmenbedingungen und politische Aktionen der Industrie schaden. Man habe sich ganz konkret auf die Elektromobilität fokussiert, alle anderen Themen aber außer Acht gelassen, so seine Kritik. Diese Konzentration hält Erbe für kontraproduktiv. Man hätte schauen sollen, welche Technologien es gibt und wie sie sich dann im Wettbewerb untereinander und in den Industrien bewähren. Immerhin sei die Autoindustrie in Deutschland sehr erfahren und gut, was die Verbrennungsmotoren angehe. Der 62-Jährige hält es für schädlich, wenn die Industrie in eine Richtung gezwungen wird.
Wirtschaftsstrategie entwickeln
Erbe ist überzeugt, dass etwas passieren muss. Der Standort Deutschland ist für Unternehmen nicht mehr attraktiv genug. Seiner Ansicht nach braucht es möglichst schnell eine klare Wirtschaftsstrategie - eine Art Agenda 2030, ähnlich der früheren Agenda 2010. Es sei nicht mit Aktionismus oder ein paar kleinen Veränderungen getan, sagte er. Für Erbe ist klar: Deutschland ist in einer Aufholjagd im weltweiten Wettbewerb. Allein in Baden-Württemberg hänge jeder zweite Arbeitsplatz am Auslandsumsatz.
Eklatantes Problem: Wer soll die Arbeit machen?
Das Problem sei offenkundig. Viele Unternehmen finden nicht mehr genügend Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Das gehe teilweise so weit, dass sie weniger produzieren als sie könnten. Die Umsätze sinken laut Erbe dadurch.
Generation Alpha macht Hoffnung
Laut Erbe braucht es generell wieder mehr Leistungsbereitschaft. Man dürfe die Generation Z (das sind die Jahrgänge 1997 bis 2012) jetzt nicht das Ruder übernehmen lassen. Der 62-Jährige freut sich aber über die kommende Generation Alpha (Jahrgänge 2010 bis 2025). In Gesprächen habe er sie als junge Menschen mit großer Leistungsbereitschaft und Begeisterungsfähigkeit kennengelernt. Auf die sollten die Unternehmen nun schauen und sie aus- und weiterbilden.